Er hat Paare getraut, Kinder getauft, Menschen beerdigt. Er hat gepredigt und war Ansprechpartner für die Menschen vor Ort. Er sinnierte über Leben und Tod und den Stellenwert der Kirche. Als geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Kirchengemeinde Nattheim-Ost Fleinheim-Dischingen und Vorsitzender der heimischen Gesamtkirchengemeinde war Bernhard Philipp verbunden mit dem Härtsfeld und mit den Menschen. Nun verabschiedet er sich nach 15 Jahren.
An solch einem Abschied lohnt sich ein Rückblick. Bernhard Philipp kam 1961 in Kassel zur Welt. Er wurde in eine Theologen-Familie hineingeboren, der Vater Pfarrer, die Mutter Theologin. Er wuchs in Lübeck auf und macht dort auch sein Abitur. Dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, war nicht klar. „Meine Eltern haben mich hier in keine Richtung gedrängt“, sagt er.
Pfarrer Philipp kam 2009 nach Nattheim
Nach dem Theologie-Studium und seiner ersten Pfarrstelle in Murr an der Murr kam Bernhard Philipp 2009 nach Nattheim. 15 Jahre lang war er hier auf dem Härtsfeld tätig. Und was sagt ein Pfarrer nach einem Berufsleben, das er Gott, der Kirche und den Menschen widmete? Welches Resümee zieht jemand, der die bröckelnden Strukturen der kirchlichen Welt hautnah erlebt?
„Das, was die Kirche war, ist sie nicht mehr und kann sie auch nicht bleiben“, sagt Pfarrer Philipp. Die Kirche müsse sich aufs Wesentliche besinnen und bei den Menschen sein, nahe an ihrer Welt und ihren Problemen. Das habe er immer versucht. Zu spüren, dass der Glaube Menschen tragen kann, war eine wesentliche Erfahrung seines Berufslebens. Ohnehin, es waren die Begegnungen, die sein Leben und Wirken in Nattheim so wertvoll gemacht haben.
Abschiedsgottesdienst am 10. November
Auch wenn der näher rückende Abschied für etwas Wehmut sorgt, freut sich Pfarrer Philipp auf den Ruhestand. Er lässt die Gemeinde guten Gewissens zurück, wie er sagt. Am Sonntag, 10. November, verabschiedet er sich im Rahmen eines Gottesdienstes in der Martinskirche. Beginn ist um 15 Uhr.
Dann geht eigentlich alles ganz schnell. Denn kurz darauf wird der Möbelwagen anrollen. Für Pfarrer Philipp und seine Frau geht es zurück an die erste Wirkungsstätte nach Murr an der Murr. „Das ist nach meiner Frau meine zweite große Liebe“, sagt Pfarrer Philipp.
Pfarrstelle bleibt vorerst unbesetzt
Die Brücken nach Nattheim sollen aber nicht abreißen. Es gibt Freundschaften und persönliche Beziehungen, die die Verbindung aufrechterhalten werden. Und als Fan und FCH-Dauerkartenbesitzer werden die Besuche im Stadion ein weiteres festes Band sein.
Wann und ob die Pfarrstelle in Nattheim neu besetzt wird, steht noch nicht fest. Bislang hatte offenbar noch niemand Interesse bekundet.