Ein Instrument mit Geschichte: Die Auernheimer Orgel wird 200 Jahre alt
Ein rundes Jubiläum kann die Auernheimer Kirchengemeinde in diesem Jahr feiern: Seit 200 Jahren erklingt in der schönen Barockkirche diese Orgel. Im Jahre 1823 wurde die einmanualige Schleifladenorgel erbaut, die noch fehlenden letzten Register wurden 1824 nachträglich eingebaut. 1.300 Gulden kostete das Instrument, eine Menge Geld in der damaligen Zeit, größtenteils finanziert aus den Erträgen des Heiligenwalds.
Eine Inschrift am Spieltisch der Orgel besagt: "Verfertiget nach dem Plan des Herrn Johann Evang. Reitter, Pfarrer zu Aurnheim, von M. Schultes, Orgel- u. Instrumentenmacher, im Schloss Neresheim".
Der Orgel- und Instrumentenmacher Michael Schultes war ein Schüler des berühmten Orgelbaumeisters Johann Nepomuk Holzhay aus Ottobeuren, der der Erbauer der Hauptorgel in der Abteikirche in Neresheim war. Die Orgel ist eine so genannte Schleifladenorgel. Der Vorteil dieser mechanischen Orgeltrakturen gegenüber pneumatischen oder elektrischen Orgeln ist, dass man beim Spielen durch einen gewissen Druckpunkt den Ton in den Fingerspitzen spürt.
Orgel mit 13 Registern
Die denkmalgeschützte Orgel hat 13 Register und eine Kopplung mit Manual und Pedal. Der Choralbass wurde 1954 nachträglich eingebaut. Im Orgelgehäuse sind insgesamt 630 Pfeifen untergebracht. Die größte Pfeife ist 2,50 m lang, die kleinste misst gerade 5 cm. Sechs Register haben Pfeifen aus Holz, sieben Register sind mit Zinnpfeifen ausgestattet. Die heute erklingenden Pfeifen stammen fast alle noch original aus dem Jahr 1823, bis auf das Prinzipalregister, das sogenannte Orgelprospekt, also die Pfeifen, die vorne an der Orgel sichtbar sind. Diese großen Zinnpfeifen wurden im Kriegsjahr 1915 ausgebaut, eingeschmolzen und das Zinnmaterial für Kriegszwecke verwendet. Nach dem Ersten Weltkrieg, im Jahr 1919, wurden dafür Blechpfeifen angefertigt und eingebaut, die allerdings auch einen blechernen Ton erzeugten.
Renovierung 1954
Bei der Orgelrenovierung im Jahr 1954 wurden sie wieder durch echte Zinnpfeifen ersetzt. Damit wurde der weiche Klang des Gesamtwerks der Orgelregister wiederhergestellt. Bis heute erfreut der Klang dieser kleinen, aber kostbaren Orgel die Gottesdienstbesucher in Auernheim. Möge die Orgel noch mindestens 200 weitere Jahre zur Freude der Organisten und der Gläubigen erklingen, dies der Wunsch der Kirchengemeinde.
Am Sonntag, 22. Oktober, um 17 Uhr wird das Jubiläum mit diesem Konzert gefeiert: Mit Orgel, Sopran und Bariton sind der Heidenheimer Organist Sören Gieseler, die Sopranistin Johanna Ganzenmüller sowie der Bariton Gerrit Illenberger zu erleben. Die drei Künstler verbindet ihre gemeinsame Zeit im Neuen Kammerchor Heidenheim. Das Programm mit Werken von Schütz, Bach, Haydn, Mendelssohn-Bartholdy, Mozart und anderen führt durch die Epochen der Kirchenmusik von Barock bis Moderne. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen.