Brand

Nach dem Großbrand vergangenes Jahr: So blickt die Fleinheimer Landwirtsfamilie Schauz nach vorn

Ein Schicksalstag: Am 26. Mai vergangenen Jahres stand der Hof der Familie Schauz in Flammen. Wie geht es ihnen heute – und wie blicken sie in die Zukunft?

Es ist der 26. Mai 2023. Ein dunkler Tag für Familie Schauz. Ein Tag, den sie nie wieder vergessen werden. Mehr noch: Der Tag hat ihr Leben geteilt – in eine Zeit vor dem Brand und eine Zeit nach dem Brand. Denn seitdem ist alles anders.

Rückblick. Es ist noch morgens, Marianne und Frieder Schauz sind unterwegs. In Triesdorf findet eine Infoveranstaltung statt. Die Familie will sich vorbereiten, denn Sohn Max möchte fortan in die elterliche Landwirtschaft einsteigen. Max wartet bereits vor Ort, die Eltern sind kurz vor Triesdorf, als der Anruf kommt. Am Telefon erfahren sie, dass ihr Stall im Ortskern von Fleinheim in Flammen steht. Ein Schock. Die Familie dreht sofort um. Spätestens ab jetzt läuft alles wie im Film. „Man realisiert nicht, man funktioniert nur noch“, sagt Marianne Schauz im Rückblick.

Familie hat unheimlich viel Mitgefühl und Hilfe erfahren

Das Feuer, das im Milchviehstall der Familie wütet, greift auch auf das nebenstehende Wohnhaus über. Binnen kürzester Zeit sind die Feuerwehren und Rettungskräfte vor Ort. Eine Schar Helfer versammelt sich. Das ganze Dorf hilft zusammen. Noch bevor Max, Frieder und Marianne Schauz wieder zu Hause ankommen, ist eine ganze Hilfs-Maschinerie angelaufen. An ihrem wohl dunkelsten Tag erfährt die Familie unheimlich viel Mitgefühl und Zusammenhalt.

Alle Tiere der Familie Schauz konnten glücklicherweise gerettet werden. Foto: Dennis Straub

Die einen retten Tiere aus dem Stall, jemand anderes bringt die Großmutter aus dem Obergeschoss des Wohnhauses in Sicherheit. Das Feuer ist nicht leicht unter Kontrolle zu bekommen. Auf einem Hof gibt es viele Rohstoffe, die schnell Feuer fangen können. Der Wind tut sein Übriges.

Frieder Schauz will „Danke sagen“

Noch heute sind die Spuren des Brandes sichtbar. Der verkohlte Dachstuhl des Stalles ist stiller Zeuge dieses Schicksalsschlags und erinnert die Familie jeden Tag aufs Neue an das große Unglück. Das Obergeschoss des Wohnhauses wurde mittlerweile saniert. Ihre 30 Milchkühe mit Nachzucht versorgt die Familie noch immer auswärts. Noch am Brandtag stellt ein Landwirt aus Dunstelkingen seinen stillgelegten Stall samt Melkstand zur Verfügung. „Er hat nicht gezögert, er hat sofort Ja gesagt“, erzählt Frieder Schauz. Für diese Hilfe ist die Familie unendlich dankbar.

Ohnehin: „Das einzig Gute, das man aus diesem Brand ziehen kann, ist das Wissen um die vielen Freunde und Helfer“, sagt Max Schauz. Mutter Marianne, Vater Frieder und Sohn Max treibt dies noch heute Tränen in die Augen. Frieder Schauz: „Für die unglaubliche Hilfe möchten wir von Herzen Danke sagen.“

Immenser Druck: Wie geht es weiter?

Familie Schauz hatte von einem Tag auf den anderen ihre Existenz verloren. Frieder und Marianne Schauz standen vor der Asche ihres Lebenswerks. Zur Brandursache wurde lange geforscht, inzwischen geht man davon aus, dass ein technischer Defekt das Feuer ausgelöst hat. Genaueres kann niemand sagen.

Seit dem Brand lastet enormer Druck auf der Familie. Um die Tiere in der Notunterkunft zu versorgen und zu melken, fährt die Familie mindestens zweimal am Tag nach Dunstelkingen. Ein Kraftakt. Denn hier bleibt viel Zeit auf der Strecke. Parallel lastet der psychische Druck, die Frage: Wie geht es weiter?

Max (links) und Frieder Schauz blicken nach dem Großbrand auf ihrem Hof nach vorn. Foto: Dennis Straub

In den Mühlen der Bürokratie

Denn nach dem Brand ist die Familie in die Mühlen der Bürokratie geraten. Chemiker, Sachverständige, Statiker, die Kriminalpolizei: Monatelang waren unzählige Menschen auf ihrem Hof. Parallel musste an einem Wiederaufbau oder an einem Neubau gearbeitet werden. Behörden, Versicherungen, Gutachter – wer schon einmal Berührung hatte, weiß: Hier geht alles oft langsamer. Ein zäher Weg für die Familie. Das kostet Nerven.

Heute steht fest: Die Familie will ihre Existenz wieder aufbauen – und plant einen neuen Milchviehstall. Dieser soll außerhalb Fleinheims entstehen, im Gebiet Beeräcker. Das Bauvorhaben wurde bereits vom Gemeinderat genehmigt, in der Sitzung am Donnerstag geht es nun um bauliche Anpassungen – die einzelnen Bauten sollen größer werden als im ersten Plan vorgesehen. Neben dem Beschluss des Gemeinderats stehen noch Entscheidungen weiterer Genehmigungsbehörden aus, ebenso eine letzte und endgültige Aussage der Versicherung.

Neubau eines Milchviehstalls geplant

Im Detail will Familie Schauz einen Milchviehstall mit Dunglege und Güllegrube sowie eine Futterhalle und eine Maschinenhalle bauen. Im Zuge des Neubaus will und muss die Familie den Hof vergrößern. Max Schauz erklärt: „Um bestehen zu können, muss das sein.“

Wann genau das realisiert werden kann, ist noch offen. Die Familie hofft aber, dass vielleicht im Frühjahr Baustart sein könnte. Dann wären seit dem Brand zwei Jahre vergangen. Max Schauz sagt: „Es wäre wirklich Zeit, dass wir wieder normal arbeiten können, dass wir nach vorne schauen können. Und dass unsere Tiere wieder nach Hause kommen können.“

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