Ohne Frage, es war ein herber Einschnitt für Nattheim: Gut zehn Jahre ist es nun her, dass die Härtsfeldgemeinde zusehends auf den Wegfall ihres Haupt- und Werkreal-Status zusteuerte. 2013 konnte aufgrund rückläufiger Schülerzahlen erstmals keine neue fünfte Klasse gebildet werden. Die Sekundarstufe schlich nach und nach trotz reger Bemühungen aus.
In diesem Zusammenhang wurden an der Wiesbühlschule Räumlichkeiten frei. „Wir hatten letztlich 15 leere Klassenzimmer“, erinnert sich Nattheims Bürgermeister Norbert Bereska. Wie sollte man diese künftig sinnvoll nutzen? Vorhandene Bausubstanz einfach leer stehen lassen? Ideen mussten her.
Von der Schule zum Bildungszentrum entwickelt
Über die Jahre ist rund um und aus der Wiesbühlschule ein Bildungszentrum entstanden, wie es die Gemeinde selbst nennt. Ein Areal, das Kindern, aber auch Erwachsenen gehört – und das Bildung und Betreuung an einem Ort bündelt. Seit fünf Jahren besteht das Bildungszentrum nun in seiner heutigen Form. Es lohnt sich ein Blick: Wer ist hier alles zu Hause?
Herzstück blieb auch nach dem Wegfall der Sekundarstufe der Schulbetrieb. Hier am Wiesbühlzentrum ist nach wie vor die Primarstufe, also die Klassen 1 bis 4, untergebracht. Hauptamtsleiter Mathias Hauf sagt: „Die Klassen sind stabil zweizügig.“ Für die Kinder gibt es eine Ganztagsbetreuung. Diese wird offenbar immer beliebter. Essen können die Schüler in der Mensa in der benachbarten Gemeindehalle. Sowohl in diese als auch in die Ramensteinhalle führen Verbindungsgänge.
Schulsozialarbeit, Volkshochschule, Familienzentrum, Bibliothek
Auch die Schulsozialarbeiterinnen nutzen Räume in der Wiesbühlschule – um vor Ort präsent zu sein. Zudem ist das Familienzentrum hier beheimatet. Mit seinen unterschiedlichen Akteuren will es Netzwerk und Anlaufstelle sein für Themen rund um Familie. Eine öffentliche Bibliothek gibt es auch.
Wir hatten letztlich 15 leere Klassenzimmer.
Nattheims Bürgermeister Norbert Bereska
Die fusionierte Volkshochschule Nattheim-Dischingen nutzt hier Räume und schafft Möglichkeiten der Weiterbildung. Kochkurse in der Schulküche sind etwa sehr gefragt, wie Leiterin Silvia Haas wissen lässt. Und nicht zu vergessen: Es gibt auch noch zwei Räume, die Vereinen zur Verfügung stehen. Unterm Strich: Für die verschiedenen Einrichtungen wurde mehr Platz geschaffen – und teils auch eine bessere Infrastruktur.
Große Veränderung: katholischer Kindergarten ist eingezogen
Die größte Veränderung gab es durch den Einzug des katholischen Kindergartens St. Michael ins Wiesbühlzentrum. Dieser war zuvor an der Goethestraße zu Hause. Nachdem für den in die Jahre gekommenen Kindergarten ein Neubau im Raum gestanden war, fiel der Entschluss für einen Umzug ins Wiesbühlzentrum. Und wenn man den Bereich nun zusammen mit dem benachbarten Timba-Kindergarten, mit Hallen, Schulsportplatz und Bad betrachtet, ist hier eine ganze Einheit entstanden.
Vor Ort waren einige bauliche Anpassungen notwendig. Vor allem in die Umfunktionierung für den Kindergarten hatte die Gemeinde Geld zu investieren. In das Bildungszentrum flossen insgesamt gut 6,5 Millionen Euro, wie Bürgermeister Norbert Bereska sagt. Nach Abzug der Fördergelder hatte die Gemeinde noch gut eine Million Euro selbst zu tragen, so der Schultes.
Schulstraße wurde saniert und teils als Einbahnstraße ausgewiesen
Die Veränderungen im Wiesbühlzentrum zogen noch weitere bauliche Neuerungen in Nattheim nach sich. So wurde an der Goethestraße schließlich der alte katholische Kindergarten abgerissen. Es entstand Platz für Neubauten. Heute stehen hier zwei Häuser mit jeweils neun Wohnungen.
2022/23 wurde dann auch die Schulstraße saniert. Im Zuge dessen wurde die Verkehrsführung geändert. Heute ist die Schulstraße im Bereich des Wiesbühlzentrums Einbahnstraße. Das Verkehrsaufkommen durch abholende Eltern war so hoch gewesen, dass die Gemeinde hier Handlungsbedarf gesehen hatte.
Geheizt wird mit einem Blockheizkraftwerk
Geheizt wird das Wiesbühlareal übrigens über ein Blockheizkraftwerk, das in der Gemeindehalle steht. Unterm Strich zeigt sich: Eine Bündelung und Zentralisierung kann Synergien ermöglichen. Bürgermeister Bereska resümiert: „In das Bildungszentrum zu investieren, war absolut richtig so. Nicht zuletzt die Nähe zu Sporthallen und Schwimmbad schafft so viele Möglichkeiten.“