Unser Leben ist vernetzt. Wir alle sind längst auf ein leistungsfähiges Internet angewiesen. Die Kommunen sind hier nicht selten vor Herausforderungen gestellt. Der Breitbandausbau beschäftigt auch die Gemeinde Nattheim. Im Rathaus ist Gerold Busch für dieses Thema zuständig. Er kennt den aktuellen Stand – und gibt Auskunft.
Der Breitbandausbau beschäftigt Nattheim wie alle anderen Kommunen auch. Gefühlt ist es eine unendliche Geschichte. Und wer sehnlichst auf seine schnellere Leitung wartet, tut sich schwer mit Geduld. Bringen Sie uns auf den aktuellen Stand: Wie läuft der Ausbau?
Gerold Busch: Der Rohrleitungstiefbau und Glasfasereinzug ist in Fleinheim weitestgehend erledigt. In Nattheim geht der Rohrleitungstiefbau dem Ende zu, der Glasfasereinzug steht noch an. In Auernheim und Steinweiler ist der Rohrleitungstiefbau seit September 2024 am Laufen. Anschließend kann auch da der Glasfasereinzug erfolgen. Es geht langsamer als gedacht, aber alle Projektbeteiligten arbeiten konzentriert an der Umsetzung.
Was ist das Ziel der Gemeinde?
Das Ziel ist die flächendeckende Breitbandversorgung in der Gemeinde Nattheim bei Ausschöpfung aller Möglichkeiten, die sich bieten.
Lassen Sie uns das genauer anschauen. Es gibt den geförderten Ausbau, für den die Gemeinde Nattheim 90 Prozent der Kosten erstattet bekommt. Hier werden sogenannte „weiße Flecken“ mit Internet versorgt. Können Sie uns das erklären?
Als „weiße Flecken“ gelten Gebiete, die eine Downloadgeschwindigkeit von weniger als 30 Mbit/s haben. Diese sind oft in ländlichen Regionen, in denen ein privatwirtschaftlich gestützter Ausbau bislang nicht gelungen ist. Das sind in Nattheim rund 220 Anschlüsse. Die Bundesregierung hat sich im Rahmen ihrer Gigabit-Strategie das ehrgeizige Ziel gesetzt, Deutschland bis 2030 flächendeckend mit Glasfaser zu erschließen. Deshalb gibt es das bundesweite Förderprogramm „Weiße Flecken“ und natürlich soll auch Nattheim als attraktiver Wohn- und Gewerbestandort flächendeckend schnelles Internet nutzen können.
Spezielles Bild in Auernheim: Bürger der einen Straßenseite werden im Rahmen dieses Programms versorgt, Bürger der gegenüberliegenden Straßenseite nicht. Irrsinn?
Die räumliche Abgrenzung der Förderung ergibt sich aus den Förderprogrammen. Es ist stellenweise schon schwer verständlich und schwer erklärbar gegenüber der Einwohnerschaft. Einerseits kann aus finanziellen Gründen nicht alles gefördert werden, andererseits hätte man manchen Hausanschluss auch gerne einfach angeschlossen gehabt.
Wie werden die anderen Bürger versorgt werden?
Die rund 1900 Hausanschlüsse, die nicht zu den „weißen Flecken“ gehören, werden durch den sogenannten eigenwirtschaftlichen Ausbau der NetCom BW mit schnellem Internet versorgt werden.
Das heißt, der Breitbandausbau läuft zweigleisig und auch zeitlich parallel? Einmal gefördert vom Bund und einmal auf Firmeninitiative.
Beide Projekte laufen derzeit parallel. Beim Rohrleitungstiefbau sind jedoch die „weißen Flecken“ der Gemeinde hoffentlich in 2024 durch und der eigenwirtschaftliche Ausbau der NetCom BW beginnt voraussichtlich 2025.
Kann man einen zeitlichen Horizont festlegen: Wann haben alle Bürger Nattheims eine Gigabit-Leitung?
Ich tippe auf das Jahr 2027.
Teils sind durch die erforderlichen Baumaßnahmen zum Ausbau Straßen und Gehwege aufgerissen oder teils bereits geschottert: Wie lange ist hier noch mit Beeinträchtigungen zu rechnen?
Bis zum Einsetzen des Winters sollten die Rohrleitungen für die „weißen Flecken“ gelegt sein und erhalten hoffentlich auch noch die Deckschicht. Für die weiteren Maßnahmen ist dann kein Tiefbau mehr notwendig.
Hand aufs Herz: Gerade bei dieser Technologie tut sich unheimlich viel. Sprich: Investitionen und Baumaßnahmen in diesem Bereich werden Sie noch lange weiter beschäftigen, nicht?
Das Thema ist ein Dauerbrenner. Schnelles Internet mit Glasfaser im Gigabitbereich (1000 Mbit/s) wird in fünf bis zehn Jahren der technische Standard in der Telekommunikation sein. Glasfaser wird dann genauso normal sein wie Wasser und Strom.