Mathematik und Korallen haben auf den ersten Blick nur wenig gemeinsam. Fügt man dieser Mischung dann auch noch die Kunst des Häkelns hinzu, scheint das Sammelsurium gar keinen Sinn mehr zu ergeben. Doch weit gefehlt: Eine weltweit bestehende und sich ständig weiterentwickelnde Kunstaktion zeigt unzählige gehäkelte Korallen – allesamt auf Basis der sogenannten hyperbolischen Geometrie. Doch dazu später mehr. Zunächst geht es nach Nattheim, wo am Sonntag, 12. Januar, die Alte Schule im Zeichen der Koralle stehen wird, sowohl der echten als auch der gehäkelten. Die Nattheimer Vereine laden zum Tag der offenen Tür ein.
Ausschlaggebend für das diesjährige Motto war der Dokumentarfilm über die Nattheimer Korallen, den der Museumsverein Geschichtswerkstatt anlässlich der Heimattage 2024 auf dem Härtsfeld initiiert hatte. Auf den ist der Verein durchaus stolz: „Mit dem Film haben wir etwas angestoßen. Über die Nattheimer Korallen wird wieder gesprochen“, sagt der Vorsitzende Günther Paschaweh.
Klimawandel und Korallenbleiche
Als Fundort für seine 150 Millionen Jahre alten, versteinerten Korallen ist Nattheim bekannt – und daher quasi prädestiniert für die Teilnahme an dem Projekt „Crochet Coral Reef“, zu Deutsch „Gehäkeltes Korallenriff“. Initiiert im Jahr 2005 von zwei Schwestern aus Australien, Christine und Margaret Wertheim, soll das Projekt einerseits auf die Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Korallenbleiche aufmerksam machen, andererseits eine Brücke von der Mathematik zur Biologie schlagen.
Die Wertheim-Geschwister berufen sich auf die eingangs genannte hyperbolische Geometrie, deren biologische Inkarnationen sie in Korallen, Seetang und anderen Meeresbewohnern sehen. Gekräuselte Linien und gerüschte Formen findet man am Meeresboden zuhauf – „diese nachzuahmen lasse sich am besten durch Häkeln darstellen“, erklärt Brigitte Bayer von der Chronikgruppe Fleinheim das Credo der Wertheim-Schwestern.
In Nattheim haben sich so einige Menschen an genau diesem hyperbolischen Häkeln versucht. Rund 21 Freiwillige haben insgesamt 350 Korallen in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Größen gehäkelt. Das „Riff“ bildet das Herzstück des Tages der offen Tür in der Alten Schule und kann am Sonntag freilich besichtigt werden.
Damit ist Nattheim offiziell Teil des Projekts „Crochet Coral Reef“, an dem sich weltweit bereits mehr als 20.000 Menschen beteiligt haben. Wenn es nach Brigitte Bayer geht, kann diese Zahl gerne noch um ein paar Nattheimerinnen und Nattheimer ergänzt werden. „Hier soll das ein wachsendes Riff sein.“ Falls sich jemand berufen fühle, gehäkelte Korallen beizusteuern, sei dies absolut erwünscht.
Wiesbühlschüler zeigen Unterwasser-Dioramen
Das Korallenthema zieht sich auch durch die Arbeiten der Schülerinnen und Schüler der 3. und 4. Klasse der Wiesbühlschule. Diese haben Korallenriffe und Unterwasserwelten in Schuhschachteln als kleine Dioramen gebastelt. Wer dann immer noch nicht genug von Korallen hat, kann sich den ganzen Tag der offenen Tür über den Dokumentarfilm über die Nattheimer Korallen anschauen – der wird erstmals der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Das Programm in der Alten Schule
Die Alte Schule öffnet ihre Türen am Sonntag, 12. Januar, ab 14 Uhr. Die Schülerinnen und Schüler der Wiesbühlschule präsentieren die Ergebnisse ihrer Forschungsarbeit ab 14.15 Uhr sowie ab 15.30 Uhr. Märchenerzählerin Carmen Stumpf spricht ab 15 Uhr und ab 16 Uhr. Ab 16.30 Uhr lädt der Liederkranz zu einem Liedvortrag ein.
Das weitere Programm am Sonntag: Zusammen mit den Landfrauen können Kinder aus Salzteig Korallen modellieren, der Museumsverein Geschichtswerkstatt zeigt seinen Korallen-Dokumentarfilm in Endlosschleife und die Modellbahner Nattheim präsentieren ihre Modelleisenbahn-Anlage. Für das leibliche Wohl sorgen der Liederkranz sowie der Schwäbische Albverein. Im Foyer ist das Nattheimer Korallenriff als Häkelkunstwerk zu sehen.