Nicht nur für Fernfahrer: Wer wäscht im Selbstbedienungs-Waschsalon an der Tankstelle bei Nattheim seine Wäsche?
„Schatz, ich geh‘ tanken.“ „Kannst du eine Ladung Wäsche mitnehmen?“ Eine Konversation wie diese mag ungewöhnlich klingen, ist sie aber nicht – zumindest nicht im Kreis Heidenheim. Auf dem Autohof bei Nattheim gegenüber der Ausfahrt zur A7 gibt es seit Kurzem ein neues Angebot: ein Selbstbedienungs-Waschsalon im Freien, direkt neben den Zapfsäulen.
Das Konzept ist im Grunde selbsterklärend: Die Station verfügt über mehrere Maschinen mit erhöhter Kapazität, bis zu 20 Kilogramm. Waschmittel muss niemand selbst mitbringen, dieses wird beim Waschvorgang automatisch hinzugegeben. Hinter dem Angebot steckt die ME Group Germany. Insgesamt 150 Waschstationen gibt es laut dem Unternehmen in Deutschland – Tendenz steigend, wie Sebastian Birck berichtet. Er betreut innerhalb der ME Group nationale Tankstellenkunden sowie Autohöfe, darunter den in Nattheim.
Platz für Teppiche und Gartenmöbel-Polster
„Der Grundgedanke war natürlich, dass vor allem Lkw-Fahrer, die tage- und wochenlang auf der Straße unterwegs sind, auf Autohöfen ihre Wäsche waschen können“, so Birck. Der Bedarf dafür sei durchaus da, man habe jedoch festgestellt, dass zunehmend auch Anwohnerinnen und Anwohner ihre Wäsche an der Tankstelle waschen wollen.
Warum? „Zeit spielt da eine große Rolle“, findet Birck. Die Maschinen der Station würden den Wasch- beziehungsweise Trocknungsvorgang deutlich schneller abschließen als Modelle in Privathaushalten. Die Größe der Trommeln veranlasst laut Sebastian Birck zudem viele Menschen, darin insbesondere große Gegenstände wie etwa Teppiche oder Polster für Gartenmöbel zu reinigen.
In den Hochphasen der Corona-Pandemie hätten sich die im Freien aufgestellten Waschstationen wachsender Beliebtheit erfreut, schließlich sei es dort leichter gewesen, Abstand zu halten. „Für den Standort selbst bedeutet das in erster Linie ein Zusatzgeschäft. Dadurch soll die Verweildauer der Kunden erhöht werden. Die Wartung übernehmen komplett wir“, erläutert Sebastian Birck. Generell spiegle diese Entwicklung eine Tendenz wider: weg vom reinen Zapfstellengeschäft, hin zu einer Art „Service-Hub“, an dem mehrere Dienstleister vereint sind.
Mindestens fünf Waschgänge pro Tag müssen stattfinden, damit sich das Geschäft rentiert. In Nattheim scheint das Konzept aufzugehen – das Unternehmen sei zufrieden mit der Entwicklung, wenngleich der deutsche Markt dem Angebot etwas schüchtern gegenüberstehe, wie Birck zugibt. „Die Holländer sind da in Europa Vorreiter.“ In Deutschland würden Waschstationen zu 50 bis 60 Prozent von klassischen Fernfahrern genutzt werden, der Rest setze sich aus Menschen zusammen, die in der Region wohnen.
Angebot auf Autohöfen: von Fotokabinen bis Hundewaschstellen
Neben Outdoor-Waschsalons betreibt die ME Group unter anderem Fotokabinen und Hundewaschstellen – stets in direkter Nähe zu Tankstellen. „Eigentlich passt von unseren Konzepten nichts zusammen“, gibt Birck zu. Der rote Faden bestehe darin, dass sich sämtliche Angebote aus automatisierten Dienstleistungen zusammensetzen. Gerade in Zeiten steigender Personalkosten würden diese immer beliebter werden.
ME Group: vor allem durch Fotoautomaten bekannt
Ihre Ursprünge hat die ME Group eigentlich im Bereich Fotoautomaten. Unter dem Namen Photo-Me im Jahr 1946 gegründet, wurde das Unternehmen vergangenes Jahr in die ME Group International umbenannt, zu der unter anderem die ME Group Germany gehört.
CEO Serge Crasnianski hat seinerzeit das Unternehmen Key Independent System (KIS) gegründet, welches unter anderem für kompakte Maschinen bekannt ist, mit denen Schlüssel nachgemacht werden. Unter dem Namen „Revolution“ betreibt die ME Group jene Selbstbedienungs-Waschsalons im Freien.