Interview

Norbert Bereska tritt nicht erneut als Nattheims Bürgermeister an

Seit über 30 Jahren ist Norbert Bereska Bürgermeister von Nattheim. Kommendes Jahr wird er einen Schlussstrich ziehen. Bei der nächsten Wahl will Bereska nicht mehr antreten. Im Interview erklärt er, warum vier Amtszeiten keinesfalls zu viele waren.

Wer ab den 90ern geboren wurde, kennt als Nattheims Gemeindeoberhaupt im Prinzip nur ein Gesicht: das von Norbert Bereska. Seit nunmehr 31 Jahren leitet der 66-Jährige als Bürgermeister die Geschicke der Härtsfeldgemeinde. In gut einem Jahr ist damit Schluss. Bereska will nach vier Amtszeiten nicht mehr antreten. Im Interview erklärt er, warum drei Jahrzehnte als Schultes keinesfalls zu viel waren.

Herr Bereska, vor zwei Jahren haben Sie inoffiziell erklärt, dass diese Amtszeit Ihre letzte sein wird. Jetzt ist es offiziell?

Norbert Bereska: Ja, ich habe den Gemeinderat informiert. Im März werden wir einen Zeitplan festlegen. Ich denke, es ist wichtig, nach außen hin frühzeitig zu zeigen, dass diese Stelle frei wird, damit gute Kandidatinnen und Kandidaten es sich überlegen können.

Als Ihr Entschluss noch nicht spruchreif war, meinten Sie, dass es unvorteilhaft sein könnte, zu früh damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Dass einem scheidenden Bürgermeister vielleicht weniger Respekt entgegengebracht werden könnte. Getreu dem Motto: Der ist eh bald weg.

In Nattheim wäre das möglicherweise gar nicht passiert. Aber in anderen Gemeinden, in denen Bürgermeister ihre Entscheidung, nicht erneut zu kandidieren, zu früh verkündet haben, ist oft alles kunterbunt verlaufen.

In Gemeinden, in denen Bürgermeister ihre Entscheidung, nicht erneut zu kandidieren, zu früh verkündet haben, ist oft alles kunterbunt verlaufen.

Norbert Bereska über das richtige Timing

Sie machen sich in ihrem letzten Jahr also keine Sorgen über mangelnden Respekt?

Eher im Gegenteil. Ein Beispiel: Seit einiger Zeit ist es ja wieder möglich, Senioren an ihren Geburtstagen zu besuchen. Manche von ihnen haben mich dabei gefragt, ob ich wieder kandidiere und gesagt, dass ich das eigentlich tun müsse.

Am Ende Ihrer vierten und letzten Amtszeit werden Sie 32 Jahre lang Bürgermeister gewesen sein. Ist das zu lange?

Das kommt immer auf die Gemeinde an. Für mich persönlich und für meine Familie war es genau richtig. Die Menschen haben uns sehr positiv angenommen. So eine Zeitspanne hängt immer davon ab, ob man in der Gemeinde ankommt oder nicht. Ob man ins Rathaus kommt und sich über seine Kollegen freut. Das ist nicht in allen Gemeinden so. Im Ostalbkreis haben zum Beispiel vier Bürgermeister-Kollegen vor dem Ende ihrer Amtszeit aufgehört.

Seit nunmehr über 30 Jahren leitet Norbert Bereska die Geschicke Nattheims. Foto: Rudi Penk

Trotzdem gab es doch sicher die ein oder andere Stimme im Ort, die sagte, dass Sie schon zu lange Nattheims Bürgermeister sind, oder?

Zumindest hat sich niemand getraut, das zu sagen (lacht). Aber klar, das ist natürlich immer möglich. Man kann nie 100 Prozent Zustimmung haben. Bei meiner letzten Wahl hatte ich schließlich auch nur 96 Prozent der Stimmen bekommen. Obwohl, in Steinweiler waren es tatsächlich 100 Prozent (lacht).

Auf welche drei Projekte aus nun über 30 Jahren Amtszeit sind Sie am stolzesten?

Da wäre zum einen das Feuerwehrkonzept. Ich war gerade drei Wochen im Amt, da sollte das Feuerwehrmagazin neben der Martinskirche erweitert werden. Mit meinem Konzept, die Feuerwehr am Bauhof anzusiedeln, habe ich der Gemeinde eine Million Mark gespart. Als Zweites wäre da die Gründung der Gemeindewerke, mit der Maßgabe, einen Energieverbund zu bilden. Mit dem Blockheizkraftwerk heizen wir heute das Ramensteinbad, die Schule und die Kindergärten. Das bringt der Gemeine pro Jahr 250.000 Euro ein. Drittens wäre da unser Engagement für die Krippe, das Fleximodell an der Grundschule sowie die Inklusion unserer Behinderten, zum Beispiel beim Motorradfrühling. In diesen Punkten sind wir richtig gut.

Man kann nie 100 Prozent Zustimmung haben.

Norbert Bereska über Gegenwind aus der Gemeinde

Welches Projekt hätten Sie gerne noch zu Amtszeiten zu Ende gebracht?

Wir starten 2026 mit der Sanierung der Goethestraße. Das wird während meiner Amtszeit nicht mehr fertig. Und dann ist da natürlich die Sanierung des Ramensteinbads. Hinter diesem Projekt stehen wir alle, leider werde ich das wahrscheinlich nicht einmal mehr anfangen können. Allerdings sind wir gerade dabei, einen Förderverein für das Bad zu gründen.

Werden Sie sich aktiv an der Suche nach einer Nachfolgerin oder einem Nachfolger beteiligen?

Nein, tatsächlich rufen Interessenten schon bei mir an. Es gibt drei Stück, die ich richtig gut finde.

Der Motorradfrühling in Nattheim: eine der Errungenschaften, auf die Norbert Bereska am stolzesten ist. Foto: Markus Brandhuber

Haben Sie eine Wunschkandidatin oder einen Wunschkandidaten?

Nein, ich werde mich da absolut neutral verhalten. Sollte es ein großes Kandidatenfeld geben, wäre das toll für Nattheim. Das hat man kürzlich in Gerstetten gesehen. Dort hat am Ende der Fachmann die Wahl für sich entschieden.

Wie wird Ihr letztes Jahr als Bürgermeister aussehen?

Ich habe 13 Ehrenämter und Funktionen. Die gebe ich nach und nach ab. Tobias Rief ist inzwischen Vorsitzender des Vereins „Bündnis Atommüll-Lager in Nordschwaben ­– Nein Danke!“. Jörg Weiler wird den Förderverein Kinderklinik übernehmen. Marcus Bremer und Dieter Henle werden sich um den Vorsitz der Bürgermeisterrunde im Gemeindetag bewerben. Darüber hinaus bin ich noch im Kreistag und im Regionalverband und gebe weiterhin Unterricht in Kommunalrecht. Wenn ich 70 bin, enden dann auch diese Amtszeiten. Bis dahin werde ich – wenn ich so lange gesund bleiben darf – kommunalpolitisch aktiv bleiben.

Das Rampenlicht bin ich von klein auf gewohnt gewesen, vor allem vom Sport.

Norbert Bereska über ein Leben in der Öffentlichkeit

Was macht ein Norbert Bereska, wenn er keine Kommunalpolitik mehr macht?

Ich werde jedenfalls nicht in ein Loch fallen, ich habe eine ganze Palette an Interessen. Vielleicht komme ich dann endlich mal dazu, ein paar Bücher zu lesen, die ich mir beiseitegelegt habe. Langweilig wird mir sicher nicht. Ich besitze viele Gitarren, spiele jeden Tag eine Stunde. Ich habe meine Oldtimer-Motorräder. Und im November haben wir zudem ein Enkelkind bekommen.

Sie haben – wenn man das so sagen darf – nie das Rampenlicht gescheut. Wird es Ihnen fehlen?

Das glaube ich nicht. Das Rampenlicht bin ich von klein auf gewohnt gewesen, vor allem vom Sport.

Was wünschen Sie Nattheim?

Für Nattheim kann ich mir eigentlich nur wünschen, dass wir den Standard, den wir haben, bewahren können. Ich wünsche mir, dass wir den Kontakt zu den Vereinen halten, das ist sehr wichtig. Das zeichnet Nattheim aus. Und ich kann mir nur wünschen, dass die neue Bürgermeisterin oder der neue Bürgermeister den Rückhalt des Gemeinderats hat, in der Verwaltung gut ankommt und den Kontakt zur Bevölkerung hält.

Das Ramensteinbad in Nattheim: Dessen Sanierung hätte Norbert Bereska gerne noch in seiner Amtszeit realisiert. Foto: Markus Brandhuber

Wenn Sie eine Kristallkugel hätten und zehn Jahre in die Zukunft blicken könnten – wie würde Nattheim darin aussehen?

Das Hallenbad würde in neuem Glanz dastehen. Alle Kinder haben Kindergartenplätze, alle Senioren gute Betreuung, alle Vereine leisten nach wie vor gute Arbeit. Dann können wir, denke ich, gut in die Zukunft gehen.

… und Sie beruhigt in den Ruhestand?

Das Feld ist bestellt. Es gibt nichts, was ich noch schnell übers Knie brechen müsste. Die Finanzen stimmen, wir haben richtig gut gearbeitet und wir haben eine super engagierte Mannschaft im Haus.

Bürgermeisterwahl in Nattheim im Februar 2026

Wie sieht der Zeitplan für die nächste Bürgermeisterwahl in Nattheim aus? Im März dieses Jahres will sich Norbert Bereska gemeinsam mit dem Gemeinderat auf eine Zeitschiene einigen. Im Juli soll dann die Ausschreibung der Stelle des Schultes beschlossen werden. „Von Oktober bis Januar“ findet laut Bereska dann wohl der Wahlkampf statt, ehe im Februar 2026 gewählt wird. Im April nächsten Jahres soll letztlich der Amtswechsel vollzogen werden – dann hat Nattheim ein neues Gemeindeoberhaupt.

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