Oggenhausen, Nattheim, Fleinheim-Dischingen

So läuft die Fusion der drei Kirchengemeinden auf dem Härtsfeld ab

Die drei Kirchengemeinden Oggenhausen, Nattheim und Fleinheim-Dischingen fusionieren ab kommendem Jahr zu einer einzigen Kirchengemeinde. Pfarrer Bernhard Philipp erklärt, warum diese Umstrukturierung alternativlos ist und wie sich auf die Kirchenmitglieder des Härtsfelds auswirken wird.

Auf dem Härtsfeld rücken bald alle ein Stück enger zusammen – zumindest die evangelischen Kirchengemeinden. Denn innerhalb dieser Gemeinden ist derzeit ein Prozess im Gange, der schon bald auch Auswirkungen auf den gläubigen Teil der Bevölkerung haben wird. 17 Jahre, nachdem die drei ursprünglich selbstständigen Kirchengemeinden Oggenhausen, Nattheim und Fleinheim-Dischingen zur evangelischen Gesamtkirchengemeinde Härtsfeld Süd zusammengeschlossen wurden, steht eine weitere, noch intensivere Fusion an. Vorgesehen ist, aus der Gesamtkirchengemeinde eine einzige Kirchengemeinde zu machen: die evangelische Kirchengemeinde Härtsfeld Süd.

„Schon bei der Zusammenführung im Jahr 2007 war klar, dass das bisherige Konstrukt keine Zukunft hat“, erklärt Pfarrer Bernhard Philipp. 100-Prozent-Pfarrstellen in teils sehr kleinen Gemeinden seien auf Dauer nicht tragbar gewesen. Seither teilt sich die Gesamtkirchengemeinde auf zwei Pfarrämter auf: Nattheim-Ost und Fleinheim-Dischingen, betreut von Bernhard Philipp, sowie Oggenhausen und Nattheim-West, betreut von Pfarrerin Karin Kuhn.

Kirchenfusion auf dem Härtsfeld „alternativlos“

Eine Entwicklung, die auch den beiden Geistlichen einiges abverlangte. Zu Beginn stand an nahezu jedem Sonntag für sie ein Doppeldienst an, also zwei aufeinanderfolgende Gottesdienste in unterschiedlichen Gemeinden. Dort, unter den Kirchenmitgliedern, wurde die Zusammenlegung laut Bernhard Philipp nur „in sehr kleinen Schritten“ angenommen. Der Konfirmandenunterricht wurde zusammengelegt, ein gemeinsamer Gemeindebrief entworfen, zentrale Gottesdienste veranstaltet. Letztlich dann doch mit Erfolg.

„Stück für Stück haben die Menschen auf dem Härtsfeld bemerkt, dass sie zusammengehören. Inzwischen kennt man sich auch über den eigenen Ort hinaus“, erzählt Philipp. Es ist genau diese Entwicklung, die den Pfarrer etwas gelassener auf die bevorstehende Fusion blicken lässt. „2007 hatten viele Menschen Ängste, durch die Zusammenlegung etwas zu verlieren. Nun ist das Vertrauen gewachsen, von diesen Ängsten ist heute nichts mehr zu spüren.“ Das liege allerdings auch an der Tatsache, dass die Kirchenfusion „alternativlos“ sei.

Stück für Stück haben die Menschen auf dem Härtsfeld bemerkt, dass sie zusammengehören.

Pfarrer Bernhard Philipp über den Zusammenschluss der Kirchengemeinden

Mit der Fusion, die ab 2025 greift, reagiert die Kirchengemeinde auf den Pfarrplan der Landeskirche. Der soll Pfarrstellen neu ordnen beziehungsweise streichen. Auch auf dem Härtsfeld wird das geschehen. 2028 wird Pfarrerin Kuhn in den Ruhestand gehen, ihre Stelle in Oggenhausen fällt dann dauerhaft weg. Bis dahin sollen beide Pfarrämter jedoch bestehen bleiben.

Der Stellenabbau hat jedoch nicht nur Auswirkungen auf die Pfarrstellen. In der Vergangenheit gab es in den drei Kirchengemeinden beispielsweise jeweils eine Person, die den Bereich Kirchenpflege, also Finanzverwaltung und -planung verantwortet hat. Seit 1. Januar ist das nicht mehr der Fall. Vielmehr wurde diese Aufgabe den Sekretariaten zugeteilt – „eine verdeckte Sparmaßnahme“, wie Bernhard Philipp urteilt. Wie in vielen anderen „Branchen“ auch, bleibe die Aufgabenbreite dieselbe, verteile sich jedoch auf immer weniger Schultern.

Zahl der Gottesdienste auf dem Härtsfeld wird schrumpfen

Auch Kirchenmitglieder werden nach und nach die Auswirkungen der Kirchenfusion zu spüren bekommen. In erster Linie wird der Gottesdienstplan überarbeitet werden. „Es wird dann nicht mehr in jeder Gemeinde an jedem Sonntag einen Gottesdienst geben.“ Voraussichtlich wird die Zahl der Gottesdienste von dreieinhalb auf zwei reduziert werden. Auch die Zahl der Kirchengemeinderatsmitglieder ist von der Fusion betroffen. Während derzeit 25 Mitglieder aus allen drei Gemeinden den Gesamtkirchengemeinderat bilden, schrumpft die Zahl nach der nächsten Wahl im kommenden Jahr auf zehn. Diese bilden dann einen einzigen gemeinsamen Kirchengemeinderat.

„Irgendwann wird sich auch die Frage stellen, ob die Kirche auf dem Nattheimer Kirchberg bestehen bleibt“, vermutet Bernhard Philipp. Denn in absehbarer Zeit wird eines der beiden Pfarrhäuser wegfallen – da das Pfarrhaus in Oggenhausen erst kürzlich renoviert wurde, scheint die Zukunft des Pfarrhauses in Nattheim ungewiss.

Ich werde in der Rente ganz vieles nicht vermissen. Die Menschen allerdings schon.

Pfarrer Bernhard Philipp über seinen bevorstehenden Ruhestand

Es sind umfassende Änderungen, auf die die evangelische Kirchengemeinde des Härtsfelds zusteuert. „Wenn man etwas Positives herausziehen möchte, ist das sicherlich, dass dabei ein Prozess des Zusammenwachsens stattfindet“, findet Philipp. „Statt zu fragen, aus welchem Ort der andere denn komme, könnte man einfach sagen: Wir sind von hier.“ Von hier, vom Härtsfeld. Freilich würde das an dem „schmerzlichen Verlust“ nichts ändern.

Verlieren wird Nattheim zudem Pfarrer Bernhard Philipp selbst. Er geht Ende des Jahres in Ruhestand, seine Stelle wird mit 100 Prozent ausgeschrieben. „Ich werde in der Rente ganz vieles nicht vermissen. Die Menschen allerdings schon.“ Seinen Abschiedsgottesdienst hält Philipp am 10. November.

60 Kirchenmitglieder weniger pro Jahr

Der Prozess der Kirchenfusion wird von einem Vertreter der Landeskirche aus Stuttgart begleitet. Die Fusion selbst muss von der Kirchengemeinde formal beantragt werden. Dass sie nicht genehmigt wird, hält Pfarrer Bernhard Philipp für sehr unwahrscheinlich: „Das Ding ist durch.“

Von Dezember 2022 auf April 2024 hat sich die Zahl der Kirchenmitglieder der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Härtsfeld Süd von 3267 auf 3160 verringert. „Wir verlieren im Schnitt 60 Menschen pro Jahr. Jeder Einzelne davon schmerzt“, so Philipp. Rund ein Drittel der Abgänge seien Menschen, die aus der Kirche austreten. Der Rest setze sich aus Sterbefällen und Wegzüglern zusammen.

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