Eins eins zwei. Diese drei Tasten zu drücken, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Damit Rettungskräfte nach solchen Notrufen in dem Gebiet rund um Nattheim schneller vor Ort sein können, ist in der Härtsfeldgemeinde seit Januar 2021 ein Rettungswagen des DRK stationiert. Der zieht in absehbarer Zeit um: Am Wolfsbühlweg, wo bis vor knapp einem Jahr noch das Wertstoffzentrum beheimatet gewesen war, entsteht eine neue Rettungswache. Kommende Woche ist Baubeginn.
Von 2003 bis 2010 wurden schon einmal Rettungswägen von Nattheim aus losgeschickt. „Nachdem der Rettungsdienst umstrukturiert wurde, gab es damals nur noch Heidenheim und Giengen als Standorte im Landkreis“, berichtet David Richter, Geschäftsführer des DRK-Rettungsdienstes Heidenheim-Ulm. Seit einigen Jahren geht die Tendenz hingegen in die umgekehrte Richtung: Im Landkreis Heidenheim nimmt die Zahl der Rettungswachen zu, statt ab. Warum? „Weil die Zahl der Einsätze seit Jahren ansteigt“, erklärt Jens Hofele, Rettungsdienstleiter des Heidenheimer DRK.
Bislang gab die sogenannte Hilfsfrist des Rettungsdienstgesetzes vor, dass erste Rettungsmittel am Notfallort in 95 Prozent der Fälle in einer Zeitspanne von zehn bis 15 Minuten eintreffen müssen. Das hat sich geändert. Die Planungsfrist – wie die Hilfsfrist inzwischen heißt – wurde auf zwölf Minuten reduziert.
Laut Mathias Brodbeck, dem Heidenheimer DRK-Kreisgeschäftsführer, war es auf dem Härtsfeld schon in Zeiten der Hilfsfrist nicht immer leicht, diese Vorgabe zu erfüllen. Seit 2021 ist daher wieder ein Rettungswagen in Nattheim stationiert, bislang ist dieser provisorisch bei der Feuerwehr im Wolfsbühlweg untergebracht. „Die Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Nattheim läuft sehr gut“, freut sich Jens Hofele. Allerdings seien die Räumlichkeiten eng bemessen und manche, Rotkreuz-spezifische Anforderungen seien nicht oder nicht ausreichend gegeben. Dazu zählen unter anderem Sozialräume, in denen sich das Personal aufhalten kann.
Rettungswache Nattheim derzeit 15 Stunden am Tag in Betrieb
Die Änderung des Rettungsdienstgesetzes ist im Übrigen nicht direkt der Grund für den Neubau. „Den Standort in Nattheim haben wir schon vor dieser Novellierung aus der Probezeit geholt“, sagt Hofele. David Richter ergänzt: „Mit der Änderung hätten wir aber spätestens jetzt eh einen Standort in Nattheim schaffen müssen.“
Derzeit ist die Rettungswache von 7 bis 22 Uhr, also 15 Stunden am Tag, besetzt. Die neue Wache wird voraussichtlich 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche in Betrieb sein. „Die Wache ist jedenfalls für den Rund-um-die-Uhr-Betrieb ausgelegt“, erklärt Richter. In den Räumlichkeiten der Feuerwehr sei ein 24-Stunden-Betrieb hingegen kaum möglich.
Was den Bau selbst angeht, hat das DRK keine Planungsfreiheit – bauliche Vorgaben werden vom Land Baden-Württemberg gemacht. Das Gebäude soll später einmal aus zwei ineinandergreifenden, kubusförmigen Teilen bestehen. Die Garage hat Platz für zwei Rettungsfahrzeuge, daneben soll ein einstöckiger Verwaltungsbereich entstehen.
Nachdem für kommenden Dienstag der Spatenstich angedacht ist, rechnet Mathias Brodbeck mit einer Bauzeit von 15 bis 18 Monaten. Im Frühjahr 2026 soll die Rettungswache also eröffnet werden. Rund 2,4 Millionen Euro nimmt das DRK dafür in die Hand, knapp 70 Prozent der Gesamtbaukosten werden voraussichtlich durch das Land übernommen. In Nattheim sind meistens zwei bis drei Einsatzkräfte vor Ort, inklusive eines Auszubildenden.
Helfer vor Ort überbrücken Zeit mit Ersthilfe
Auch wenn der Rettungswagen in Nattheim derzeit nur von 7 bis 22 Uhr im Einsatz ist, werden Notrufe auf dem Härtsfeld natürlich auch außerhalb dieser Zeiten entgegengenommen. So leisten häufig Helfer vor Ort Erste Hilfe, bis Rettungskräfte von anderen Standorten – Heidenheim, Giengen oder Neresheim – eintreffen. „Diese Ersthilfe ist oft sehr wichtig. Hier ergänzen sich Ehrenamt und Hauptamt sehr gut“, sagt Mathias Brodbeck.
Das Einsatzgebiet des Nattheimer Rettungswagens umfasst in etwa einen Radius von zehn Kilometern. Neben Nattheim mit Auernheim, Steinweiler und Fleinheim übernimmt der Wagen auch Einsätze in Dischingen, Giengen, Großkuchen, Kleinkuchen, Oggenhausen sowie dem nördlichen Teil Heidenheims inklusive Schnaitheim und Aufhausen. Dieses Einsatzgebiet wird auch nach Fertigstellung der neuen Rettungswache dasselbe bleiben.