Sommerserie

Tief durchatmen: HZ-Redakteurin Annika Raunecker entspannt im Auernheimer Wald

HZ-Redakteurin Annika Raunecker hat ganz nebenbei bemerkt, wie wunderbar man im Auernheimer Forst zur Ruhe kommen kann. Eine Annäherung ans viel zitierte Waldbaden.

Schon mal von Waldbaden gehört? Ich habe es noch nicht versucht. Also nicht bewusst oder nicht fachmännisch. Die Intention und den Nutzen der angeleiteten Wald-Achtsamkeit habe ich verstanden und jedes Mal, wenn ich im Wald bin, nehme ich mir vor, hier öfters herzukommen.

Denn, ja, es stimmt und das kennt sicher jeder: Bei einem Spaziergang im Wald komme ich zur Ruhe. Ich wende aber keine speziellen Praktiken an. Ich gehe – und entspanne. Ich bin erstaunt vom leuchtenden Moos, von einem imposanten Baum und davon, wie die Kronen in den Himmel ragen. Der Wald entfaltet seine Wirkung ohne mein Zutun. Das ist mein Waldbad.

Der Auernheimer Wald ist mein persönlicher Geheimtipp

Und auch wenn ich eine kurze Anreise habe, gefällt mir auf bislang unerklärliche Weise besonders der Forst in Auernheim. Das habe ich ganz nebenbei bei einem Ausflug bemerkt. Seitdem ist der Wald mein persönlicher Geheimtipp.

Er ist ein wahres Schätzchen. Das satte Grün, die Weite, das vom Blätterdach gedämpfte Sonnenlicht – das ist wie Eintauchen in einen grünen Kokon. Man hat das Gefühl, auf schier endlosen Wegen zu gehen. Einfach gehen und tief durchatmen.

Schritt für Schritt: Im Wald können sich Puls und Atmung verlangsamen.

Natürliches Achtsamkeitstraining unterm Blätterdach

Der Wald hat etwas Wohltuendes. Das wissen wir nicht erst, seit das sogenannte Waldbaden die Forschung erreicht hat oder es Waldbäder in Japan offenbar auch per ärztlicher Verordnung gibt. Der Wald beruhigt. Der Wald besänftigt. Und er erfrischt. Kein Lärm, keine Hektik fürs Gehirn – nur Reize, die zum genauen Hinsehen und Hinhören animieren. Das Licht, der Gesang der Vögel. Ganz natürliches Achtsamkeitstraining.

Ich spüre, was wissenschaftlich belegt sein soll. Der Wald bringt mich runter. Ob er meinen Blutdruck und meine Atmung verbessert, kann ich nicht aus dem Stegreif bestätigen, aber vermuten. All das soll geschehen, wenn wir uns im Wald bewegen. Hierzu wird viel geforscht. Gut, wenn wir begründen und belegen, was Generationen vor uns schon ahnten.

Seit 120 Jahren: Forst gehört der Auernheimer Waldgenossenschaft

Der schmucke Wald in Auernheim misst 200 Hektar. Hier kann man ordentlich Strecke zurücklegen. Der Wald gehört der Auernheimer Waldgenossenschaft, ein Zusammenschluss von Waldbesitzern, der nun seit 120 Jahren besteht und der die Bewirtschaftung vor Ort einfacher macht.

Ich frage mich: Was macht den Wald hier so besonders? Zwei Männer müssen es wissen: Fridolin Baum, Vorsitzender der Waldgenossenschaft und Florian Kaufmann der sogenannte „Waldmeister“. Was entzückend klingt, birgt allerlei Verantwortung. Der 32-Jährige ist für die komplette Bestandspflege verantwortlich. Fridolin Baum bestätigt ihm gute Arbeit: „Der Wald ist wunderbar gepflegt.“

Kennen sich aus: "Waldmeister" Florian Kaufmann (links) und Vorsitzender der Auernheimer Waldgenossenschaft Fridolin Baum.

13 Kilometer Waldwege auf 200 Hektar Fläche

Ja, in Auernheim legt man viel Wert auf einen ordentlichen und gut begehbaren Wald. Auf den 200 Hektar findet man rund 13 Kilometer Waldwege. „Das ist nicht üblich“, sagt Florian Kaufmann. In erster Linie sei der Forst Wirtschaftswald, damit einhergehe aber auch die Verantwortung, den Wald als Erholungsgebiet zugänglich zu machen und entsprechende Pflege und Verjüngung zu betreiben.

Der Auernheimer Wald wird genutzt und gelobt. Er kommt gut an. Hier sieht man Spaziergänger, Jogger, Reiter, Mountainbiker und natürlich auch viele Familien, die sich unterm Blätterdach eine Auszeit nehmen und auch gerne den von der Gemeinde angelegten und gepflegten Trimm-dich-Pfad nutzen. Ein Blick ums Eck toben schon Kinder im Dickicht: „Da geht mir das Herz auf“, sagt Fridolin Baum. Allesamt Waldbader, die sicher ganz entspannt wieder nach Hause zurückkehren.

Wir sollten alle öfter in den Wald

Und während auch ich hier im Auernheimer Wald immer ruhiger werde, fällt es Florian Kaufmann schwer, sich zwischen Altbestand und Naturverjüngung zu entspannen. „Ich seh die Arbeit“, sagt er und schafft direkt eine Scheibe Holz beiseite. Die wohltuende Wirkung will der dem Wald keinesfalls absprechen – und sagt vielmehr: „Ich bin sicher so gesund, weil ich jeden Tag im Wald bin.“ Die Ruhe, die gute Luft, die Bewegung: alles gut für Körper und Geist. Und auch Fridolin Baum liebt den Wald, praktiziert aber kein bewusstes Waldbaden. Er sagt: „Ich umarme lieber meine Frau als einen Baum“, und lacht.

Den Waldrand im Blick will mir der wissenschaftliche Blick aufs Waldbaden nicht aus dem Kopf gehen. Das hat seine Berechtigung, es ist gut, dass man Menschen wieder für die Natur sensibilisiert, dass man Menschen ermöglicht, hier etwas für die Gesundheit zu tun. Manchmal braucht es hierzu Anleitung, manchmal geht es ganz von allein. In jedem Fall ist es schade, dass wir den Zugang verloren haben sollen. Daher kann ich nur empfehlen: ab in den Wald. Und tief durchatmen.

Der nächste Beitrag der Sommerserien

Ganz nebenbei beschäftigt sich Redakteur Arthur Penk im nächsten Beitrag der Sommerserie mit vermeintlichen Life Hacks aus dem Internet und unterzieht diese einem Reality Check.

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