Die meisten Menschen denken nur ungern an das Jahr 2020 zurück, doch die Gemeinde Nattheim tut genau das. Nach fünf Jahren liegt nun der Jahresabschluss für 2020 vor. Er stellt die tatsächliche Vermögens-, Ertrags- und Finanzlage der Gemeinde dar und beantwortet zwei elementare Fragen: Wie ist die Gemeinde aufgestellt? Und wo geht die finanzielle Reise hin?
Warum liegt die Leistungsbilanz für 2020 erst jetzt vor? Kim Maier, die stellvertretende Gemeindekämmerin, erklärt: „Der erste doppische Jahresabschluss kann erst erstellt werden, wenn eine entsprechende Eröffnungsbilanz vorliegt.“ Diese zu erstellen, stelle eine große Herausforderung dar, da in der Bilanz erstmalig alle materiellen und immateriellen Vermögensgegenstände der Gemeinde zunächst einzeln bewertet und danach erfasst werden müssen.
Nach der Umstellung des kommunalen Haushaltsrechts auf Doppik musste der Jahresabschluss also von Grund auf neu erarbeitet werden. „Aufgrund von Fachkräftemangel und Personalwechsel kam es zudem zu weiteren Verzögerungen, erst seit 1. März 2025 sind in der Finanzverwaltung wieder alle seither offenen Stellen besetzt“, berichtet Maier.
Aufgrund von Fachkräftemangel und Personalwechsel kam es zudem zu weiteren Verzögerungen.
Kim Maier, Finanzverwaltung Nattheim
Wie konnte ohne vorhandenen Jahresabschluss weitergearbeitet werden? In den vergangenen fünf Jahren verabschiedete Nattheim wie gehabt jedes Jahr einen Haushaltsplan. Und natürlich wurden weiterhin Investitionen getätigt. „Der vorläufige Abschluss und die vorläufigen Ergebnisse waren der Gemeinde und dem Gemeinderat bekannt, sodass die Finanzwirtschaft anhand dieser Zahlen entsprechend weitergeführt werden konnte“, erklärt Maier. Der Jahresabschluss 2020 stellt nun das formelle, tatsächliche Ergebnis dar.
Wie steht die Gemeinde denn da? Aus kommunalwirtschaftlicher Sicht war 2020 trotz Beginn der Corona-Pandemie ein gutes Jahr für Nattheim. „Wir gehören zu den 20 Prozent der Kommunen, die noch einen positiven Haushalt vorweisen können“, sagte Bürgermeister Norbert Bereska in der jüngsten Sitzung des Gemeinderats. Das Gesamtergebnis der Ergebnisrechnung lag 2020 bei rund 1,2 Millionen Euro, der Endbestand an Zahlungsmitteln am Ende des Haushaltsjahres bei der Finanzrechnung belief sich auf etwa 3,3 Millionen Euro und in der Bilanz lagen die Gesamtbeträge auf der Aktiv- sowie auf der Passivseite bei jeweils knapp 77,6 Millionen Euro.
Es ist mühselig, aber ganz ohne möchten wir es doch nicht tun.
Wolfgang Bernhard, Fraktion BWV/CDU
Was sagt der Gemeinderat dazu? Das Gremium zeigte sich erfreut darüber, dass der Jahresabschluss jetzt endlich vorliegt. Günther Paschaweh, der bis zur vergangenen Kommunalwahl Gemeinderat war, hatte in den vergangenen Jahren immer wieder darauf gepocht, dass die Kommune diese Bilanz brauche, um zu wissen, wo sie finanziell tatsächlich stehe.
Carmen Steckbauer, Fraktionsvorsitzende der Unabhängigen Wählervereinigung, sagte: „Wir sind froh, dass der erste doppische Abschluss da ist.“ BWV/CDU-Fraktionsvorsitzender Wolfgang Bernhard erklärte mit Blick auf die Bilanzerstellung: „Es ist mühselig, aber ganz ohne möchten wir es doch nicht tun. Das Ergebnis sieht gut aus.“ Er plädierte dafür, die noch ausstehenden Abschlüsse schnellstmöglich nachzuholen, „damit wir wissen, wo die Reise hingeht“. Der Jahresabschluss für 2021 soll laut Kim Maier noch in diesem Jahr fertiggestellt werden.