Mathe, Deutsch, Klassenrat: In Nattheim wird soziale Bildung in den Schulalltag integriert. Für die knapp 200 Kinder der Nattheimer Wiesbühlschule sowie die knapp 30 Kinder der Auernheimer Grundschule haben nicht nur Lehrerinnen und Lehrer ein offenes Ohr. Wie vielerorts im Kreis Heidenheim sind auch hier Schulsozialarbeiter im Einsatz. In Nattheim und Auernheim sind das Annette Kurz, Corina Riek und Katja Ruf.
Die Gemeinde hatte vergangenes Jahr beschlossen, die Schulsozialarbeit breiter aufzustellen. So wurde im Januar aus einem Solo ein Trio, aus einer 50-Prozent-Stelle für eine Person eine 110-Prozent-Stelle für drei Personen. Annette Kurz ist seit 2014 hier an der Schule im Einsatz, quasi die Konstante. Neu seit Januar sind Katja Ruf und Corina Riek. Sie sollen und wollen den wie überall gerne gesehenen frischen Wind hineinbringen.
Netzwerkpflege und Beziehungsarbeit sind das A und O
Im Trio zu arbeiten, sehen die Frauen als „große Chance“. Sie haben viel vor hier an der Schule, den Kopf voller Ideen. „Das ist wirklich eine Herzensangelegenheit für uns“, sagt Corina Riek. Das Team hat sich positioniert, Zuständigkeiten geklärt. Corina Riek: „Wir sind drei Köpfe, das heißt Ideen mal drei, Schwerpunkte mal drei und Stärken mal drei.“ Das könne man alles zum Wohle der Kinder einsetzen.
Wer bei Schulsozialarbeit ausschließlich an Pflasterkleben denkt, liegt wahrlich falsch. Die Arbeit der Pädagoginnen umfasst ein weites Feld. Es ist Netzwerkarbeit und bedarf eines Beziehungsgeflechts zu Schülern, Eltern, Lehrern, weiteren Kollegen und Fachpersonal. Alles muss gepflegt sein, soll das Netz im Falle des Falles tragen.
Ein Grundsatz: Schülern helfen, sich selbst zu helfen
Fundament der Tätigkeit ist die Beziehungsarbeit zum Kind. Katja Ruf erklärt: „Nur, wenn die Kinder uns kennen und uns vertrauen, kommen sie auch mit ihren Anliegen und Problemen zu uns.“ Hierfür ist viel Fingerspitzengefühl gefragt und stetige Begegnung. Ein Lächeln, ein freundliches „Guten Morgen“ – was trivial klingt, hat große Wirkung.
Auch Streitschlichten, moderieren in Zwischenfällen – gehört alles zur Tagesordnung. Und all das läuft unter dem Leitgedanken, die Kinder dazu anzuleiten, es im nächsten Falle selbst zu regeln. „Das ist der Kern des sozialen Kompetenztrainings“, erklärt Annette Kurz. Und dazu bedarf es vieler Wiederholungen.
Gesellschaftliche Probleme spiegeln sich auch in Nattheim wider
Um soziale Bildung fest in den Schulalltag zu integrieren, arbeiten die drei Frauen an einer neuen Konzeption. Gespräche mit Lehrern laufen, man steht im Austausch und je nach Wunsch kommen die Sozialpädagoginnen auch im Rahmen eines sogenannten Klassenrats ins Klassenzimmer. Ziel sei es, regelmäßig in jede Klasse zu kommen. Katja Ruf: „Wir können hier eine ganz andere Rolle einnehmen als der Lehrer.“ Losgelöst vom sozialen Geflecht und der Leistungsbewertung Probleme diskutieren.
Auch wenn Nattheim noch eher ländlich aufgestellt ist, spiegeln sich an der Schule gesellschaftliche Probleme wider. Häufige Themen sind ungute Umgangsformen, zu viel Medienkonsum und natürlich spielen Gruppendynamiken eine Rolle. „Da geht es ganz viel um Ausgrenzung“, sagt Annette Kurz. Das sei schon immer in sozialen Gruppen ein Thema – Schwarzmalen will sie daher nicht.
Neues Präventionsprogramm startet im neuen Schuljahr
Dennoch: Mit Schulverweigerung haben sie hier in Nattheim zu tun und natürlich spüren die Sozialarbeiterinnen das Spannungsfeld zwischen Überbehütung und Vernachlässigung. Hier knüpfen die Pädagoginnen an und starten im neuen Schuljahr das Präventionsprogramm „Max Besser“. Dabei kommen die Handpuppen Max und Maxi zum Einsatz. Im Rollenspiel werden Probleme aufgearbeitet.
Werden die Themen komplexer, die Probleme größer, ist klar: Die Sozialpädagoginnen haben einen Schutzauftrag. „Es ist unsere Pflicht, eventuelle Kindeswohlgefährdungen zu erkennen und zu handeln“, sagt Annette Kurz. Auch sexualisierte Gewalt muss thematisiert werden. „Wenn man nach der Statistik geht, sitzt in jeder Klasse ein Kind, das Erfahrungen damit hat“, so Annette Kurz. Um hier anzusetzen, arbeiten die drei Frauen auch präventiv. Hier wird viel Erklärungsarbeit geleistet, für Rechte der Kinder, für Gefahrensituationen und für die Grenzen des eigenen Körpers sensibilisiert. Stetig und immer wieder.
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