Erfahrungen ausgetauscht

Warum vier Ukrainerinnen die Härtsfelder Imkerschule besucht haben

Eine kleine Delegation aus der Ukraine war jetzt zu Gast im Landkreis Heidenheim, um sich über Bienen und das Imkern auszutauschen.

Warum vier Ukrainerinnen die Härtsfelder Imkerschule besucht haben

Die Imkerei ist in Osteuropa viel verbreiteter als hier, weiß Tobias Fechter. Er ist selbst seit sechs Jahren Hobbyimker, mit einer Ukrainerin verheiratet und hat daher Einblick. „Mein Bestreben ist es, immer etwas Neues zu lernen und dafür muss man auch in andere Länder schauen.“ Vor dem Krieg war das natürlich einfacher. Die Familie reiste im Sommer nicht nur mit dem Zug durch das Land, sondern man knüpfte auch Kontakt zu einer Imkerschule. „Dort gibt es andere Kisten, andere Bienenrassen und auch andere Vorschriften für Behandlungsmittel“, zählt Fechter auf.

Bienengift gegen Rheuma, Bienenluft gegen Asthma

Und die Imkerei sei in Osteuropa nicht nur weiter verbreitet, auch in der sogenannten Apitherapie sei man dort viel weiter als in Deutschland. Apitherapie nennt man den Einsatz von Bienenprodukten bei der Vorbeugung von Krankheiten und der Linderung von Beschwerden. „Bienengift wird etwa gegen Rheuma verwendet“, so Fechter. Und viele Imker hätten sogenannte Bienenhäuser. „Das ist eine Art Bauwagen mit Bienenkisten an der Seite und die sind dazu da, um Bienenluft einzuatmen. Das soll bei Asthma helfen und auch Stress reduzieren.“

Fechter findet das alles so interessant, dass er auch in Zeiten des Krieges nicht auf den Austausch verzichten möchte. Also fand in der vergangenen Woche der erste Gegenbesuch aus der Ukraine statt. Vier Frauen aus einem landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum im Osten des Landes verbrachten vier Tage im Kreis. Man besuchte gemeinsam die Landesanstalt für Bienenkunde in Hohenheim und auch die Härtsfelder Imkerschule.

Die Imker im Landkreis sind mit dem Bienenjahr zufrieden. Markus Brandhuber

Mit dabei war auch Dr. Karsten Stief vom Fachbereich Veterinärwesen und Verbraucherschutz am Landratsamt und selbst langjähriger Imker. „Das Landratsamt und der Landrat haben uns sehr unterstützt, das hat mich sehr gefreut“, sagt Tobias Fechter. Denn, wenn es nach ihm geht, soll es nicht nur bei einem Besuch bleiben. Er strebt eine langfristige Zusammenarbeit an. „Wir können uns etwa einen Schüleraustausch zwischen den Imkerschulen vorstellen.“

Politik und der Krieg sollten beim jetzigen Besuch bewusst keine zu große Rolle spielen. „Wir wussten ja nicht, wer zu uns kommt und was diese Menschen erlebt haben“, erläutert Fechter. „Vielleicht haben die Frauen im Krieg ihre Männer verloren, wir wollten nicht ohne Not Wunden aufreißen. Unser Fokus lag auf den Bienen.“ Und das ist offensichtlich auch gelungen. Auch Dr. Karsten Stief fand den Austausch mehr als interessant. „Ich habe viel gelernt“, fasst er zusammen.

So lief das Bienenjahr auf der Ostalb

Und wie war das Bienenjahr generell auf der Ostalb? „Das Frühjahr war nass und kalt, da haben die Bienen viele Pollen, aber keinen Nektar eingesammelt“, erklärt Stief. Nektar brauchen Bienen zur Ernährung für sich selbst, sodass sie genug Energie zum Fliegen haben, für die Wärmeproduktion und für ihre generellen Körperfunktionen. Mit den Pollen, ein besonders eiweißreiches Futter, versorgen sie dagegen ihre Brut.

Als es nach dem nassen Frühjahr dann plötzlich sehr warm wurde, kamen die Tiere in Schwarmstimmung, so Stief weiter. „Das ist für den Imker eigentlich schlecht, weil man seinen Völkern hinterherrennen muss.“ Aber insgesamt sei es ein gutes Bienenjahr gewesen. „Mit der Honigausbeute sind wir, im Vergleich zu den letzten beiden Jahren, wirklich zufrieden.“

Das bestätigt auch Tobias Fechter. Allerdings musste er dafür mit seinen Bienen wandern. Der eigentliche Standort seiner zwölf Völker ist etwa 1,5 Kilometer vom Brenzpark entfernt. „Und obwohl da viel geblüht hat, brachten die Bienen wenig Nektar.“ Das könnte daran liegen, dass zu viele dekorative, aber für Bienen uninteressante Blumen gepflanzt worden waren. Jedenfalls wanderte er mit den Völkern dann weiter in Richtung Großkuchen. „Die genauen Standorte möchte aber kein Imker preisgeben“, so Fechter.

Vor sechs Jahren hat er sich aus Interesse der Imkerei verschrieben. „Es ist ein Hobby, bei dem man nicht nur in teure Spielzeuge investiert, sondern bei dem auch etwas zurückbekommt“, erklärt er. Als Kalkulator in der Stahlbranche sitze er zudem acht Stunden täglich vor zwei Bildschirmen und daher genieße er die Zeit draußen als Ausgleich. Wie viel Aufwand bedeutet denn das Hobby Bienen? „Also im Sommer kann man jedenfalls nicht drei Wochen in den Urlaub“, sagt er. „Man hat einfach bestimmte Fixtermine, aber es ist ein sehr vielfältiges Hobby.“

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