Im Wandel

Wenn ein Dorf boomt: Wie der Riederberg Nattheim verändert hat

Das Baugebiet Riederberg hat Nattheim nicht nur optisch verändert und geprägt. Eine Bestandsanalyse.

Voll. Ausverkauft. Abgeschlossen. Unter das Nattheimer Baugebiet Riederberg kann man nach Jahren stetigen Wachstums einen Strich ziehen. Denn in dem beliebten Gebiet gibt es nun keine frei verfügbaren Bauplätze mehr. Zumindest nicht von gemeindlicher Seite. Freie Flächen, die noch vorhanden sind, sind Privateigentum, über das die Gemeinde nicht verfügen kann. Somit schließt sich hier allmählich ein Kapitel Baugeschichte.

Planungen gehen in die Jahre 1998/99 zurück

Und diese Baugeschichte war bedeutend. Die Ausweisung des Baugebiets hatte weitreichende und wegweisende Folgen für die Gemeinde. Was mit bloßem Auge zu sehen ist, lässt sich auch mit Zahlen messen.

Das Baugebiet Riederberg wuchs sukzessive. Die Planungen hierzu gehen in die Jahre 1998/99 zurück. 2001 wurde der erste, 2011 der zweite Bauabschnitt des sogenannten Riederberg I erschlossen. 2014, 2017 und 2021 folgten die Erschließungen der Abschnitte zwei, drei und des finalen Abschnitts Riederberg Ost.

Haus um Haus entstand: Das Baugebiet Riederberg im Jahr 2014. Foto: Luftbild-Geyer

Durch den Riederberg kamen 568 Einwohner dazu

Die Gemeinde konnte mit dem Baugebiet ein großes Interesse heimischer und auswärtiger Häuslebauer bedienen – vor allem, aber nicht nur junge Familien haben sich dort ihr Heim errichtet.

Man konnte es beobachten, quasi über Nacht wuchsen die Häuser empor. Über die Jahre entstanden 170 Eigenheime – vier Häuser gehören zum sogenannten Geschosswohnungsbau. Die Fläche, die hier ausgewiesen wurde, umfasst rund 151.000 Quadratmeter. Nattheim hat so 568 Einwohner gewonnen.

Wachstum statt Rückgang

Und das ist schon die erste und wohl wesentlichste Auswirkung der politischen Entscheidung, die einst am Ratstisch gefällt worden war. Denn Nattheim konnte durch das Baugebiet einem vom Statistischen Landesamt prognostizierten Bevölkerungsrückgang entgegenwirken. „Wir konnten das in ein Bevölkerungswachstum umkehren“, sagt Gudrun Schmid, Kämmerin der Gemeinde Nattheim und Zuständige für Bauplatzangelegenheiten. Die Gemeinde habe hier schrittweise immer auf eine große Nachfrage reagiert.

Lange her: Der Riederberg im Jahr 2005. Foto: Luftbild-Geyer

Dieses Bevölkerungswachstum wirkte sich natürlich in vielerlei Hinsicht auf die Gemeinde aus. Gudrun Schmid fasst zusammen: „Das Wachstum der Einwohnerzahlen ist in allen Bereichen positiv zu bewerten, auch in finanzieller Sicht. Mehr Einwohner bedeuten mehr Zuweisungen vom Land. Die vorhandenen Infrastrukturen der Gemeinde von Kindergärten über Schulen und Hallen werden besser genutzt.“

Weiter ergab das natürlich einen Schwung bei der Wirtschaft und den örtlichen Einkaufsmöglichkeiten. Gudrun Schmid sagt: „Die Daimlerstraße hat sich unglaublich gut entwickelt, jetzt kommt noch ‚Action‘ zu uns.“ Darüber hinaus entwickelten sich auch die Vereine positiv, so Gudrun Schmid.

Nattheim hat vor allem in Kinderbetreuung investiert

Durch das Wachstum ergaben sich neue Aufgabenfelder und Handlungsspielräume. Die Bauplatzverkäufe spülten Geld in die kommunale Kasse, die Einnahmen aus der Grundsteuer, die Eigenheimbesitzer zu zahlen haben, sind eine weitere Quelle.

Auf der anderen Seite galt es, zu investieren, um überhaupt wachsen zu können. Das Bauland musste die Gemeinde zum größten Teil erst erwerben. Die Erschließung kostete Geld und zudem musste die Infrastruktur wachsen, um die weiteren Einwohner zu tragen. So wurden etwa mehr Kindergarten- und Kitaplätze geschaffen. Gudrun Schmid sagt: „Insbesondere in die Kinderbetreuung mit Schule, Ganztagsbetreuung und Kindergärten wurde in den vergangenen Jahren deutlich investiert.“

Wo kann jetzt gebaut werden?

Jetzt also ist der Riederberg fast voll. Was nun, wenn man in Nattheim ein Haus bauen will? Die Gemeinde will im Gebiet Rotbühl Bauplätze schaffen. Diese Flächen müssen aber noch erschlossen werden. Abhängig von den Haushaltsplanberatungen wäre hier eine Umsetzung ab 2026 angedacht, wie es aus dem Rathaus heißt. Wo Nattheim dann noch weiter wachsen könnte, muss der Gemeinderat diskutieren und hierzu gegebenenfalls die Weichen stellen.

Bauplätze in den Teilorten

Die Gemeinde forciert parallel verstärkt die Innenentwicklung auch teils kleinerer Flächen, um einzelne Bauplätze zu schaffen. Weiter gibt es in den Teilorten Möglichkeiten. In Fleinheim sind aktuell vier sofort bebaubare Bauplätze verfügbar, wobei zwei bereits reserviert sind. In Steinweiler läuft ein Bebauungsplanverfahren. Geplant ist eine Erschließung ab 2026. Und in Auernheim ist der Aufstellungsbeschluss für einen Bebauungsplan gefasst, sodass auch hier in Zukunft ein neues Baugebiet kommen kann.

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