Wie der 200. Geburtstag der Auernheimer Orgel begangen wurde
Was passiert, wenn sich drei begeisterte junge Musiker ein Stelldichein mit einer in die Jahre gekommenen Orgel geben? Eine kleine, aus allen Nähten platzende Dorfkirche, ein fulminantes Konzert, und etliche Gänsehautmomente später ein restlos begeistertes Publikum, Standing Ovations und ein Dankredner, dem die Superlative ausgehen.
Doch von vorn: Anlässlich des 200-jährigen Jubiläums der kleinen, aber feinen Orgel in der St.-Georgs-Kirche in Auernheim hatte die mit den Klängen der Denkmalorgel aufgewachsene Sopranistin Johanna Ganzenmüller den Wunsch, ein Konzert auf die Beine zu stellen. Gerrit Illenberger als Bariton und Sören Gieseler an der Orgel ließen sich schnell für die Idee begeistern. Das musikalische Ergebnis des Gedankenspiels war am Sonntag, 22. Oktober, in der kleinen Barockkirche zu hören.
Hörgenuss von Anfang an
Schon das Eingangsstück von Sören Gieseler an der Orgel, eine Sonate von Mendelssohn Bartholdy, machte klar, welcher Genuss für Ohr und Gemüt die Zuhörerinnen und Zuhörer in der nächsten Stunde erwarten würde. Mit unglaublicher Finger- und Fußfertigkeit und einem feinen Gespür für die Registrierung entlockte der junge Organist dem nicht einfach zu bespielenden Instrument in den einzelnen Sätzen immer wieder neue, überraschende Klangfarben.
Damit war der Spannungsbogen aufgebaut, den die drei Musiker bis zum Ende des Konzertes nicht abreißen ließen. Die Solisten Johanna Ganzenmüller und Gerrit Illenberger brillierten sowohl bei den Solostücken als auch bei den im Duett vorgetragenen Stücken. Der warme Ton von Gerrit Illenbergers Bariton und der klare, helle Sopran von Johanna Ganzenmüller füllten die Kirche bis in den letzten Winkel und berührten mit ihrer Emotionalität das gebannte Publikum. Bei der Händel-Arie „The Trumpet Shall Sound“ lotete Gerrit Illenberger mit traumwandlerischer Sicherheit die Höhen und Tiefen des Erzählten aus. In Mozarts „Exsultate Jubilate“, von Johanna Ganzenmüller mit unglaublicher Frische vorgetragen, kam die ganze Strahlkraft und Beweglichkeit ihres Soprans zum Tragen. Bei ihren Duetten spielten die beiden gekonnt mit den musikalischen Möglichkeiten von Geben und Nehmen, von gewähren lassen und in den Vordergrund treten.
Präzision und Einfühlungsvermögen
Es war zu spüren, dass Sopran und Bariton hier nicht nur musikalisch harmonieren. Alle diese Gesangstücke bauten sich über dem von Sören Gieseler mit unglaublicher Präzision und Einfühlungsvermögen gelegten Orgelfundament auf. Zwischen den Gesangstücken gab es immer wieder Solostücke für Orgel zu genießen. In dem zeitgenössischen Werk von Jehan Alain verblüffte Sören Gieseler selbst alteingesessene Auernheimer mit den Klangfarben seiner Registrierung. So hatte man das Instrument noch nie gehört.
Am Ende gönnten die drei ihrem gerührten Publikum noch einen sehr fein und innig vorgetragenen „Abendsegen“ als Zugabe. Einfach schön.
Ganz nebenbei konnte sich die Kirchengemeinde noch über knapp 2000 Euro Spenden für die Renovierung der St.-Georgs-Kirche freuen. Ein rundum gelungener Abend also, großes Kino für eine kleine Orgel.