Wie drei Personen bei "Freunde schaffen Freude" in 17 Rollen glänzten
Als die Vorsitzende von „Freunde schaffen Freude“, Inge Grein-Feil, das bayerische Kabarett-Trio in „Ratatata. Die wahre Geschichte von Bonnie und Clyde“ auf einer Bühne in München erlebte, war ihr sofort klar: Das ist was für die die Arche! Und weil die Arche zu klein war, fand die Vorstellung in der bestens besuchten Nattheimer Gemeindehalle statt.
Drei Personen, Constanze Lindner, Michael Altinger und Alexander Liegl, allesamt preisgekrönt und vielseitig begabt, schlüpfen in diesem teils derben, teils umwerfend komischen „Roadmovie mit vielen Hindernissen und miesen Typen“ in sage und schreibe 17 verschiedene Rollen, und das so hingebungsvoll gespielt, getanzt, gesungen und in halsbrecherischem Tempo, dass man stellenweise vor lauter Lachen kaum noch mitkam.
Verbrecherduo zum Leben erweckt
Die drei Komiker erwecken das weltberühmte amerikanische Verbrecherduo Bonnie Parker und Clyde Barrow, das sich während der Weltwirtschaftskrise durch seine Raubzüge und Polizistenmorde einen berüchtigten Namen gemacht hatte und angeblich 1934 – sie waren gerade mal 24 und 25 Jahre alt – in Louisiana in einem Polizeihinterhalt getötet wurde, wieder zum Leben. Clyde verrät singend: „Ich bin eine totgesagte lebende Legende!“ Doch „verschwinden kostet“ und so schlagen sich die beiden nun unter falschem Namen (Mr. und Mrs. Smith – Assoziationen an einen Kinofilm von 2005 sind beabsichtigt) in einem Reiheneckhaus mit kleinen Gelegenheitsjobs wie Dognapping und Enkeltrick-Anrufen, die aber allesamt nicht so richtig funktionieren, durch. Das führt zu dauerndem Streit zwischen den beiden („Du bist zu alt! – „Und du bist zu langsam!“), die im wahren Leben übrigens nicht verheiratet waren, und die absurd komischen Besucher, die dauernd durch ihre Tür, die nicht richtig schließt, hereinstolpern, sowie eine fälschliche (?) Lieferung erst eines, dann zweier Maschinengewehre tragen auch nicht zur Entspannung bei – auch nicht bei den Lachmuskeln der 100 Zuschauerinnen und Zuschauer, die sowohl bei den Salven unter die Gürtellinie als auch bei den vielen schrägen Charakteren, herrlich ausgearbeitet und lustvoll in Szene gesetzt, kaum eine Pause bekamen.
Blitzschnell Kostüme und Rollen gewechselt
Alle drei Darsteller wechseln hinter der Bühne in Windeseile Kostüme und Rollen, während in dem biederen Wohnzimmer vorne gestritten und um Lösungen der im Sekundentakt auftretenden Probleme gerungen wird, immer wieder gespickt mit witzigen Gesangs- und Tanzeinlagen sowie modernen Anspielungen, zum Beispiel an Podcast-Macher (sensationell Liegl als bayerischer Hinterwäldler mit Cowboyhut) oder die „Blues Brothers“ (köstlich Lindner und Altinger). Da gibt es den verpeilten Nachbarn im Bademantel (Liegl), der um Milch bittet, deren Tetrapak den ganzen Abend über nicht aufgeht, und der sich, immer noch verpeilt, als etwas anderes entpuppt, da kommt die fitness- und sexbesessene Nachbarin von unten im pinken Trainingsdress (hingebungsvoll gespielt und zum Brüllen komisch durch Lindl) und schleppt den Paketboten ab, es taucht ein singender Prediger auf („Praise the Lord!“ – umwerfend und absolut in seinem Element Liegl), der den reihenweise anfallenden Leichen von erpresserischeren Bankbeamten (herrlich verstockt verkörpert von Altinger) im Badezimmer die letzte Ölung verpasst – und so geht es weiter. Auch als Bonnie und Clyde, nun als Mr. und Mrs. Miller und weiterhin streitend, nach Las Vegas fliehen, folgen ihnen sämtliche Charaktere, im Bademantel, im pinken Dress oder im Predigergewand, und die Gangster kommen nicht zur Ruhe. Das Ende soll nicht verraten werden. Die drei Kabarettisten spielen das Programm noch ein paar Mal im Nachbarland Bayern: „Bitte verfolgen Sie uns“ – und das lohnt sich absolut. Ein mitreißender Abend, der noch lange mit lautem Lachen und vielen Szenen im Kopf nachhallt.
Bei den nächsten Veranstaltungen von „Kultur in der Arche“ treten auf: am 5. November „Lachwerk Süd“, am 3. Dezember Michael Altinger. Alle Veranstaltungen finden in der Arche in Dischingen statt.