Manufaktur

Wie Monika Oechsle in ihrer Werkstatt in Nattheim handgemachte Naturseifen herstellt

Monika Oechsle stellt in ihrer Seifenmanufaktur handgemachte Naturseifen her. Für den Weg in die Professionalität musste sich die Nattheimerin zunächst mit den Grundlagen der Chemie vertraut machen. Inzwischen hat sie rund 100 Rezepte für ihre Seifen.

Wie Monika Oechsle in ihrer Werkstatt in Nattheim handgemachte Naturseifen herstellt

Manche Menschen komponieren Arien, Monika Oechsle komponiert Seifen. Anstelle von Klängen, Notenschlüsseln und Taktangaben greift die Nattheimerin auf Öle, Laugen und Farben zurück. Seit drei Jahren betreibt Oechsle eine eigene Seifenmanufaktur in der Nattheimer Alleestraße. Was als Hobby begann, verfolgt sie inzwischen professionell.

Eigentlich sind Lampen Oechsles Zuhause. Als gelernte Lichtplanerin repräsentiert sie das Luxus-Lampen-Unternehmen LZF. Durch ganz Deutschland führt sie dieser Beruf, in Architekturbüros, in Geschäfte, in Privathäuser. Wie bei so vielen Menschen durchkreuzte die Corona-Pandemie auch Monika Oechsles gewohnte berufliche Bahnen. „Ich konnte damals keine Kunden vor Ort mehr besuchen. Auf einmal hatte ich pro Tag drei bis vier Stunden mehr Zeit“, berichtet Oechsle.

Pralinen oder Seifen? Monika Oechsles Seifen sind zwar nicht essbar, manche werden aber tatsächlich mithilfe von Patisserie-Silikonformen geformt. Rudi Penk

Zeit, die sie letztlich in eine lang gehegte Passion steckte: die Herstellung von Seifen. Schnell sei ihr klargeworden, dass dahinter eine ganz eigene Wissenschaft steckt. „Mein Anspruch war und ist es, die Chemie dahinter zu verstehen, genauso wie die Duftkompositionen und die Farblehre“, erklärt Oechsle. Einschlägige Internetforen konnten ihr dieses Wissen nicht vermitteln. Erst durch die Lektüreempfehlungen einer australischen Seifensiederin habe sich die Nattheimerin die chemischen Grundsätze der Seifenproduktion aneignen können.

Die klingen eigentlich simpel: Fett und Lauge werden miteinander verbunden – „ein uralter Prozess, schon die Sumerer haben das so gemacht“, erklärt Oechsle. Danach werden Düfte und Farben hinzugefügt; ein chemischer Prozess wird angeregt. In dieser sogenannten „Gelphase“ reagieren die Substanzen noch etwa einen Tag lang miteinander. Währenddessen formt, verziert und veredelt Monika Oechsle die Naturseifenstücke. Fertig sind sie dann allerdings noch nicht. Etwa sechs Wochen reifen die Seifen nach, erst dann erhalten sie ihre charakteristische Konsistenz und Haptik.

Rund 100 Rezepte in der Seifenmanufaktur in Nattheim

In einem einzigen Stück Seife stecken demnach viel mehr Zeit und Aufwand als man vorher womöglich meint. Selbstverständlich ist nicht jeder Versuch ein Erfolg.  So manche „Kompositionen“ gehen zunächst in die Hose. Inzwischen hat Oechsle rund 100 Rezepte für ihre Seifen erstellt, mit deren Hilfe sie jede ihrer Seifen reproduzieren kann. Trotzdem sei jedes Stück ein Unikat – „das geht gar nicht anders“, sagt die Nattheimerin und lacht.

Ob Zeder, Vanille, Kaffee oder Olive: An Duftvariationen mangelt es in der Seifenmanufaktur nicht. Jede der Naturseifen sei stets sowohl fürs Gesicht als auch für Hände, Haare und Körper geeignet. Immer wieder finden sich Farbvariationen und Naturmaterialien wie Orangenschalen oder Kieferzapfen in den Seifen. „Der technische Aspekt der Herstellung ist das eine. Der künstlerische ist der andere, und das ist der, der mich an dem ganzen Prozess so interessiert.“

Ätherische Öle sorgen für den charakteristischen Geruch der Seifen. Rudi Penk

Komplett künstlerisch vogelfrei geht es dabei jedoch nicht zu. Wie Monika Oechsle erläutert, muss jede Seifen-Rezeptur zunächst zertifiziert und unter anderem auf ihre Hautverträglichkeit getestet werden. Zwischen 500 und 900 Euro koste dieser Prozess pro Rezeptur – weswegen Oechsle auch nicht alle ihrer Rezepte zertifiziert habe. Anschließend muss eine Produktionsinformationsdatei angelegt werden, wie es für kosmetische Produkte, die innerhalb der Europäischen Union vertrieben werden, Standard ist.

So viel Bürokratie – „Irgendwann musste ich mich entscheiden, ob ich die Manufaktur weiterhin als Hobby betreibe oder das Ganze professionalisiere.“ Monika Oechsle entschied sich für Letzteres. Zwar ist sie hauptberuflich weiterhin im Lampen-Business tätig, die Seifenmanufaktur ist inzwischen jedoch fester Bestandteil ihres Lebens.

Seifenmanufaktur auf dem Weihnachtsmarkt in Heidenheim

Ihre Geschäftsräume hat Monika Oechsle in der Nattheimer Alleestraße in der ehemaligen neuapostolischen Kirche. 1995 erwarb sie das Gebäude – damals befanden sich noch Altar und Bänke in den Räumen. Seit 2003 dient es als Werkstatt. Dort, in der Alleestraße 18, können die selbstgemachten Seifen begutachtet und erworben werden.

Erreichbar ist Monika Oechsle telefonisch unter 07321.73639 und unter 0172.7650509 sowie per Mail unter seifen@monika-oechsle.de.

Die Seifen werden unter anderem in der City-Apotheke in Heidenheim verkauft. Ebenfalls in Heidenheim wird Monika Oechsle mit ihrer Manufaktur beim Weihnachtsmarkt in der Hinteren Gasse von 7. bis 10. Dezember präsent sein.

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