Auftaktveranstaltung

Ab wann Niederstotzingens Bürgerinnen und Bürger am Quartiersmanagement beteiligt werden

Im Gemeinderat von Niederstotzingen wurde bereits viel über das Thema Quartiersmanagement gesprochen. Nun steht fest, ab wann die Bürgerinnen und Bürger ihre Fähigkeiten und Ideen einbringen können.

Wer Niederstotzingens Bürgermeister Markus Bremer am Freitagabend in der Mehrzweckhalle des Kinderhauses Villa Kaleidos zuhörte, kam nicht umhin zu bemerken, dass er sichtlich emotional bei der Sache war. Wohl, weil es um ein Thema geht, dass ihm besonders am Herzen liegt. Gemeint ist das Quartiersmanagement, mit dem ein lebenswerteres Niederstotzingen für alle Generationen geschaffen werden soll. Zumindest im Gemeinderat wurde bereits viel darüber gesprochen, die öffentliche Auftaktveranstaltung am Freitag nutzte Bremer, um konkrete Pläne vorzustellen.

Der demografische Wandel als Herausforderung

„Was müssen wir heute tun, damit wir morgen gut zusammenleben können?“ Diese Frage stellte Bremer zu Anfang in den Raum. Wenn man die Herausforderungen des demografischen Wandels betrachte, sei klar, dass man nicht immer so weitermachen könne wie früher. Schon jetzt würden 40 Prozent der 70- bis 85-Jährigen alleine leben, circa 25 Prozent hätten keine erwachsenen Kinder im Ort.

Die stationären Pflegeplätze in Niederstotzingen würden in Zukunft nicht mehr ausreichen, was mehr ambulante Unterstützung nötig machen werde. Gleichzeitig sei davon auszugehen, dass die Kirchengemeinden und Vereine nicht mehr so viel leisten könnten wie in der Vergangenheit.

Was zum Quartiersmanagement in Niederstotzingen dazu gehören könnte

Er wisse, dass der Begriff „Quartiersmanagement“ recht technokratisch daherkomme, so Bremer, der deshalb auch gleich ein paar Beispiele nachlieferte. Teil des Quartiersmanagements könne eine hauptamtlich angestellte Person sein, die zu Familien nach Hause kommt, die mit der Pflege eines Angehörigen beschäftigt sind, und ihnen beim Ausfüllen der Förderanträge hilft. Oder ein Bürgermobil, das weniger mobilen Menschen beim Einkaufen und bei Arztbesuchen helfen könnte. Auch ein Jugendtreff könnte Teil des Angebots sein.

Welche Komponenten Niederstotzingen benötigt, ist noch nicht entschieden, denn die Verantwortlichen möchten zuerst die Ideen und Meinungen der Bürgerinnen und Bürger hören. Dafür gibt es nun einen Zeitplan, den Martin Keller-Combé vorstellte. Der Sozialplaner, der zusätzlich zu diesem Beruf als Berater für bürgerschaftliches Engagement tätig ist, wird bei den kommenden Veranstaltungen mitwirken und das gesamte Projekt begleiten.

Eine Fragebogenaktion zu Jahresanfang 2025

Zwischen Januar und März soll es eine „aktivierende Befragung“ mithilfe von Fragebögen geben, die ein allgemeines Stimmungsbild der Stadt aufzeigen soll. Im Februar startete der runde Tisch der sozialen Dienstleister, dazu zählen zum Beispiel Pflegedienste und Pflegegruppen, aber auch Schulsozialarbeiter und die Volkshochschule. Die Gesprächsrunde soll die Teilnehmenden vernetzen und Versorgungslücken identifizieren. Bürger sollen jederzeit Anregungen einbringen können.

Weitere Möglichkeiten dafür gibt es dann im April und Mai, wenn die Bürgerworkshops starten. In Kleingruppen sollen dort Ideen und Verbesserungsvorschläge gesammelt werden. Im Juni und Juli finden dann sogenannte Ideenschmieden statt, in denen die Bürger, wieder in kleinen Gruppen, die Ideen ausarbeiten und wenn möglich gleich mit der Umsetzung beginnen.

Diese Prozesse sollen auch durch einen Quartierskoordinator oder eine Quartierskoordinatorin unterstützt werden, die Stelle ist momentan ausgeschrieben. Das dazugehörige Büro soll in den Räumlichkeiten des ehemaligen Reisebüros beim Rathaus eingerichtet werden und zur zentralen Anlaufstelle für das gesamte Projekt werden.

Die Zusammensetzung der Steuerungsgruppe fürs Quartiersmanagement

Zusammen mit Bremer und Keller-Combé wird der Quartierskoordinator oder die Quartierskoordinatorin auch Teil der Steuerungsgruppe sein, die sich monatlich trifft, um das Projekt begleiten und nachjustieren zu können. Der Gemeinderat ist mit Berthold Wetzler (CDU), Bärbel Noller (SPD) und Julia Wernecke (BWI) in der Gruppe vertreten, dazu kommen Gertraud Jauß, Pflegekoordinatorin am Landratsamt Heidenheim, und Katja Koppelmann als Vertreterin der Stiftung Haus Lindenhof.

Nach zwei Stunden voller Informationen lud Bürgermeister Bremer die Anwesenden noch zum Verweilen ein. Und bei den regen Gesprächen in der gut gefüllten Halle konnte man bereits ein Gefühl dafür bekommen, wie die Zusammenarbeit im kommenden Jahr aussehen könnte.

Zwei Jahre Laufzeit

Als eines von acht Projekten in Baden-Württemberg wird das Quartiersmanagementprojekt in Niederstotzingen vom Sozialministerium des Landes gefördert. Über einen Zeitraum von zwei Jahren gibt es 115.000 Euro Zuschuss, die Stadt Niederstotzingen finanziert alle Kosten, die darüber hinausgehen. Man müsse aber nicht damit rechnen, dass das Projekt nach Auslaufen der Förderung einfach fallengelassen werde, so Bürgermeister Markus Bremer. „Der Gemeinderat ist sich einig, dass das eine Daueraufgabe ist“, so Bremer.

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