Ganz im Zeichen des 100. Geburtstags des Musikvereins Stadtkapelle Niederstotzingen stand dessen Herbstkonzert, das am Samstagabend die Stadthalle Niederstotzingen so füllte, dass sogar Stehplätze vergeben werden musste. Und die Besucher erlebten „ihre“ Musiker in Bestform: Jugendgruppe, Jugendkapelle und Stadtkapelle hatten ein Programm zusammengestellt, das einen musikalischen Bogen um die hundert Jahre des Vereinsbestehens spann. Eine besondere Vielfalt konnte also erwartet werden, mit welcher Bravour dabei aber Anspruch und Niveau der Stücke gemeistert wurde, das forderte das Publikum immer wieder zu begeistertem Applaus heraus.
So glänzte beispielsweise die Jugendkapelle unter der Leitung von Stephan Kling mit „Apollo 11“, einer Vertonung der Mondlandung von Otto M. Schwarz, die von Countdown über Funkspruch bis hin zum legendären ersten Schritt auf dem Mond jede Menge Spannung, aber auch jede Menge Hürden enthält, die der Musikernachwuchs hervorragend meisterte. Damit und mit der immergrünen Winnetou-Melodie markierte die Jugendkapelle die 1960er Jahre und ging dann in das 21. Jahrhundert über. Enyas „Only time“ in seiner Zartheit, die die Jugendkapelle sehr sensibel und gekonnt umsetzte, sorgte für Gänsehaut-Momente, während Lenas „Satellite“ mit den rhythmischen Beats ordentlich einheizte. An der Jugendkapelle war es auch, die Anfänge des Vereins musikalisch zu interpretieren: Der spanische Marsch „Amparito Roca“ stammt exakt aus dem Geburtsjahr des Vereins und eröffnete sehr flott und markant das Jubiläumskonzert.
Emotional, poppig und komödiantisch
Sehr emotional und ergreifend geriet das Zusammenspiel von Jugendkapelle und Jugendgruppe, die mit „The Glory of love“ die 1970er Jahre aufleben ließen. Die Jugendgruppe hatte auch ihren eigenständigen Auftritt und lud zum Mitklatschten, Mitsingen, ja sogar Mittanzen ein. Nathalie Hartmann, die 2017 die Leitung übernommen hatte, hatte mit „Tequila“ und „To reach the summit“ eigene Erinnerungsstücke beigesteuert, und mit Pharell Williams „Happy“, dem Wunschstück der jüngsten Musiker des Vereins, schickte sie das Publikum sehr schmissig in die Pause, in der in diesem Jahr, auch das eine Reminiszenz an das große Jubiläum, Imbiss und Getränke durchweg für 100 Cent angeboten wurde.
Der zweite Teil des Abends gehörte dann der Stadtkapelle unter der Leitung von Musikdirektor Christoph Hesse – und die legte richtig los, ja, sie hatte im Vergleich zu den Vorjahren noch einige Jubiläumsschippchen draufgelegt und wusste durchweg zu begeistern. Bereits mit dem sehr feierlichen Auftakt, der Festmusik der Stadt Wien von Richard Strauss aus dem Jahr 1943, beeindruckten die mehr als 60 Musiker das Publikum tief. Nicht nur „Trekkies“ kamen auf ihre Kosten mit dem Soundtrack des Raumschiffs Enterprise, mit dem das Orchester nicht nur die unendlichen Weiten des Weltalls, sondern auch die der Möglichkeiten in der Blasmusik betrat und dazu noch die Zeit der 1970er bis 1990er Jahre.
„Superkalifragilisticexpialigetisch“ möchte man der Stadtkapelle bescheinigen, zumal auch Mary Poppins ihr Stelldichein im Programm hatte und nicht nur ihr Teelöffel Zucker versüßte das Konzert ungemein. In die 1950er Jahre ging es mit dem „Typewriter“, einem auch in komödiantischer Hinsicht sehr gelungenen Leckerbissen mit einer bestimmt hundert Jahre alten "Mercedes"-Schreibmaschine, bei dem das Publikum unverhohlen seine Freude zeigte. Mit „Adele 21“ schließlich endete das Konzert in der Gegenwart, sehr poppig, sehr mitreißend, nicht ohne zuvor noch die Zukunft in Aussicht zu nehmen: „Of castles and legends“ ist das Stück, mit dem die Stadtkapelle sich für das Wertungsspiel beworben hat, und ganz sicher drückt das Publikum alle Daumen, denn das dramatische, mit vielen Finessen versehene Stück begeisterte restlos.
Zum Abschluss des Konzerts, das Anna Gessler und Sabine Mack in ihren mit vielen Details aus dem hundertjährigen Vereinsleben bestückten Moderationen bereicherten, durfte noch einmal „Hundert hoch zwei“, das große Jubiläumsbierzelt im Sommer zusammen mit der Schützenkameradschaft Oberstotzingen, das die ganze Stadt begeistert hatte, aufleben: Beim „Grande Finale“ leuchteten Kerzen und die Stadtkapelle gleichermaßen – ein bewegenderes Ende des Konzerts und auch der Jubiläumsveranstaltungen hätte es nicht geben können.
Ehrungen für Stephan Kling und Harald Zink
Traditionell beim Herbstkonzert finden auch die Ehrungen des Vereins statt. Im Jubiläumsjahr konnte Vorsitzender Uli Lindenmayer zwei Mitglieder auszeichnen, die gute Beispiele für "die große Familie Musikverein" geben: Jeweils 30 Jahre lang aktive Mitglieder im Verein sind Stephan Kling und Harald Zink, die beide nicht nur tatkräftiges Engagement zeigen, sondern auch beide eine ganz eigene Familientradition im Verein haben. Sie wurden mit Urkunde und Ehrennadel ausgezeichnet und ein XXL-Fläschchen Bier gab's obendrein.