„Wir sind noch auf einer relativ hohen Flugebene“, so beschrieb Bürgermeister Marcus Bremer den bisherigen Stand in der Kommunalen Wärmplanung der stadt Niederstotzingen, die noch weiter zu detaillieren sei. Die Bestands- und Potenzialanalyse liegt jetzt vor. Lisa-Marie Eberle und Jannik Kett von den Stadtwerken Giengen, die die Analyse vorgenommen hatten, stellten die Ergebnisse in der vergangenen Sitzung des Gemeinderats vor.
Die Gebäudestruktur der Stadt dominieren die Wohngebäude mit 92 Prozent. 6,7 Prozent machen Handel und Dienstleistungen aus, ein Prozent die kommunalen Gebäude und 0,6 Prozent das verarbeitende Gewerbe. 76 Prozent der Wohngebäude sind über 30 Jahre alt, woraus sich ein künftiges Sanierungspotenzial ableiten lasse. Geheizt wird vorwiegend mit Erdgas (887 Gebäude), gefolgt von Öl (466), Pellets und Scheitholz (195), Nachtspeicher (93), Wärmepumpe (53) und Wärmenetz (6). 38 Prozent der Gasheizungen und 31 Prozent der Ölheizungen sind nicht älter als 20 Jahre, der Rest wird wohl in nächster Zeit zum Austausch anstehen. Der Endenergiebedarf für die Wärme beträgt 45 Gigawattstunden. Davon entfallen 74 Prozent auf die Wohngebäude, 15 Prozent auf Handel und Dienstleistungen, 7 Prozent auf das verarbeitende Gewerbe und 2 Prozent auf die kommunalen Gebäude.
Nicht alle Möglichkeiten nutzbar
Soweit das Ergebnis der Bestandsanalyse. Was das Potenzial in der Stadt betrifft, so schickte Lisa-Marie Eberle gleich voraus, dass nicht jedes vorhandene Potenzial auch sinnvoll genutzt werden kann. Es sei in vier Bereiche einzuteilen: Zum einen die theoretischen Möglichkeiten, also das physikalische Angebot der Energiequelle, zum anderen die technische Nutzbarkeit, dann die Frage, ob die Nutzbarkeit auch ökonomisch rentabel sei, und schließlich die realisierbaren Möglichkeiten, also diejenigen Energiequellen, die tatsächlich unter den vorangegangenen drei Bereichen als nutzbar eingestuft werden können.
Die Wasserkraft scheidet in der Stadt Niederstotzingen komplett aus, Potenzial dafür sei nicht gegeben, hat die Analyse ergeben. Die Dachflächen der Stadt erwiesen sich aufgrund hoher Einstrahlung als geeignet für Photovoltaik, wobei 20 Prozent der Dachflächen bereits entsprechend ausgestattet sind. Die restlichen 80 Prozent seien noch ausstattbar.
Potenzial im Wärmenetz
Bis zu 19 Prozent des gesamten Wärmebedarfs könne durch Biomasse gedeckt werden. Darunter könnte das Klärgas aus der Sammelkläranlage im Schorren 1 fallen, welches bislang noch nicht genutzt wird, wie auch Biogaserzeugung auf der Basis von Gülle und Grünland, die thermische Verwertung von Brennholz und Holzhackschnitzel und Waldrestholz. Beim Wärmenetz wurde Potenzial im Ortskern Im Städtle ermittelt wie auch in Bergstraße und Lerchenbühl, im Banater Weg und im Kapellenweg.
Mit der Vorstellung der ersten Ergebnisse solle „keine falsche Erwartungshaltung“ (Bremer) geweckt werden, es sei noch viel Arbeit zu leisten. Am 4. Februar werde ein Workshop für den Gemeinderat stattfinden, in welchem mögliche Maßnahmen anhand der Ergebnisse diskutiert und ein Zielbild für die Wärmewende erarbeitet werden soll. Dieses wird sodann der Öffentlichkeit präsentiert werden. Zudem laufe derzeit eine Online-Umfrage unter der Bevölkerung. Bremer hob auch nochmals hervor, dass durch die abgeschlossene Wärmeplanung keine Benachteiligung für die Bürgerschaft zu befürchten sei.
Trio in Sachen Wärmeplanung
Die Kommunale Wärmeplanung der Stadt Niederstotzingen erfolgt im Konvoi mit den Kommunen Herbrechtingen und Sontheim. Das Trio wird angeführt von der Stadt Herbrechtingen.