„Gute Idee“, „tolles Konzept“ und gar „Alleinstellungsmerkmal“: In allen drei Fraktionen herrschte große Zustimmung zum Vorschlag der Verwaltung, den bisherigen Archäopark künftig als Kindertagesstätte zu nutzen. Die zweijährige Suche nach einer neuen Nutzung hat damit eine konkrete Zielrichtung angenommen.
Schnell sei klar geworden, dass eine gastronomische Nutzung des Geländes illusorisch sei, berichtete Bürgermeister Marcus Bremer über die Findungsphase: zu wenig Parkplätze, zu wenig Küche und zu wenig Finanzmittel, um das Gelände attraktiv für einen Gastronomen zu machen. Schließlich habe man überlegt, mit welchen Pflichtaufgaben das Areal kombiniert werden könne, sodass die Kinderbetreuung ins Blickfeld rückte, bei der ja ohnehin Bedarf gegeben sei. Eine Gruppe von 25 Kindern könnte im Zeitraum von 7 bis 14 Uhr dort betreut werden. Damit würden weder ein Mittagessen anfallen noch Schlafmöglichkeiten geschaffen werden müssen. Der Aufwand sei also gering, zumal ein Gruppenraum bereits vorhanden sei, auf den die Gruppe bei Schlechtwetter ausweichen könne, während sie sich sonst im Freien aufhalten könne, und das inmitten der eiszeitlichen Geschichte, dem Weltkulturerbe mit dem lebensgroßen Mammut als Sinnbild und Freund und Maskottchen gleichermaßen. Wasserspielplatz und Klettertiere im Lonetal stünden den Kindern ebenfalls zur Verfügung, für Personal ist Bürofläche und sogar Dusche vorhanden. Und: Projekte mit anderen Kindergärten und Schulklassen wie auch dem „Weltkultursprung“ und dem Landesamt für Denkmalpflege seien auch bei der Nutzung als Kindertagesstätte denkbar.
„Unkonventionelle Art“
Als „Alleinstellungsmerkmal“ bezeichnete Bernd Hegele, der Fraktionsvorsitzende der CDU, ein solches künftiges Bildungsangebot, das auch der Öffentlichkeit etwa an Aktionstagen Zugang ermögliche. Bei der Ideenfindung sei immer wichtig gewesen, dass die Nachnutzung die Akzeptanz der Bürger finde. Die Kindertagesstätte sei ein guter Ansatz dafür. Schwierig sei allerdings die Parksituation: Ihm fehle die „Fantasie dafür, dass Eltern jeden Morgen einen Fußweg von zwanzig Minuten auf sich nehmen“, weil sie nicht direkt vor den Eingang fahren können.
Bärbel Noller, SPD, hielt dagegen, dass in anderen Waldkindergärten die Erzieherinnen die Kinder an einem bestimmten Platz in Empfang nehmen, um dann gemeinsam zum Kindergarten zu laufen. Von interessierten Eltern werde das in Kauf genommen. Sie sei sehr einig mit dieser „unkonventionellen Art der Nachnutzung“ und regte an, in die Planung die künftige Trägerschaft und Leitung einzubeziehen.
„Infrastruktur ruhig größer denken“
Ein zukunftsträchtiges Konzept auch im Sinne der Pflichtaufgaben, befand Georg Zink, der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der BWI. In Bezug auf die Infrastruktur könne man ruhig auch größer denken: Die Ganztagesbetreuung für Grundschüler stehe schließlich vor der Tür. Ein Baufenster als Option für eine weitere, dann allerdings reine Naturgruppe sei im Konzept vorgesehen, erläuterte Bremer. In puncto „Kiss-and-Ride-Zone“ hatte er bereits vorgefühlt, allerdings werde eine solche nicht möglich sein. Er halte es allerdings für vertretbar und nicht gänzlich kritisch, dass die Kinder ein paar Meter laufen, wobei ihm auch bewusst sei, dass das Betreuungsangebot am Vogelherd nicht für alle Eltern das passende sei. Er sei aber der Überzeugung, dass die Mischnutzung gut machbar sei.
Dazu muss als erster Schritt der bisherige Bebauungsplan, der die Fläche als Sondergebiet ausweist, geändert werden. Und dieser Schritt wurde beschlossen, indem die Planungsleistungen zur Änderung des Bebauungsplans „Sondergebiet Archäopark“ an das Ingenieurbüro Gansloser einstimmig zu dessen Angebotspreis von rund 20.200 Euro brutto vergeben wurden. Im Preis war bereits ein Grundabzug für die umfangreichen Vorarbeiten für die Verwaltung vorgenommen worden. Das Betriebskonzept noch detailliert auszuarbeiten, das wird dann zu den künftigen Schritten gehören. Und damit wird dann, wie Bernd Hegele noch anmerkte, die Vokabel „Archäopark“ nicht mehr gebraucht werden.
Welterbe nicht in Gefahr
Auch mit dem neuen Konzept werde das Areal am Vogelherd weiterhin eingezäunt bleiben, stellte Bürgermeister Marcus Bremer klar. Der Titel Welterbe sei weder durch den Wegfall des Archäoparks noch die bestehende Einzäunung in Gefahr. Gerade letztere stelle eher einen Schutz dar, da bei frei zugänglichen Stätten auch häufig Fehlnutzungen festzustellen seien, die dem Erhalt des Welterbes nicht zuträglich seien. Die Einzäunung am Vogelherd werde sowohl vom Landesdenkmalamt als auch von der Unesco nicht kritisch gesehen. Dass die künftig dort zu betreuenden Kinder etwa eine Fehlnutzung in der Vogelherdhöhle betreiben, soll durch eine Begrenzung zu Beginn der Anhöhe vermieden werden, die zudem zum Schutz der Kinder dienen soll.