Abschied

Pfarrer Ulrich Erhardt verlässt die evangelische Gesamtkirchengemeinde in Niederstotzingen

Nach neun Jahren als geschäftsführender Pfarrer kehrt Ulrich Erhardt der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Sontheim-Niederstotzingen-Brenz den Rücken. Mit seinen 58 Jahren wagt er beruflich eine neue Herausforderung. Wie er auf die Zeit zurückblickt und wann Verabschiedung gefeiert wird.

Pfarrer Ulrich Erhardt verlässt die evangelische Gesamtkirchengemeinde in Niederstotzingen

Noch einmal neu anfangen: Der 58 Jahre alte evangelische Pfarrer Ulrich Erhardt ist dabei, seine sieben Sachen im Pfarrhaus an der Teckstraße zu packen. Der geschäftsführende Geistliche an der Spitze der Gesamtkirchengemeinde Sontheim–Niederstotzingen-Brenz wechselt an die Spitze des Kirchenbezirks Waiblingen und wird Nachfolger von Dekan Timo Hertneck, der vor etlichen Monaten in den Ruhestand verabschiedet worden war. Künftig ist Erhardt für 24 Kirchengemeinden in drei Distrikten und 65.000 Gemeindemitglieder zuständig. Im Vergleich dazu der flächenmäßig größere Kirchenbezirk Heidenheim mit 44.000 Protestanten, die sich auf 26 Kirchengemeinden verteilen.

Für Ulrich Erhardt schließt sich sozusagen der Kreis nach 30 Berufsjahren in der Landeskirche. Der gebürtige Remstäler wuchs in Winterbach auf, studierte nach dem Abitur in Schwäbisch Gmünd Theologie, Erziehungswissenschaft und Geschichte in Tübingen, Münster und München und schloss die nicht-theologischen Fächer an der Fern-Universität Hagen ab. Von 1992 bis 1995 folgten die Vikarsjahre in Zwerenberg, bis 1998 dauerte der Einsatz als Pfarrer zur Anstellung in Ebersbach/Fils. Als Geistlicher war Erhardt dann in Gnadenthal und Neunkirchen und dort im Nebenamt als Bezirksjugendpfarrer aktiv. Von 2007 bis 2014 versah er in Ulm das Amt eines Jugendpfarrers. 2014 kam er dann nach Niederstotzingen ins Gemeindepfarramt. Seit 2019 ist er hier zugleich geschäftsführender Pfarrer in der Gesamtkirchengemeinde Sontheim–Niederstotzingen.

Spannende Zeit in Niederstotzingen, vor allem wegen Corona

Es waren neun ereignisreiche wie spannende Jahre in der kleinsten Stadt im Landkreis. Spannend vor allem wegen den massiven Einschränkungen während der Corona-Pandemie, in der das Gemeindeleben gegen Null gegangen war und man vor allem digital, also übers Internet Gottesdienste in die Häuser sandte. Besonders spannend war auch, wie es denn nach der Pandemie weitergehen werde. Etliche Vereine beklagten nämlich, dass gerade die Älteren nicht mehr mitmachten. Tatsächlich, so resümierte Erhardt, habe weit mehr überlebt und Neues sei auch entstanden. Gut entwickelt habe sich der Kirchenchor. Lediglich im Bereich der Kinderkirche hätte es besser laufen sollen. Die angestammten Mitarbeitenden kamen nicht wieder. Eine Lücke gab es bei den Konfirmanden, aus deren Reihen sonst Kinderkirchenhelfer gewonnen werden konnten. Der aktuelle Helferkreis ist ab Herbst im Studium und dann eben nicht mehr für die Kinderkirche da.

Was den scheidenden Stadtpfarrer freut ist, dass jetzt auch die „Jungsenioren“, also die gerade aus dem Berufsleben Ausgeschiedenen, den Weg zu den Seniorentreffen finden. Früher hätten diese abgewunken – frei nach dem Motto: „So alt bin ich doch noch nicht.“ Die Pandemie gut überstanden hätten die Jungscharen. Inzwischen seien auch wieder Gottesdienste in den Altenhilfeeinrichtungen möglich. Nicht vergessen wird Ulrich Erhardt jenen Heilig-Abend-Gottesdienst im Freien bei strömendem Regen. Deutlich mehr Andrang als vor Corona registriert er bei den Kinderbibeltagen.

In Bergenweiler und Brenz sind die Pfarrstellen ab 2024 gestrichen

Corona verhinderte letztlich auch einen Start in die Gesamtkirchengemeinde – im Vorgriff auf den Pfarrplan, bei dem die Landeskirche bekanntlich bei den Pfarrstellen den Rotstift ansetzt und ab 2024 die Pfarrstellen in Bergenweiler und Brenz gestrichen werden. Die gemeinsame Klausur der Kirchengemeinderäte zum Auftakt war schon geplant, als der Lockdown alle Terminpläne Makulatur werden ließ. Viel hatte es zu bedenken gegeben, bis das Gerippe für die gemeinsame Zukunft gezimmert war. Verwaltung, die Finanzen, das Personal und auch die Kindergarten-Angelegenheiten kamen unter das Dach des geschäftsführenden Pfarramts. Die Gemeindearbeit aber verblieb bei Pfarrer Steffen Palmer und Ulrich Erhardt. Dazu wurde die Stelle eines Diakons geschaffen, dessen Deputat von 50 auf 100 Prozent angehoben werden konnte. „Es klappt prima“, sagt Erhardt.

Ja, es sind gemischte Gefühle, nun weiterziehen zu dürfen und dabei Liebgewonnenes loslassen zu müssen.

Pfarrer Ulrich Erhardt

Und nun? „Ja, es sind gemischte Gefühle, nun weiterziehen zu dürfen und dabei Liebgewonnenes loslassen zu müssen“, gesteht Erhardt. In Waiblingen habe er nur noch ein Viertel der Gemeindemitgliederzahl als in Niederstotzingen mit rund 1400. In Waiblingen müsse er viel organisieren und planen, sich Wege ausdenken für die Zukunft von Kirchenbezirk und Landeskirche. Da bringe er viel Erfahrung mit angesichts der Kindergärten und der Überlegung einer fälligen Sanierung der Galluskirche in Brenz.

Verabschiedung am 17. September

Die Verabschiedung von Pfarrer Ulrich Erhardt findet am Sonntag, 17. September, ab 10.30 Uhr mit einem Gottesdienst in der Andreaskirche in Niederstotzingen statt. Im Anschluss ist ein Stehempfang geplant. Gleichzeitig wird der 60. Jahrestag der Weihe dieser Kirche begangen.