Konzert

Wie der Musikverein Stadtkapelle Niederstotzingen nicht nur mit hohem Anspruch verblüffte

Hoher Anspruch und eine Menge Nachwuchs: Das Herbstkonzert des Musikvereins Stadtkapelle Niederstotzingen in der Stadthalle erfüllte die Besucher mit Begeisterung und mit Respekt.

Wie der Musikverein Stadtkapelle Niederstotzingen nicht nur mit hohem Anspruch verblüffte

„Ich glaub, ich steh im Wald“ – der Gedanke mag so manchem Besucher des Herbstkonzerts des Musikvereins Stadtkapelle Niederstotzingen am Samstag gekommen sein. Ein ganz besonderer Wald allerdings: Der Sherwood Forest, in prächtiger Deko in der Stadthalle nachempfunden, lud das Publikum zum Waldbaden ein. Eine Kombination aus Wald- und Musikbaden, die – das sei gleich vorweggenommen – nicht nur eine entspannende Wirkung entfaltete, sondern auch eine sehr anregende.

Die ganze Vielfalt der Blasmusik hielt die Stadtkapelle unter Musikdirektor Christof Hesse bereit: Sinfonische Blasmusik stand neben traditioneller, Musical traf Kino – eine Mischung, die gut ankam. Mit dem Marsch „National Emblem“ leitete die Stadtkapelle ihren Part schwungvoll, mitreißend und sehr voluminös ein. Und mit der vor Fröhlichkeit strotzenden „Bayrischen Polka“, einem Blasmusik-Klassiker, wurde der Schwung noch gesteigert. Die kann man freilich nur spielen, wenn man einen Posaunisten hat, der die Herausforderungen dieses Klassikers zu bewältigen versteht. Und den hat die Stadtkapelle: Manuel Hartmann brillierte hier an der Posaune und hatte den großen Applaus mehr als verdient.

Berge und Seen in Klang verwandelt

Die „Appalachian Overture“ schickte dann Musikerinnen und Musiker und das Publikum durch Schluchten, Felsklüfte, Seen und unberührte Natur der rund 3500 Kilometer langen Appalachian Tracking Route, die Sabine Mack zuvor in ihrer charmanten Moderation beschrieben hatte, und während die Zuhörer sich daran weiden durften, steckte der Track für die Stadtkapelle doch voller Tücken an Tempo und Dynamik. Die Stadtkapelle nahm sie mit großem Können – da mag mächtig Probenfleiß geflossen sein. „Annie’s Dream“ mag wohl hauptsächlich von Trompeten handeln, denn das gleichnamige Stück gab vor allem dem Trompetenregister Gelegenheit zu glänzen: Sein Solo gelang kraftvoll, energiegeladen und tadellos.

„Ich gehör nur mir“ hatte die Stadtkapelle aus dem Musical „Elisabeth“ ausgesucht. Und die „Elisabeth“ kam sogar aus den eigenen Reihen: Die 20-jährige Emma Wetzler verzauberte mit ihrer klaren, sicheren Stimme und entführte, souverän begleitet von der Stadtkapelle, die Zuhörer zu Sissi an den kaiserlichen Hof von Wien. Und schließlich Sherwood Forest: Damit ist natürlich Robin Hood gemeint, und die Musik aus dem Kevin-Costner-Film ließ die Abenteuer des legendären englischen Helden aufleben. Liebe inklusive: Gänsehaut konnte man bekommen bei der Interpretation der Stadtkapelle von „Everything I Do“. Der voluminöse Klang, der zu Abenteuern einlädt und reichlich Spannung erzeugt, aber auch die zarten romantischen Bande zwischen Robin Hood und Lady Marian, auch hier zeigte die Stadtkapelle die ganze Bandbreite ihres Könnens.

„Film ab“ mit der Jugendkapelle

Auch das gab großen Beifall – „mehr als verdient“ bescheinigte denn auch der Vorsitzende des Blasmusikkreisverbands Heidenheim Reinhard Böhm in seinem Grußwort. Und überdies zollte er der ganz offenbar hervorragenden Nachwuchsarbeit des Vereins Respekt: Rund 30 Mitglieder zählt die Jugendkapelle, die den Auftakt des Herbstkonzertes bestritt. Die Jugendkapelle beeindruckte nicht nur aufgrund ihrer Größe, sondern auch durch Talent. Filmmusik hatte Leiter Stephan Kling für den Nachwuchs ausgesucht, und so durften die Zuhörer den markigen „Imperial March“ aus „Star Wars“, das verträumte „Somewhere In My Memory“ aus „Kevin allein zu Haus“ und ein Medley von John-Williams-Melodien schwelgen, in dem nicht nur Harry Potter verzauberte.

Mit „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ aus dem „Dschungelbuch“ hatte die Jugendkapelle den ultimativen Tipp zur Adventszeit parat, den sie freilich selbst nicht befolgte. Im Gegenteil: Sie legte los und da blieben die Hände der Zuhörer nicht lange im Schoß liegen, sondern klatschten eifrig mit. Noch mehr Dampf – der im Übrigen auch effektvoll aus den angedeuteten Wäldern des Sherwood Forest stieg – machte die Jugendkapelle der Lok Emma: Ihre Reise durch Lummerland ließ die Hände gleich stetig im Tempo ansteigend weiter klatschen. „Feierabend, Emma“, hieß es auf der Bühne, aber Feierabend wollten die Hände noch nicht machen: Die Lok dampfte also nochmals los und ließ die Zuhörer jubeln.

Jugendgruppe weckte den Flaschengeist

Und auch die Allerkleinsten stehen schon in den Startlöchern für die Jugendkapelle: Die Jugendgruppe unter der Leitung von Natalie Hartmann bekräftigte erneut, dass man in Niederstotzingen mangelnden Nachwuchs nicht zu beklagen hat – kein Wunder, in Niederstotzingen wird ja nachgewiesenermaßen bereits seit über 40.000 Jahren geflötet. Mit Filmmusik aus „Indiana Jones“ und „The Greatest Showman“ sowie Auszügen aus „High School Musical“ zeigte sich hier eine konsequente und talentierte Weiterentwicklung auf einem Niveau, das hoffnungsvoll in die Zukunft blicken ließ. Zumal die Kleinsten in diese auch mit den größeren Musikerinnen und Musiker schon mal schnuppern durften. Zusammen mit der Jugendkapelle entführte die Jugendgruppe in ein Märchen aus 1001 Nacht, wie die Moderatorin des Jugendteils Anna Gessler bereits zauberhaft ankündigte. Ein Medley aus „Aladdin“ mit vielen Wechseln ließ den Flaschengeist durch die Halle schweben. Und damit gab das lang und häufig im Stehen beklatschte Herbstkonzert den Weg frei für den Geist der Weihnacht.

Verdiente Mitglieder geehrt

Das Herbstkonzert ist auch immer der Rahmen für die Ehrungen der langjährigen Mitglieder. Vorstand Uli Lindenmayer hatte dabei in diesem Jahr eine ganz besondere Ehrung parat: Ernst Rößler wurde unter großem Beifall zum Ehrenmitglied ernannt. Rößler war nicht nur das erste Mitglied, das für 50 Jahre aktive Tätigkeit ausgezeichnet worden war, darüber hinaus war Rößler mit einem tatkräftigen Einsatz immer so etwas wie die Triebfeder des Vereins.

In seine Fußstapfen im Hinblick auf 50 Jahre aktive Tätigkeit traten Karl-Heinz Neidhardt und Gerhard Mack, die mit der Ehrennadel für ihr halbes Jahrhundert ausgezeichnet wurden. Auf stolze 40 Jahre bringen es Sandra und Matthias Wetzler, Tina Gottschalk und Claus Brenner, die ebenfalls ihre Ehrennadel erhielten.

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