Käse-Sommelière

Warum bei Susanne Backes-Keck aus Oberstotzingen Käse nicht gleich Käse ist

Mit Lebensmitteln kennt sich die Oberstotzingerin Susanne Backes-Keck berufsbedingt sehr gut aus. Eine besondere Expertin ist sie in Sachen Käse.

Camembert, Gouda, Emmentaler. Diese Sorten sind jedem zumindest gelegentlichen Käse-Esser ein alltäglicher Begriff. Die internationale Vielfalt und der Variantenreichtum des beliebten Milchprodukts ist aber immens viel größer, wie schon ein oberflächlicher Blick in die Theken der Supermärkte zeigt. Sich da auszukennen, ist eine Wissenschaft für sich. Susanne Backes-Keck, die seit 2015 in Oberstotzingen lebt, ist eine Expertin auf diesem Gebiet. Die Diplomingenieurin für Lebensmitteltechnik hat eine Fortbildung zur Käse-Sommelière absolviert und bemüht sich, neben ihrer Tätigkeit bei einem Käsevertrieb andere Menschen an ihren Kenntnissen teilhaben zu lassen.

Die Oberstotzinger Sommelière liebt Käse seit ihrer Kindheit

„Man muss von einer Liebe sprechen zum Käse“, beschreibt die 56-Jährige ihre Beziehung zu dem Nahrungsmittel. Das Interesse daran reiche zurück bis in ihre Kindheit, in der die gebürtige Saarbrückerin als junge Konsumentin Käse zu genießen gelernt hat. Die Familie habe damals oft in Frankreich eingekauft, wo es eine Fülle unterschiedlichster Käsesorten gab und gibt. „Die Saarbrücker leben eher wie die Franzosen“, erzählt sie lachend. So sei das Milcherzeugnis in ihrem Elternhaus sehr angesagt gewesen.

Dementsprechend wollte Susanne Backes-Keck 1997 nach ihrem Studium beruflich eigentlich in einer Käserei oder einem milchverarbeitenden Betrieb arbeiten. Doch zunächst kam es anders, wenngleich sie doch in der Lebensmittelbranche Fuß fasste. In Bitburg war sie bei einem Betrieb für Pasta-Produkte in der Qualitätssicherung tätig und lernte ihren Mann kennen, mit dem sie 2003 nach Offingen zog und in dessen Metzgerei dann eine ähnliche Aufgabe übernahm.

Als der Betrieb 2008 aufgegeben werden musste, gründete sie zusammen mit ihrem Mann am selben Ort die „Trüffelmanufaktur“. „Das ist eine nicht sehr belegte Nische und bis heute immer noch sehr erfolgreich“, freut sich die 56-Jährige. Auch drei Käse mit Trüffeln seien in traditioneller Herstellung und mit hohem und qualitätvollem Trüffelanteil entwickelt worden. Susanne Backes-Keck fungiert hier vorerst weiter als Inhaberin, doch die aktive Mitarbeit hat sie seit Herbst 2023 ihrem Mann überlassen, da eine persönliche Trennung bevorstehe. Und die Lebensmitteltechnikerin orientierte sich beruflich neu: „Zu meinem Lieblingsthema hin.“

Susanne Backes-Keck aus Oberstotzingen ist seit ihrer Fortbildung Käse-Expertin

Eigentlich geht dieser Neuanfang zurück bis ins Jahr 2014. Backes-Keck absolvierte damals bei der Vereinigung Bayrische Milchwirtschaft eine Ausbildung zur Käse-Sommelière – einer Fachberaterin für das Anbieten und den Verkauf von Käse. Hier musste sie unter anderem alle internationalen Käsearten kennen- und erkennen lernen – mehr als 1000 Sorten. „Das ist sehr schwierig, aber ich kann es“, hat die 56-Jährige allen Grund, stolz zu sein. Die Käseherstellung müsse man in den Grundlagen beherrschen, das unterschiedliche Gewicht der Sorten wissen und die verschiedenen Käse in Bezug auf Aussehen, Geschmack und Geruch beschreiben können. Schon allein beim Geschmack gibt es unzählige Differenzierungen.

Nicht so einfach ist auch, zu wissen, was mit welchem Käse harmoniert. „Die Begleiter sollen den Käse unterstützen und nicht überdecken“, erklärt die Sommelière. Brot, Weine, Biere, Früchte oder Nüsse – nicht alles passe zu jedem Käse. Dennoch: „Die Sensorik steht beim Sommelier eindeutig im Vordergrund.“ Woran sie einen feinen Käse erkennt? „Die Guten schmecken wie sie sollen, die Schlechten nicht.“

Auch für ihren Berufsstand setzt sich Susanne Backes-Keck aktiv ein. So war die Käse-Sommelière acht Jahre stellvertretende Vorsitzende der deutschen Sektion der „Guilde Internationale des Fromagers St. Uguzon“, einem weltweit existierenden Zusammenschluss von Käsespezialisten. 2023 wurde für Deutschland und Österreich die Spezialistenvereinigung „Caseus International“ gegründet, bei dem die Oberstotzinger Expertin als stellvertretende Vorsitzende fungiert. Und natürlich gehört sie auch dem Verband der Käse-Sommeliers in Deutschland an.

Der Liebe zum Käse ist Backes-Keck aber auch mit ihrem neuen Arbeitsplatz als Vertriebsleiterin beim Handelsunternehmen „Käse-direkt“ aus Lauben bei Kempten treu geblieben. Etwa 100 Sorten seien dort im Angebot: „Ich baue das Zug um Zug aus.“ Und der von ihr seit drei Monaten eingerichtete Käseplatten-Service verbuche ebenfalls steigende Nachfrage, freut sie sich. Außerdem habe „Käse-direkt“ in Sontheim/Brenz ein Lager an der Gundelfinger Straße gemietet. Dort soll ab September an einem Tag der Woche ein Verkauf der Produkte erfolgen.

Käse-Wissen in VHS-Kursen mit der Oberstotzinger Sommelière

Susanne Backes-Keck gibt ihr Käse-Wissen gern an interessierte Menschen weiter. Ab Oktober sind Kurse bei der Ulmer Volkshochschule geplant, bei denen die Themen von Sensorik bis Sorten reichen sollen. Und Gelegenheiten zur Käseverkostung bietet sie ebenfalls an, so etwa am 22. Juni bei einem „Picknick unter Kirschbäumen“ in Dürrlauingen bei Günzburg.

An die 500 Gramm verschiedene Käse isst die 56-Jährige selbst in der Woche. Bleibt eine Frage: Welches ist eigentlich der Lieblingskäse der Oberstotzinger Käsesommlière? „Meine Lieblingssorten sind die Ziegenweichkäse aus Zentralfrankreich“, antwortet sie. Und von einem schwärmt sie besonders: „Der St. Maure de Touraine AOC und AOP.“

Engagement zum Wohl der Kommune

In Oberstotzingen ist Susanne Backes-Keck vor drei Jahren zur Vorsitzenden des dortigen katholischen Kirchengemeinderats gewählt worden und jüngst kandidierte sie bei der Gemeinderatswahl für die Fraktion CDU-Wählerblock. Den Einzug ins Gremium hat sie nur knapp verpasst: Sie bekam 688 Stimmen und landete auf Platz sechs der Ergebnisliste der Fraktion, die es bei der Wahl jedoch nur auf fünf Mandate brachte.

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