65 Jahre sind eine lange Zeit. Vor allem, wenn man sie mit einer Person an einem Ort verbringt. Was zunächst wenig aufregend klingt, ist vielleicht das Rezept fürs Glück. Diesen Eindruck bekommt man zumindest, wenn man mit Luise und Fritz Noller spricht. Das Paar hat am 24. Januar 1959 in Niederstotzingen geheiratet und feiert nun in derselben Stadt die Eiserne Hochzeit, im Kreise der von ihnen gegründeten Familie.
Kennengelernt hatten sich Luise und Fritz Noller als Jugendliche, beide waren sie Teil der evangelischen Jugend in ihrer Heimatstadt. Eigentlich gab es getrennte Mädchen- und Jungengruppen, trotzdem fanden die beiden Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Aus der Bekanntschaft entstand bald eine Beziehung, die dann in eine Ehe mündete. Nach der Hochzeit bezog das Paar die erste gemeinsame Wohnung.
Nur wenige Jahre später stand der erste Umzug an, denn ab 1965 baute Fritz Noller einen Aussiedlerhof auf. 1966 erfolgte der Einzug, ab da war die Landwirtschaft ein wichtiger Teil des Lebens der Nollers. Neben der Arbeit auf dem Feld und im Stall arbeitete Fritz Noller weiterhin bei der Bauunternehmung Noller, die einem seiner Verwandten gehört. Luise Noller, die vor der Ehe als Haushaltshilfe gearbeitet hatte, kümmerte sich um die Kinder und den Haushalt. Heute haben die Nollers vier Kinder, sechs Enkelkinder und eine Urenkelin.
Es gab also immer viel zu tun, trotzdem fanden die Nollers Zeit, sich in Niederstotzingen zu engagieren. Luise Noller war Gründungsmitglied der Ortsgruppe der Landfrauen und 20 Jahre lang auch Vorsitzende. Besonders gern erinnert sie sich an die Reisen mit den Landfrauen, die sie organisierte. "Viele der Frauen, die damals dabei waren, schwärmen noch heute davon", so Luise Noller. Sie schaffte es stets, ihren Mann mit auf die Reisen zu nehmen.
In Fritz Nollers Leben war der Posaunenchor Niederstotzingen besonders wichtig, 55 Jahre lang spielte er für den Chor. Zudem war er 27 Jahre lang Mitglied im Aufsichtsrat der Raiffeisenbank sowie Vorstandsvorsitzender bei der Genossenschaftsmühle. Von der Landwirtschaft konnte er nie ganz lassen: Obwohl den Aussiedlerhof seit 2001 seine Tochter und ihr Mann bewirtschaften, fährt er jeden Tag mit dem Fahrrad dorthin, um mitzuhelfen.
Auf die Frage, was ihre Ehe so stabil gemacht hat, haben die Nollers gleich mehrere Antworten. Beim respektvollen und liebevollen Umgang miteinander sind sich beide einig, Luise Noller betont zudem den Wert des Vertrauens. Fritz Noller erklärt, dass auch Widerstandsfähigkeit dazugehört: „Es hat einen nicht gleich der kleinste Windstoß umgehauen."
All die gemeinsam verbrachten Jahre feiern die Nollers nun, allerdings nicht direkt am Jahrestag, sondern erst am Sonntag. Damit auch die Familie daran teilhaben kann.