Vereinsauflösung

Warum der Förderverein Eiszeitkunst vor dem Aus steht

Seit seiner Gründung 2007 engagiert sich der Förderverein Eiszeitkunst im Lonetal für dieses archäologische Thema. Zwei Jahre nach der Schließung des Archäoparks Vogelherd in Stetten ob Lontal steht nun aber auch das Ende des Fördervereins bevor. Der Vorsitzende Hermann Mader erinnert an die Erfolge und blickt auf die aktuelle Situation.

Hermann Mader hat alles ihm Mögliche versucht, um dem Förderverein Eiszeitkunst im Lonetal auch nach der Schließung des Archäoparks Vogelherd bei Stetten ob Lontal eine Zukunft zu schaffen. Ein umfangreicher Schriftwechsel, eine Konferenz mit Vertretern von Land und Bund zum Erhalt des Archäoparks im Zusammenhang mit dem Welterbetitel „Höhlen und Eiszeitkunst der Schwäbischen Alb“ sowie Fusionsgespräche mit anderen Vereinen gehören dazu. Doch alles sei gescheitert, schildert der Vorsitzende. Und so steht auch der Verein rund zwei Jahre nach dem Aus des Archäoparks unmittelbar vor seinem Ende: Bei einer außerordentlichen Versammlung Ende September sollen die Mitglieder über einen zur Vermögenslosigkeit des Vereins und damit zu seiner Auflösung führenden Vorschlag entscheiden.

Keine Plattform mehr für den Förderverein Eiszeitkunst

Auf dem Gelände des Archäoparks im Lonetal befindet sich die Vogelherdhöhle, die mit den dort gefundenen berühmten Eiszeitfiguren Teil des Welterbes ist. Ohne den seit November 2022 geschlossenen Park sei die Situation des 2007 gegründeten Fördervereins unklar gewesen, erzählt der bis heute amtierende Gründungsvorsitzende: „Wir hatten keine Plattform mehr, um uns zu präsentieren.“ Die Sponsoren haben sich teilweise zurückgezogen und auch der Vereinsvorstand sei unter anderem aus Altersgründen nicht mehr zum Weitermachen bereit gewesen. Damit haben sich personelle Schwierigkeiten im Vorstand ergeben. „Finanzielle Probleme haben wir nicht. Der Förderverein verfügt über ein schönes Vermögen von 180.000 Euro an Bar- und Sachwerten“, so Mader.

Der Vereinsvorsitzende Hermann Mader bereitet die Auflösung des Fördervereins Eiszeitkunst im Lonetal zum Jahresende vor. Foto: Rudi Penk

Weitere Bemühungen um den Erhalt blieben ohne Erfolg, sagt der Vorsitzende. 2023 habe er beispielsweise mit dem Museum Würth verhandelt, um zu erreichen, dass der Archäopark als ein weiteres Museum ins dortige Portfolio aufgenommen wird. Dies habe sich aber aus wirtschaftlicher Sicht als falscher Zeitpunkt erwiesen. Und ergebnislos seien auch die Gespräche für eine Fusion mit dem Lonetalverein oder dem Heidenheimer Kunstverein geblieben, die er 2023 und 2024 geführt habe. Daher sei schon Anfang dieses Jahres klar gewesen, dass sich der Förderverein auflösen wird.

Die dann folgenden Verhandlungen mit dem Hürbener Höhlen- und Heimatverein haben an einer Auflösung nichts geändert, erläutert Mader, denn hier ging es nur um einen Beitritt des Fördervereins, keine Fusion. Dass auch dies trotz positiver Signale aber nicht zustande kommt, hat er erst Anfang September erfahren. „Das ist eine vertane Chance für die Zusammenführung von Höhlen und Eiszeitkunst“, zeigt er sich enttäuscht.

Ziel ist eine Vereinslöschung zum Jahresende 2024

„Jetzt geht es nur noch darum, dass die Sponsoren und Mitglieder sehen, dass das Kapital des Vereins vernünftig verwendet wird. Das ist für mich die letzte Motivation“, so Mader. Derzeit verhandelt der Vereinsvorsitzende mit Niederstotzingen über eine Übertragung des Vereinsvermögens an die Stadt. Auf dem Parkgelände gebe es viele Gegenstände, die dem Verein gehören, so etwa die Teile des 2019 am Vogelherd eingerichteten Skulpturenpfads oder einen Mammut-Unterkiefer und ein Stück Mammuthaut, die im Archäopark ausgestellt waren. „Meine Zielsetzung ist, dass wir den Verein zum Jahresende 2024 aus dem Vereinsregister löschen können.“

Alle Ziele, die wir uns beim Verein vorgenommen hatten, haben wir erreicht.

Hermann Mader, Vorsitzender

Mit Trauer schaut Hermann Mader daher auf die Entwicklung in den jüngsten Jahren zurück. Dennoch sei er ohne Groll und voll Dankbarkeit gegenüber allen Unterstützern der Eiszeitkunst, wie er im Gespräch betont. „Alle Ziele, die wir uns beim Verein vorgenommen hatten, haben wir erreicht.“ Explizit nennt er die Unterstützung für die Stadt Niederstotzingen beim Bau des Archäoparks und die Beteiligung an der Bewerbung für den Unesco-Welterbetitel, den vorausgehenden großen Kongress mit 200 Archäologen in Heidenheim und auch die Steigerung des Bekanntheitsgrads der Region Lonetal in der Öffentlichkeit. Bis auf den nachhaltigen Erhalt des Archäoparks habe man alles geschafft. „Schön war, dass alle Beteiligten hier an einem Strang gezogen haben.“

Rückkehr der Mammutfigur an den Vogelherd als Höhepunkt

Ihn selbst habe das Thema Eiszeitkunst 2004 gefangen genommen, als er in Tübingen die zwischen 35.000 und 40.000 Jahre alte Wildpferdfigur aus der Vogelherdhöhle bei Stetten gesehen habe, erzählt Mader, der damals Heidenheimer Landrat war. Dann sei 2007, im Gründungsjahr des Fördervereins, die Schnitzfigur des kleinen Mammuts hinzugekommen. Der Glaube an das Potenzial habe geherrscht, etwas Einmaliges in der hiesigen Region präsentieren zu können. Daher sei die Rückkehr der Mammutfigur an ihren Ursprungsort zur Ausstellung im Archäopark am Vogelherd 2013 für ihn der Höhepunkt gewesen. Der Noch-Vereinsvorsitzende: „Ich blicke heute sehr zufrieden zurück auf die Arbeit des Fördervereins.“ Enttäuscht sei er allerdings immer noch angesichts der mangelnden finanziellen Unterstützung seitens des Landes Baden-Württemberg, die vor zwei Jahren zur Schließung des Parks geführt habe.

Die Mitgliederzahl des Fördervereins

Der Förderverein Eiszeitkunst im Lonetal zählt dem Vorsitzenden Hermann Mader zufolge derzeit noch rund 200 Mitglieder. Zu den besten Zeiten zu Beginn des Jahres 2022 – also vor der Schließung des Archäoparks Vogelherd – seien es etwa 240 gewesen. Der Rückgang resultiere aus Austritten und Sterbefällen. Es seien nach der Schließung des Parks aber auch neue Mitglieder aus weiterer Entfernung hinzugekommen, die sagten: „Jetzt erst recht“, so Mader.

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