Auf dem Standesamt gibt man sich nicht nur das Ja-Wort, hier wird auch das Personenstandsregister geführt. Also festgehalten, wer wann wo geboren wurde oder verstorben ist. Und genau hier macht sich der Fachkräftemangel in den drei Gemeinden im Unteren Brenztal mittlerweile auch bemerkbar.
Zwar gebe es zur Zeit in Sontheim noch drei Vollstandesbeamte und einen Eheschließungsstandesbeamten, mittelfristig zeichne sich allerdings ab, dass auch hier ein personelles Problem auftreten könne, heißt es in einer Beschlussvorlage der Sontheimer Verwaltung. „Ähnlich, zum Teil bereits jetzt deutlich gravierender“ stelle sich die Situation in Niederstotzingen und Hermaringen dar, heißt es weiter. „Dieses Thema hat in letzter Zeit also eine gewisse Brisanz entwickelt“, so Sontheims Bürgermeister Tobias Rief.
Hochqualifiziertes Personal
Momentan gibt es in jeder der drei Gemeinden einen eigenen Standesamtsbezirk, „der entsprechendes Personal benötigt“, erläuterte Sontheims Hauptamtsleiter Martin Hofmann. Zudem würden immer höhere rechtliche und inhaltliche Anforderungen an die Qualifikation der jeweiligen Standesbeamten gestellt, „sie sind verpflichtet, sich regelmäßig fortzubilden“. Die Bedienung der notwendigen Software beispielsweise in einem Sterbefall sei „nicht trivial“, so Bürgermeister Rief.
Wir können uns gegenseitig vertreten, ohne dass wir jeweils eine Ermächtigung bräuchten.
Martin Hofmann, Hauptamtsleiter Sontheim/Brenz
Gerade kleineren Kommunen falle es deshalb zunehmend schwer, den gesetzlichen personellen Anforderungen zu genügen. Die Sontheimer Gemeindeverwaltung wurde deshalb bereits im letzten Jahr von den Bürgermeistern der drei Kommunen gebeten, eine interkommunale Zusammenarbeit rund um das Thema zu prüfen. Man wolle proaktiv mit dem Problem umgehen „und nicht der Entwicklung hinterher rennen“, erläuterte Rief dem Gemeinderat.
Die Prüfung des Ansinnens der drei Bürgermeister hat nun ergeben, dass die Bildung eines einheitlichen Standesamtsbezirks für Sontheim/Brenz, Niederstotzingen und Hermaringen die Lösung sein könnte. Vorhandene Fachkräfte wären effizienter einsetzbar und auch die Krankheits- und Urlaubsvertretung könne so besser garantiert werden. „Wir können uns gegenseitig vertreten, ohne dass wir jeweils eine Ermächtigung bräuchten“, erläuterte Hofmann. Denn ein Standesamt sei wie eine Supermarktkasse, „es muss immer besetzt sein“, ergänzte Rief.
Ein Standesamt ist wie eine Supermarktkasse, es muss immer besetzt sein.
Tobias Rief, Bürgermeister Sontheim/Brenz
Der Sitz des neuen Standesamtsbezirks wäre in Sontheim, mit Außenstellen in Niederstotzingen und Hermaringen. Diese Wahl sei mit allen Kommunen so besprochen worden, „so etwas kann ja durchaus ein Politikum sein“, so Hofmann. Das Feedback, das man aus den jeweiligen Rathäusern und den Verwaltungen zu einer Zusammenlegung bislang erhalten habe, sei durchweg positiv gewesen, sagt Bürgermeister Rief, „negative Rückmeldungen aus der Belegschaft haben uns keine erreicht“.
Alle drei Gemeinderäte müssen zustimmen
Die bisherigen Bestellungen aller Standesbeamten, auch die der Gemeinde Sontheim, würden dann aufgehoben. Die Neubestellungen würden vom Gemeinderat der erfüllenden Gemeinde vorgenommen werden, also dem Sontheimer Gremium. Vorhandene Qualifikationen würden anerkannt, „wir prüfen also nicht mehr, ob die Standesbeamten von Niederstotzingen und Hermaringen tatsächlich qualifiziert sind“. Die bestehenden Beschäftigungsverhältnisse bei den jeweiligen Kommunen bleiben bestehen.
Um die Zusammenlegung der bisherigen drei Standesamtsbezirke rechtssicher umsetzen zu können, müssen die drei Gemeinden einen öffentlich-rechtlichen Vertrag abschließen. In ihm würde auch die Verteilung der Kosten unter den beteiligten Kommunen geregelt. Der Aufsichtsbehörde, also dem Landratsamt Heidenheim, habe man diese Lösung bereits vorgestellt, „die begrüßen das Vorhaben ganz ausdrücklich“, so Martin Hofmann. Auch die Zustimmung der Gemeinderäte der drei beteiligten Kommunen ist für die Schaffung eines gemeinsamen Standesamtsbezirks notwendig.
Name bereits gefunden
Resultat einer Zusammenlegung wäre ein gemeinsames Personenstandsregister, „die vorhandenen würden im Prinzip geschlossen“, so Hofmann. Dadurch spart man Kosten. Auch eine gemeinsame Nutzung unterschiedlicher Standesamtsräumlichkeiten würde so möglich werden. Sogar einen Namen hat man für das neue Amt bereits gefunden, es könnte „Unteres Brenztal“ heißen. Der frühestmögliche Zeitpunkt für die Zusammenlegung wäre der 1. Januar 2026.