Ein durchaus nicht alltägliches Objekt kommt am Freitag dieser Woche um 8.30 Uhr im Amtsgericht Heidenheim unter den Hammer: das ehemalige Sontheimer Bahnhofsgebäude. Zum Versteigerungsumfang gehören das Gebäude selbst und eine Freifläche, insgesamt handelt es sich um 934 Quadratmeter, der Verkehrswert wurde mit 841.000 Euro angesetzt.
Es wäre nicht der erste Besitzerwechsel für das schöne alte Backsteingebäude. 2012 brachte die Deutsche Bahn AG die Immobilie erstmals auf den Markt. „Die Bahn hat ja damals sehr viele Gebäude besessen und war dann bemüht, die an Privatpersonen zu verkaufen. Weil man sich als Konzern ja konsolidieren wollte“, sagt Sontheims Bürgermeister Tobias Rief. „Es war nicht ein Käufer, sondern es waren zwei, die sich zusammen den Sontheimer Bahnhof gekauft haben und entwickeln wollten“, ergänzt er.
Rapider Preisverfall
Im Zuge dieser „Immobilienentwicklung“ kam auch ein Restaurant ins Erdgeschoss des Gebäudes, „was für uns als Gemeinde ja schon begrüßenswert ist“, so Rief. Im ersten und im zweiten Stock entstanden im Rahmen dieser Umbauarbeiten auch zwei Wohnungen. Vor knapp drei Jahren fand sich der Sontheimer Bahnhof dann bereits wieder auf den Internetseiten eines Schweizer Immobilienmaklers, der 1,1 Millionen Euro dafür erzielen wollte. Einige Monate später war ein Frankfurter Makler mit der Veräußerung beauftragt, zu diesem Zeitpunkt war der Preis bereits auf 980.000 Euro gefallen.
„Die Gemeinde Sontheim ist nicht unbedingt scharf drauf, sich diese Sonderimmobile ans Bein zu binden.“
Tobias Rief, Bürgermeister
Vertreter der Sontheimer Gemeindeverwaltung werden am Freitag im Heidenheimer Amtsgericht übrigens nicht zu den Bietern gehören, man sei „nicht unbedingt scharf darauf, sich diese Sonderimmobilie ans Bein zu binden“, so der Bürgermeister. Derzeit gebe es jedenfalls seitens der Gemeinde keine Bestrebungen zum Erwerb des Bahnhofes „und auch im Gemeinderat ist das Thema jetzt noch nicht hochgekommen, dass wir uns drum bemühen wollen“, sagt Rief und verweist auf die Tatsache, dass es ja viele Gemeinden gäbe, die ihre Bahnhofsgebäude besitzen würden und die sie jetzt loswerden wollen.
Allerdings beobachte man natürlich, wie es rund um den Sontheimer Bahnhof weitergehe. „Sollte sich jetzt beispielsweise im Rahmen der ersten Versteigerungsrunde keiner finden, der das Gebäude haben möchte, würden wir das Thema im Gemeinderat thematisieren. Aber ich kann jetzt schon sagen, die Neigung, besonders viele kommunale Ressourcen aufzuwenden oder Geld auszugeben, dürfte gering sein“, schätzt der Bürgermeister die Stimmungslage ein.
Kein Denkmalschutz
Gebaut wurde der Sontheimer Bahnhof im Jahr 1880. Er verfügte damals über einen Wartesaal und eine Wohnung für den Bahnhofsvorsteher. Mit der Aufstellung von Fahrkartenautomaten im Jahr 2012 direkt auf dem Bahnsteig verlor das Gebäude seine ursprüngliche Funktion. Bis zu diesem Zeitpunkt war im Bahnhof auch ein kleines Bahnhofsmuseum untergebracht. Der Backsteinbau ist übrigens eines von wenigen Bahnhofsgebäuden in Baden-Württemberg, das nicht unter Denkmalschutz steht.