Kaum ist Thomas Merkle da, schon kann man ihn zu den Aufsteigern zählen: Denn der neue Bauamtsleiter von Sontheim ist nicht etwa in das Büro seines Vorgängers im ersten Obergeschoss des Rathauses gezogen, sondern direkt unter das Dach. Das dortige Büro hat zwar den Vorteil, dass es recht geräumig ist, will er aber an seinen Schreibtisch gelangen, muss Merkle auch einige Treppen erklimmen. Allerdings nicht mehr lange, demnächst erhält der 41 Jahre alte Bau ja endlich einen Lift.
Mit dem Wechsel nach Sontheim schließt sich beruflich ein Kreis
Der 58-jährige Merkle lebt mit seiner Familie in Hohenmemmingen. Für den gelernten Zimmerermeister schließt sich mit dem Wechsel nach Sontheim beruflich ein Kreis: Seine erste berufliche Station war 1990 die Sontheimer Baufirma Walter Hebel, zuerst in der Zimmerei, danach wechselte er in die Abteilung für schlüsselfertiges Bauen. Nach einer kurzen Zwischenstation in Gerstetten landete er bei einer Baufirma in Günzburg.
War er dort zunächst Projektleiter, baute Merkle anschließend den Arbeitsbereich Ausschreibung, Vergabe und Einkauf auf. „Das war mir aber irgendwann einmal zu trocken“, erzählt er und so betreute er ab 2010 für ein Architekturbüro Großprojekte in Berlin. Die Pendelei „war mir aber irgendwann zu stressig. Da habe ich mir gedacht: Wenn du deinen 50. Geburtstag noch erleben möchtest, dann ziehst du die Reißleine“.
Bekanntermaßen sind die Kommunen nicht diejenigen, mit dem dicksten Geldkoffer.
Tobias Rief, Bürgermeister
Was zur Folge hatte, dass Merkle die Seiten wechselte, er landete im Bauamt der Verwaltungsgemeinde Syrgenstein. Dort hat er in den letzten zwölf Jahren reichlich Verwaltungserfahrung sammeln können. „Ich glaube, dass das auch genau der Punkt war, der den Gemeinderat überzeugte“, sagt Bürgermeister Tobias Rief rückblickend über die Personalsuche. Die Konkurrenz aus der Wirtschaft im Wettbewerb um Köpfe sei allerdings spürbar, denn „bekanntermaßen sind die Kommunen nicht diejenigen, mit dem dicksten Geldkoffer“.
Die Personalnot im Bauamt war in den letzten Monaten geradezu alarmierend geworden, „aus unterschiedlichen Gründen“, so Rief. Da mittelfristig aber mehrere große Projekte umgesetzt werden müssten, komme Merkles Erfahrungsschatz der Gemeinde deshalb „jetzt sehr zugute“. Er sei zuversichtlich, dass man jetzt „ein Thema nach dem anderen erfolgreich abschließen“ können werde. Kurz hatte der Bürgermeister auch mit dem Gedanken gespielt, die Aufgaben eines Bauamtsleiters dauerhaft auf verschiedene Schultern im Rathaus zu verteilen. Ein Ansatz, von dem er den Gemeinderat allerdings nicht überzeugen konnte.
Viel Arbeit für den Neuen
Über Langeweile wird sich Merkle kaum beschweren können. In Sontheim bricht gerade so etwas wie ein veritabler Bauboom aus. Neben dem Neubau des Feuerwehrgerätehauses entsteht „Am Meilenstein“ auf der einen Straßenseite ein neues Gewerbegebiet und auf der anderen Straßenseite „Weiherbraike II“ - ein neues Wohngebiet, das fünfzig Häuslebauern Baugrundstücke bieten soll. Im Ortsteil Bergenweiler gilt es zudem, das Planungsverfahren für das Neubaugebiet „Watzelsdorfer Straße“ wiederzubeleben, die bis dato erfolgten Planungen mussten aufgrund eines Urteils des Bundesverwaltungsgerichtes beerdigt werden.
Zudem wird der gesamte Bereich entlang der südlichen Hauptstraße in den Jahren 2025 und 2026 zum Sanierungsgebiet, Kanalsanierungen in größeren Bereichen der Gemeinde sind notwendig und die Straßenlaternen sollen auf LED-Technik umgerüstet werden. Und noch einen weiteren dicken Brocken wird der neue Bauamtsleiter bewegen: Die umfangreichen Sanierungen am Brenzer Schloss. Mittelfristig wird die Gemeinde außerdem entscheiden, wie sie ihre Kinderbetreuung bedarfsdeckend organisiert und welche baulichen Veränderungen dafür im Ort notwendig sind.
Neuer Job, alter Reiz
Der Reiz, der für Merkle von dem Sontheimer Amt ausgeht, „war, wieder Führungsaufgaben zu haben“. Außerdem „war das Pferd in Syrgenstein irgendwie totgeritten“, fügt er an. Er wolle aber noch etwas bewegen, „rein von der Mentalität her bin ich kein Typ, der irgendwo etwas aussitzt“. Er hat sich auch vorher über das informiert, was ihn in Sontheim erwarten könnte. Dabei sei ihm gesagt worden, dass der Sontheimer Gemeinderat der kritischste im gesamten Landkreis Heidenheim sei, sagt Thomas Merkle lachend.