Wer nach dem Training oder dem Wettkampf in der Sontheimer Hermann-Eberhardt-Halle duschen möchte, der sollte sich beeilen. Denn allzu lange reicht der Vorrat warmen Wassers nicht. Da zu Spitzenzeiten bis zu 300 Liter pro Minute benötigt werden, das Volumen des Boilers mittlerweile allerdings zu etwa einem Viertel aus Kalk besteht, ist der Vorrat nach zehn bis 15 Minuten aufgebraucht. Heißt: Wer zu spät ist, bekommt die kalte Dusche ab.
Die Ursachen für dieses Dilemma reichen weit zurück, erläuterte Sontheims Bürgermeister Tobias Rief in der jüngsten Sitzung des Gemeinderates, „die Schäden, die wir jetzt haben, liegen unter anderem darin begründet, dass keine fubktionierende Wasserenthärtungsanlage installiert ist“. Und das seit annähernd 15 Jahren, wie Hans-Peter Stoll vom Bauamt konkretisiert. Seinen Schätzungen zufolge haben sich im Laufe der Jahre über 700 Kilogramm Kalk im Boiler angesammelt, was einem Wasservolumen von 500 Litern entspricht. „Und genau in dem Bereich, wo sich der Kalk abgelagert hat, befindet sich der Wärmetauscher“.
Auf eine Vorlauftemperatur von über 60 Grad Celsius erhitzt wird das warme Wasser, das im Wärmetauscher des Boilers zirkuliert, allerdings im Heizungskeller der Gemeindehalle nebenan. Dort befinden sich Erdgasbrenner, die beide Hallen mit Warmwasser und Heizwasser versorgen. Und in einem kleinen Nebenraum steht dort auch die Ursache für die Verkalkung des Boilers der Hermann-Eberhardt-Halle: die defekte und mittlerweile teilweise demontierte Wasserenthärtungsanlage.
„Es wird immer nur die Menge Wasser erwärmt, die gerade benötigt wird, dadurch gibt es viel weniger Stillstandsverluste“
Hans-Peter Stoll, Bauamt Sontheim
Die genauen Gründe, warum diese Anlage ersatzlos abgeschaltet wurde, werden sich nach so langer Zeit wohl nicht mehr herausfinden lassen. Fakt ist jedenfalls: Damit wieder genügend Warmwasser zur Verfügung steht, muss die Gemeinde in einen neuen, 3000 Liter fassenden Schichtspeicher, eine Frischwasserstation und eine neue Wasserhärtungsanlage investieren. Vorteil dieser Lösung: „Es wird immer nur die Menge Wasser erwärmt, die gerade benötigt wird, dadurch gibt es viel weniger Stillstandsverluste“, erläutert Stoll.
Ein weiterer Vorteil des neuen Systems liege darin, dass sich die benötigte Menge Wasser viel schneller erwärmen lasse, so Stoll. Weil der neue Schichtspeicher nicht mehr mit Trinkwasser, sondern mit Heizungswasser gefüllt sei und sich insgesamt auch viel weniger Trinkwasser im System befinde, sinke zudem die Legionellengefahr, „eine thermische Desinfektion lässt sich trotzdem nach wie vor durchführen“. Und sollte irgendwann einmal Energie aus Photovoltaik zur Verfügung stehen, dann ließe sich das benötigte warme Wasser sogar mittels zweier Heizpatronen klimafreundlich erzeugen, ergänzte Stoll.
Für das Gesamtpaket aus neuer Technik und der Demontage der alten Technik kalkuliert die Verwaltung mit insgesamt 91.000 Euro. Gemeinderat Martin Honold (FWV) wollte wissen, ob denn die teure Investition in eine neue Warmwasseraufbereitung auch zukunftssicher sei. Hans-Peter Stoll versicherte, dass sowohl der Schichtspeicher in der Hermann-Eberhardt-Halle als auch die neue Enthärtungsanlage in der Gemeindehalle sich sowohl an Erdgasbrenner als auch später einmal an eine Wärmepumpe anschließen lassen.
Der Gemeinderat beschloss, die Ertüchtigung der Warmwasseraufbereitung im Gesamtpaket vorzunehmen. Abgelehnt wurde allerdings das Begehren der Verwaltung, eine Ermächtigung zur Beauftragung der notwendigen Anschaffungen und Installationen zu erhalten. In der nächsten Sitzung des Gemeinderates solle die Verwaltung entsprechende Angebote präsentieren. Damit man in einigen Jahren nicht wieder vor einer verkalkten Anlage stehe, soll zudem ein Servicevertrag abgeschlossen werden.
Wartezeit acht Wochen
Da die Lieferzeit für den Schichtspeicher etwa acht Wochen beträgt, fragte Reiner Lindenmayer von der SPD nach, ob bis zum Abschluss der Modernisierungsarbeiten die Sportlerinnen und Sportler zum Duschen auch in die benachbarte Gemeindehalle ausweichen könnten. Bürgermeister Tobias Rief sicherte zu, dass das möglich sein wird.