Warum Sontheim für Strom bald tiefer in die Tasche greifen muss
Ab dem 1. Januar 2024 muss die Gemeinde Sontheim für den von ihr verbrauchten Strom tiefer in die Tasche greifen als in den vergangenen Jahren. Sehr viel tiefer, denn mit dem neuen Jahr wird sich der Preis annähernd verdoppeln, wie Kämmerer Andreas Eßlinger den Gemeinderäten in der jüngsten Sitzung erläuterte. Diese Nachricht ist das Ergebnis der aktuellen Bündelausschreibung, an der sich Sontheim zusammen mit anderen Kommunen über die Gt Service GmbH des baden-württembergischen Gemeindetags beteiligt hat.
Völlig unerwartet trifft diese schlechte Nachricht die Gemeindeverwaltung nicht, im Rathaus hatte man angesichts der Preissteigerungen auf den Energiemärkten in den vergangenen zwei Jahren bereits mit Mehrausgaben für Strom und Gas gerechnet. Sontheim ereilt nun ein Schicksal, dass viele private wie öffentliche Haushalte bereits seit Monaten zu erleiden haben. Der alte Vertrag mit den günstigeren Konditionen hatte eine Laufzeit von drei Jahren und endet am 31. Dezember.
Straßenbeleuchtung ist am teuersten
Auch der neue Vertrag wird eine Laufzeit von drei Jahren haben. Dieser Umstand sorgt dafür, dass die Versorger und Lieferanten in der aktuellen weltpolitischen und weltwirtschaftlichen Situation Probleme damit haben, einen Preis zu kalkulieren. Keiner könne die Entwicklung für die nächsten drei Jahre voraussehen, sagte Sontheims Hauptamtsleiter Martin Hofmann. Die meisten Kosten verursachte in der Vergangenheit Sontheims Straßenbeleuchtung mit jährlich etwa 90.000 Euro, gefolgt von der Kläranlage mit etwa 70.000 Euro und der Wasserversorgung mit etwa 67.000 Euro.
Mit Beginn des neuen Jahres wird Sontheim für die Kilowattstunde Strom dann zwischen 29 und 30 Cent bezahlen, so Eßlinger. Bislang hat die Gemeinde dafür 17 Cent ausgeben müssen. Hat man im Bereich Strom im Rahmen der Bündelausschreibung aber wenigstens noch ein - wenn auch teures - Angebot erhalten, war das bei den Produkten Wärmestrom und Erdgas ganz anders: Das Angebot im Bereich Erdgas wurde wegen Unwirtschaftlichkeit gleich aufgehoben und für Wärmestrom hat man nicht mal eines erhalten. „Aktuell haben wir da keinen Preis.“
Letzer Ausweg: Gemeinde verhandelt selbst
Bislang zahlt man in Sontheim für Wärmestrom 20 Cent pro Kilowattstunde. Die Gemeinde beheizt mit dieser Energieart beispielsweise die Feuerwehr und das Gemeindehaus in Bergenweiler sowie das ehemalige Feuerwehrgerätehaus in Brenz. Neu hinzugekommen ist außerdem die Heizungsanlage in der Trauerhalle des Friedhofs. „Da hatten wir eine alte Gasheizung, die in die Jahre gekommen war. Jetzt heizen wir dort auch mit Strom“, sagt der Kämmerer.
Noch ist das allerletzte Wort zu den noch fehlenden Preisen allerdings nicht gesprochen, es soll eine zweite Verhandlungsrunde mit den Anbietern geben. „Die Frage ist, ob man überhaupt ein Vertragsangebot entsprechend der Vertragsbedingungen bekommen wird“, schränkte Martin Hofmann ein. Wenn auch diese Nachverhandlungen ergebnislos bleiben sollten, werde die Gemeinde selbst mit den Versorgern in Vertragsverhandlungen gehen.
"Wir sind in vorsichtigem Kontakt zu den umliegenden Partnern“
Sontheims Bürgermeister Tobias Rief zur Suche nach einem Gaslieferanten
Die Gemeindeverwaltung sei diesbezüglich bereits aktiv geworden. „Wir überlegen jetzt schon, was wir tun für den Fall, dass auch in der zweiten Runde nichts kommt“, fügte Bürgermeister Tobias Rief an. Man sei in „vorsichtigem Kontakt zu den umliegenden Partnern“, um herauszufinden, mit welchem Preisniveau bei denen zu rechnen sei. In seinen Gesprächen habe er dabei festgestellt, dass beispielsweise die Stadtwerke Ulm momentan Probleme hätten, bei ihren Gaslieferanten „die Mengen zu kaufen, die sie für eine solche Ausschreibung bräuchten“.
Gemeinderat Jürgen Mäck (SPD) sprach sich dafür aus, sich auf die Suche nach einem Versorger aus dem näheren Umkreis zu konzentrieren, da es bei den im Rahmen einer Bündelausschreibung zu akquirierenden Mengen aufgrund der heutzutage notwendigen Bankbürgschaften naturgemäß schwierig werde. Sein Kollege Armin Schweigardt regte an, ob es nicht besser wäre, zukünftig keine so langfristigen fraglichen Bindungen anzustreben. Und er schlug vor, dass man sich in Verwaltung und Gemeinderat vielleicht einmal darüber Gedanken machen solle, ob die Gemeinde zu mindestens einen Teil des von ihr verbrauchten Stromes nicht vermehrt selbst erzeugen solle.
Stromverbräuche für Laternen-Nachtabschaltung noch nicht ermittelt
Dominic Weiss (SPD) fragte vor dem Hintergrund der zur Zeit gültigen Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung nach einer detaillierten Übersicht über die Stromverbräuche. „Sie haben jetzt lange genug Zeit gehabt, die Birnle zu zählen“, so Weiss in Richtung Verwaltung, er wünsche sich diese Zahlen für die nächste Gemeinderatssitzung im November. Denn dann könne man feststellen, wie groß das Einsparpotenzial in diesem Bereich ist, wenn man die Glühlampen in den Laternen gegen LED austauschen würde. Was nach Aussage des Bürgermeisters und des Hauptamtsleiters offenbar „nicht so trivial“ ist, denn laut Hofmann sind die aktuellen Verbrauchsentwicklungen noch nicht erfasst.