14 Künstlerinnen und Künstler inspiriert von Papier in Sontheim/Brenz
Wozu inspiriert Papier? Die idyllisch am Wasser gelegenen Räume der Galerie Fetzer, in denen eine vielseitige Ausstellung zu dieser Frage eröffnet wurde, füllten sich bei der Vernissage rasch und über 50 interessierte Gäste flanierten an den Werken zum Thema „Alles Papier“ vorbei, unterhielten sich angeregt und befragten die anwesenden Künstler.
Das Team der Galerie Fetzer hat, sorgfältig ausgewählt und sehr gut präsentiert, eine faszinierende Ausstellung ins Leben gerufen. 14 Künstlerinnen und Künstler, es sind langjährige Freunde der Galeristen, aber auch vier neue Künstler dabei, zeigen auf höchst unterschiedliche Weise, zu welchen Werken das Material Papier sie inspiriert hat.
Anregende Einführung
Dr. René Hirner, der bis zu seinem Ruhestand fast 30 Jahre lang das Heidenheimer Kunstmuseum geleitet und zusammen mit dem Galeristen Berni Fetzer die Heidenheimer Picasso-Sammlung aufgebaut hat, kam an diesem Abend als Freund und Kunstkenner hinzu und gab den Gästen eine spannende und zu vielen Gesprächen anregende Einführung in die Ausstellung. Hirner beherrscht mühelos die Kunst, sowohl fundiert als auch witzig und immer für den Laien verständlich, Bezüge zwischen den versammelten Werken herzustellen, wie auch auf Unterschiede, Besonderheiten sowie Verbindungen zu den großen Namen der modernen Kunstgeschichte einzugehen. Bei den Werken dieser Ausstellung wurde der Werkstoff Papier in seinen ganz unterschiedlichen Formen bis hin zu Transparentpapier nicht nur als Malfläche, sondern auch als Gestaltungsmittel selbst verwendet.
Hirner nennt das Beispiel des US-amerikanischen Malers und Objektkünstlers Frank Stella, der aus Papierpulp ein für ihn typisches Reliefbild geschaffen hat. Hirner hob die gegenständlichen Werke von Bernd Zimmer hervor, dessen Bäume und Landschaften wie schon bei früheren Ausstellungen absolut in den Bann ziehen, sowie das einzigartige Buch auf handgeschöpftem Papier von A. R. Penck mit dem Titel „Wallenstein“ und Texten von Sarah Kirsch, das fast wie Hieroglyphen gelesen werden könne. Der Kunsthistoriker ging dann auf die höchst unterschiedlichen Herangehensweisen der abstrakt arbeitenden Künstlerinnen und Künstler ein. Er nannte die geometrischen Formen in strengem Schwarz-Weiß von Frieder Kühner oder die dynamisch-räumlichen Papierschnitte Violetta Seligers. Hirner beschrieb die Besonderheit der großformatigen Werke von Jürgen Stimpfig, der als Druckstock einen so alltäglichen Gegenstand wie eine Holzpalette verwendet und damit einen ganz eigenen Tiefeneindruck erzeugt. Nach den geometrischen Formen von Jürgen Paas und Nikola Dimitrov ging Hirner zu den Werken der Künstler weiter, die mit organoid fließenden und gestischen Formen arbeiten, wie Marco Strieder, Rasso Hecker, Rudolf Draheim und, mit noch einmal anderen Herangehensweisen, Reinhild Gerum und Bim Köhler.
Künstler eigens angereist
Jeder Künstler, jede Künstlerin wurde gewürdigt und ins Licht gerückt und nach dem anregenden Vortrag gingen die Gespräche zwischen den Gästen, dem Kunsthistoriker, dem Galerieteam und den beiden anwesenden Künstlern eifrig weiter.
Die Künstler Rudolf Draheim und Jürgen Stimpfig waren extra angereist, der eine aus Berlin, der andere aus Paris. Beide zeichnen sich in ihren Werken nicht nur durch eine faszinierende Farbenwelt und Ausdruckskraft aus, sondern beide, der eine 83 Jahre alt und der andere 68, zeigen eine geistige Wachheit und ein kreatives Spektrum, die weit über ein einzelnes künstlerisches Genre hinausgehen.
Die anwesenden Gäste waren sichtlich zufrieden, und auch die oberen Stockwerke des schönen alten Hauses, in denen die Galerie einige ihrer Kunstschätze zeigt, die nicht Teil der Ausstellung sind, u. a. Originaldrucke von Marc Chagall und Pablo Picasso, wurden wieder mit großer Freude aufgesucht.
Die Ausstellung „Alles Papier“ ist bis zum 13. Oktober in der Galerie Fetzer, Sontheimer Straße 18, zu sehen, montags bis freitags von 15 bis 18 Uhr und jederzeit nach Vereinbarung unter Tel. 07325.6125.