Auftakt am Mittwochabend

Ganz in Grau: Wie das Musikfestival Schloss Brenz mit einem besonderen Abend eröffnet wurde

Pure Schönheit bot der Klavierabend „Fantasie“ im Schlosshof zum Auftakt des 9. Musikfestivals. Festivalleiter Georg Michael Grau bestritt den Abend ganz allein auf dem Flügel.

Das war ein Auftakt wie aus dem Bilderbuch: Ein schon mehr als lauer Sommerabend, der pittoreske Innenhof von Schloss Brenz, in dem alle Plätze besetzt waren, und ein Programm, das es in sich hatte – so startete das 9. Musikfestival Schloss Brenz am Mittwochabend. Und dabei hätte gerade dieses Auftaktkonzert beinahe gar nicht stattgefunden: Wie Festivalleiter Georg Michael Grau sein Publikum gleich zu Beginn wissen ließ, mussten die seinerseits angefragten Künstler für diesen Abend leider absagen, da sie noch anderweitig engagiert waren. Die Eröffnung daher um einen Tag zu verschieben, habe er noch überlegt, sich dann aber anders entschieden. Glücklicherweise. Denn sonst wäre dem Publikum etwas entgangen, was durchaus mit einem Abend der Sonderklasse bezeichnet werden darf.

Georg Michael Grau bestritt das ganze Konzert selbst, allein und ganz auf sich gestellt, ohne Schnickschnack und Chichi, nur er und sein Flügel – purer geht es kaum. Und dabei hatte er für den Klavierabend mit dem allein schon anregenden Titel „Fantasie“ ein Programm ausgewählt, mit dem er zwar das Publikum restlos glücklich machte, sich selbst aber ganz schön herausforderte. Mozart und Mendelssohn, das ist ja das Thema des diesjährigen Musikfestivals Schloss Brenz, standen daher auch am Anfang des Konzerts. Die Leichtigkeit und Transparenz der Werke der beiden Komponisten waren ausschlaggebend gewesen für das Thema, so Grau in seiner Begrüßung, und von eben dieser Leichtigkeit und Transparenz konnte sich das Publikum auch gleich überzeugen.

Luftig und voller Spannung

Mendelssohns Rondo capriccioso E-Dur op. 14, verträumt und filigran im Eingang, um dann keck und kapriziös Fahrt aufzunehmen, die den Träumen ordentlich Tempo macht; und danach Mozarts Fantasie d-Moll KV 397, so luftig und doch voller Spannung – das passte unglaublich gut in den geradezu südlichen Flair versprühenden Schlosshof, und das passte haargenau zum Titel „Fantasie“, die durch die Musik und das abermals unerhört virtuose Spiel Georg Michael Graus ganz wunderbar beflügelt wurde. Gesteigert wurde das noch durch Mozarts Klaviersonate a-Moll KV 310, die vom perlenden Allegro maestoso, in dem das Perlen allerdings mit atemberaubendem Tempo vonstattenging, über das von süßer Innigkeit zu federleichter Heiterkeit wie selbstverständlich dahingleitende Andante cantabile, bis zum Presto voller Schwung, direkt in die Herzen der Zuhörer floss.

Georg Michael Grau spielte auf dem Flügel sowohl schnell als auch virtuos. Foto: Rudi Penk

Chopins Ballade As-Dur op. 47, voller Leidenschaft auch in den sanften Passagen, und Mendelssohns beschwingte Fantasie fis-Moll op. 28 gehörten ebenso zum Programm wie die aparten „Quatres épigrammes pour piano“ des ungarischen Cellisten und Komponisten Paul Hermann, die die Themen Leichtigkeit, Transparenz und Fantasie auf zeitgenössische Art interpretieren. Zu diesem eher unbekannten Wert gesellte sich ein sehr bekanntes, gewissermaßen ein Gassenhauer der Klassik: Beethovens Mondscheinsonate, mit viel Gefühl von Georg Michael Grau interpretiert.

Mit erhöhter Geschwindigkeit

Und diese Sensibilität ist seinem gesamten Vortrag zu eigen, der auch dann nicht verliert, wenn das Tempo wieder einmal anzieht. Und das tat es oft an diesem Abend: Ganz offensichtlich hat Georg Michael Grau Spaß an der erhöhten Geschwindigkeit auf der Tastatur. Er kann es eben, und wenn es einem auch schwindlig werden konnte, sah man seinen flinken Fingern zu, so behielt Grau doch stets souveräne Ruhe und Konzentration. Er ging förmlich in seiner Musik auf, und weil er sich voll und ganz darauf konzentrierte, auf Auf- und Abgänge dazwischen und überhaupt alles andere verzichtete, ermöglichte er auch dem Publikum, ganz im Vortrag aufzugehen und darin zu verschmelzen. In dieser klaren Schönheit zu versinken, das war eine ganz besondere Qualität des Konzerts.

Auch wenn Grau durch das anspruchsvolle Programm ganz sicher sehr geschafft sein musste, so intensiv wie sein Vortrag war, so sparte er nicht an Zugaben: Es gab nicht nur Liszts „Un sospiro“, den Seufzer also, den auch das Publikum nach diesem Ohrenschmaus ganz in Grau auf den Lippen gehabt haben dürfte, sondern auch noch eine Etüde von Chopin. Auch das – wie könnte es anders sein – in enormem Tempo. Und die Störche? Auch die waren da, und ausnahmsweise mal mucksmäuschenstill. Vermutlich ebenso wie das menschliche Publikum in Andacht versunken. Nur in den Lisztschen Seufzer fiel ihr Klappern ein, pünktlich zum Schlussakkord und punktgenau endend mit diesem. Die Störche hat Georg Michael Grau also auch noch im Griff.  

Noch bis Sonntag Programm

„Mozart für Klarinette“ heißt das Konzert am Freitag, 30. August, bei dem das „Kegelstatt-Trio“ und Georg Michael Grau zu hören sein werden. Beginn ist um 19 Uhr. Am Samstag, 31. August, gibt es ab 11 Uhr eine Orgelmatinee „Vater unser im Himmelreich“ in der Galluskirche Brenz mit Aglaja Vollstedt an der Orgel und abends ab 19 Uhr eine Serenade im Schlosshof, bei der Mozart, Mendelssohn und Dvořák auf dem Programm und Johanna Durczok, Estelle Weber, Felix Weischedel, Ilya Ryabokon, Anna-Lena-Czech und Georg Michael Grau auf der Bühne stehen werden. Das Galakonzert am Sonntag, 1. September, ab 18 Uhr ist bereits ausverkauft.

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