Sanierung des Regenüberlaufbeckens

Warum der Kampf gegen Gestank in Sontheim teuer wird

In Sontheim investiert man nun viel Geld, um dem Gestank von Abwasser beizukommen. Warum das Vorhaben teurer wird als erwartet und weshalb das Projekt „eine relativ endlose Geschichte“ ist.

Dass Toiletten auch einen monetären Aspekt haben, wusste schon der römische Kaiser Vespasian, sein Spruch „Geld stinkt nicht“ ist Legende. In Sontheim investiert man nun viel Geld, um dem Gestank von Abwasser beizukommen. Es sei ein „Millionen-Projekt“, sagt Sontheims Bürgermeister Tobias Rief, wenn er über die Sanierung des RÜB 286, einem Regenüberlaufbecken, spricht.

Das Becken soll eine neue Reinigungsanlage erhalten, eine sogenannte Spülkippe, die die Rührwerke ersetzen soll. Diese Rührwerke wurden vor Jahren einmal installiert, um im Falle des Volllaufens des Regenrückhaltebeckens den sich am Boden absetzenden Schmutz und Schlamm aufwirbeln und abtransportieren zu können.

Weil die Rührwerke aber nicht mehr funktionieren, lagern sich nach Ablaufen des Wassers Schweb- und Feststoffe auf dem Betonboden ab. Die Folge: Fäulnisgeruch in der näheren Umgebung. Die Ursache dafür liegt in Sontheims Untergrund, dort werden nicht überall Regenwasser und Abwasser getrennt voneinander abgeführt. Und wenn es in Sontheim mal zu stark regnet, können sich so beide Wässer vermischen und im Regenrückhaltebecken landen.

Personalprobleme sorgten für Verzögerungen

Das Projekt „Spülkippe“ ist allerdings nicht nur teuer, sondern leider auch „eine relativ endlose Geschichte“, so Rief rückblickend. Denn der Beschluss zur Vergabe der Planungsleistungen erfolgte bereits im Juli 2017. Getan hat sich am Krautgartenweg bislang aber nichts. Nun – sieben Jahre später – scheint das Projekt endlich in trockenen Tüchern zu sein.

Der Hauptgrund für die Verzögerungen war die Situation im Sontheimer Rathaus, von „personellen Schwierigkeiten“ spricht der Bürgermeister. Wichtige Stellen waren immer wieder über längere Zeit unbesetzt. „Da hat einiges einfach nicht zusammen gepasst und so funktioniert, wie es funktionieren sollte.“ Dieses Problem sei nun gelöst, „jetzt haben wir eine Mannschaft, die das auch auf die Straße bekommt“, so Rief.

Die letzte Verzögerung hatte allerdings eine finanzielle Ursache: In der Verwaltung war man im Sommer vergangenen Jahres davon überzeugt, für das Projekt Fördermittel generieren zu können und stellte im September 2023 einen Zuschussantrag. Man prüfe „routinemäßig ab“, ob für so ein Bauvorhaben Zuschüsse möglich seien, erläutert der Bürgermeister das Vorgehen. „Am Anfang hieß es: Nein. Und dann hieß es: Na ja, unter bestimmten Voraussetzungen vielleicht doch.“

Wermutstropfen im Regenrückhaltebecken

Und so war es dann tatsächlich. Am 22. Juli dieses Jahres erhielt man einen positiven Bescheid vom Regierungspräsidium. Einen Wermutstropfen mussten die Sontheimer allerdings schlucken: Die Subventionen fließen längst nicht so üppig, wie man es sich erhofft hatte: Es ist nur eine „kleine Förderzusage“ geworden, wie der Bürgermeister erläutert. Konkret: Die Höhe der Förderung beträgt zum jetzigen Stand 218.000 Euro. Erhofft hatte man sich in Sontheim allerdings das Fünffache, nämlich 1,1 Millionen Euro. „An der Stelle haben wir Pech gehabt, das muss man einfach so sagen“, so der Bürgermeister.

Die Gesamtkosten für das Projekt belaufen sich auf 2.165.000 Euro. Im Jahr 2021 kalkulierte man noch mit etwa 1,2 Millionen Euro aus. Zehn Monate später, bei der Präsentation der „Erweiterten Vorplanung“ im Februar 2022, waren es dann bereits 1,66 Millionen Euro. Nun also mehr als über zwei Millionen Euro. Dass die Preise so stark ansteigen würden, „das hätte auch keiner gedacht“, so der Bürgermeister ernüchtert. Angesichts der steigenden Zahl an Starkregenereignissen benötige man aber ein zuverlässig funktionierendes Regenüberlaufbecken, das sich quasi selbst reinigen könne.

„An der Stelle haben wir Pech gehabt, das muss man einfach so sagen.“

Tobias Rief, Bürgermeister

Die Ursache, dass 900.000 Euro weniger Fördergelder fließen, als man sich erhofft hatte, liegt in dem Umstand begründet, dass das Projekt „im Großen und Ganzen kein Neubau ist, sondern eine Ertüchtigung“, so Rief. Vor die Wahl gestellt, ob man angesichts des nun doch wesentlich höheren Eigenanteils eine abgespeckte Version umsetzt oder so baut wie ursprünglich geplant, entschied man sich im Gemeinderat einstimmig für letztere Variante. „Das war auch die Empfehlung des Ingenieurbüros“, so der Bürgermeister.

Refinanzierung durch erhöhte Abwassergebühren

„Die Kosten für das Gesamtprojekt werden selbstverständlich auch ein Stück weit Abwasserabgaben der Bürgerinnen und Bürger belasten“, erläutert der Bürgermeister die Refinanzierung der Maßnahme. Wie stark die Abwassergebühren wegen der Spülkippe steigen werden und ab wann damit zu rechnen ist, „das kann ich jetzt noch nicht sagen“, so Tobias Rief. Die Gebührenordnung wird man dann anpassen, wenn die Rechnungslegung erfolgt sei. Umgesetzt wird die Investition über den Haushalt des Abwasserverbandes „Untere Brenz“.

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