Etwa 200 Sontheimerinnen und Sontheimer hatten sich am späten Samstagnachmittag zum traditionellen Neujahrsempfang in der Gemeindehalle versammelt. Doch bevor das übliche Programm beginnen sollte, bat Bürgermeister Tobias Rief die Anwesenden, sich für eine Gedenkminute anlässlich des Holocaustgedenktags von ihren Plätzen zu erheben. Er sagte danach, dass ein solches Gedenken heute „wichtiger denn je“ sei. Denn „niemals wieder ist jetzt“, zitierte Rief ein zentrales Motto der zahlreichen Demonstrationen und Protestmärsche, an denen sich seit etwa zwei Wochen Hunderttausende von Menschen deutschlandweit beteiligen. Man lebe hier in Deutschland noch immer „in einer recht heilen Welt“, anderswo sei so etwas längst nicht selbstverständlich, so der Bürgermeister. Das gelte auch für die Demokratie, „sie ist sehr zerbrechlich. Und sie lebt davon, dass wir einander zuhören. Und zwar auch dann, wenn wir andere Meinungen haben“.
Es sei interessant, dass viele, die jetzt die Demokratie offen angreifen würden, behaupten, dass es in diesem Land keine Freiheit mehr gebe und man die Wahrheit nicht mehr sagen dürfe. Hier böte sich ein Rückblick auf die Jahre 1933 bis 1945 an, so Rief, „eine Zeit, in der sich tatsächlich viele nicht getraut haben, etwas zu sagen“, weil die Konsequenzen tödlich sein konnten. Der Bürgermeister rief dazu auf, sich an den diesjährigen Kommunalwahlen zu beteiligen.
Sattes Plus beim Bevölkerungswachstum
Anschließend fokussierte Rief den Blick auf Sontheim. Die Gemeinde sei attraktiv, „das höre man immer wieder. Die Menschen sagen, hier kann man gut leben“. Als Beleg präsentierte er umfangreiches Zahlenmaterial. Seit 2013 gebe es bei der Einwohnerzahl ein stetiges Wachstum von 5354 auf 5929, ein Plus von annähernd elf Prozent. „Die Prognosen sahen vor zehn Jahren deutlich schlechter aus“. Mit 1133 Einwohnern sei dabei die Altersgruppe von null bis 18 Jahren mit Abstand die größte.
Die Zahl der Geburten war mit 46 im vergangenen Jahr verglichen mit 2021 (69) und 2022 (62) zwar leicht rückläufig. Dafür gebe es verschiedene Erklärungsansätze, so Rief. Einer davon sei, dass 2021 und 2022 „Coronajahre“ waren, „also Jahre, in denen man auch viel zu Hause war“. Mehr musste der Bürgermeister nicht mehr erklären, das Gelächter des Publikums verdeutlichte, dass die Botschaft verstanden worden war. „Das Phänomen gibt es aber nicht nur bei uns“. Auch die Zahl der Eheschließungen und Anmeldungen in Kitas steige seit Jahren, so Rief.
Der Bürgermeister erinnerte zudem an die zahlreichen Feiern und Veranstaltungen, die 2023 das Leben in Sontheim attraktiv gemacht hätten, wie beispielsweise die Seniorenfeier, das 30-jährige Jubiläum der Partnerschaft mit Saint-Valery en Caux, den 100. Geburtstag des Musikvereins „Harmonie“, die Kinderfeste in Sontheim und Brenz, die Schlossserenade und das Dorffest. Was Investitionen anging, verwies Tobias Rief auf den Bau eines Aufzugs an der Grund- und Realschule, die neue Heizungsanlage in der Aussegnungshalle, die Erschließung des Gewerbegebiets „Am Meilenstein“ und den Bau des Naturkindergartens.
Einen Blick auf kommende Vorhaben werfend zählte der Bürgermeister zuallererst das Neubaugebiet „Weiherbraike II“, das 2024 erschlossen werden soll, auf. Im Rahmen der knapp 3,7 Millionen Euro teuren Baumaßnahme sollen 50 Bauplätze für Eigenheime und eine Riegelbebauung auf einer Fläche von über 30.000 Quadratmetern geschaffen werden, „eine Investition in die Zukunft. Wenn wir als Gemeinde attraktiv bleiben und Zuzug haben, dann gibt es da auch gewisse Rückflüsse“, so Rief. Zudem plant die Gemeinde den Baubeginn für das Feuerwehrgerätehaus, „ein ganz zentrales Projekt“. Bei planmäßigem Bauabschluss sei hier mit einer Eröffnung im Herbst 2025 zu rechnen.
Die Namen der geehrten Sportler, Blutspender und Ehrenamtlichen folgen in einem separaten Bericht.
Sontheim erfolgreich zertifiziert
Ein besonderer Programmpunkt des Neujahrsempfangs war die Auszeichnung der Gemeinde Sontheim als „Familienbewusste Kommune plus“. Diese Evaluierung war bereits unter Riefs Vorgänger Matthias Kraut initiiert worden. Sontheim war bereits 2015 und 2019 ausgezeichnet worden. Ende 2023 hat Sontheim erfolgreich den Rezertifizierungsprozess absolviert, worüber man sehr glücklich sei, wie der Bürgermeister sagte, „es ist uns ein Herzensthema“, das Ganze sei eine Gemeinschaftsleistung der Gemeinde. Sontheim ist die einzige Gemeinde des Landkreises Heidenheim mit dieser Zertifizierung.
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