Comeback der "Gähsmetzger"

Für und Wider: Kann die Zugstrecke Sontheim-Gundelfingen wiederbelebt werden?

Vor über 60 Jahren wurde der Zugverkehr zwischen Sontheim und Gundelfingen eingestellt. Seitdem ist die Reaktivierung der größtenteils abgebauten Bahnstrecke immer wieder Thema. So auch beim jüngsten Bayrisch-Württembergischen Kommunalstammtisch. Warum und wie die Chancen stehen.

Für und Wider: Kann die Zugstrecke Sontheim-Gundelfingen wiederbelebt werden?

Regelmäßig taucht die Diskussion um die ehemalige Bahnlinie zwischen Sontheim und Gundelfingen auf, die einst den Knotenbahnhof Ulm entlastet haben soll und die Fahrzeit nach Augsburg oder München verkürzte. Beim jüngsten Bayrisch-Württembergischen Kommunalstammtisch im Dillinger „Salzstadel“ wurde diese normalspurige Bahnlinie und deren Reaktivierung wieder thematisiert.

In Bayern würden, so berichtete unlängst "Bayern 24", derzeit 29 ehemalige Bahnlinien auf ihre Wiederinbetriebnahme untersucht, um den Nahverkehr zu verbessern. Laut Dillingens Landrat Markus Müller steht die 8,7 Kilometer lange einstige Bahn nach Sontheim nicht auf der Liste. Also seien keine Zuschüsse dafür zu erwarten.

800 Meter Gleis gibt es noch auf Sontheimer Gemarkung

1911 war die Bahnlinie eingeweiht worden. 1956 kam es zur Einstellung des Personenverkehrs. 1959 waren die Gleise weitgehend abgebaut. Lediglich auf Sontheimer Gemarkung sind etwa 800 Meter Schienen noch vorhanden. Erst zum 31. Oktober 1964 war die offizielle Stilllegung der Strecke verfügt worden. „Gähsmetzger“ (also Gänsemetzger) wurde der Zug genannt, weil er immer wieder Gänse und anderes Federvieh überfuhr.

Heidenheims Landrat Peter Polta und Sontheims Bürgermeister Tobias Rief zeigten sich jetzt bei dem Treffen optimistisch. „Unserer Einschätzung nach, kann es trotz aller Umstände sein, dass das Projekt Aussichten hat. Klar müsste eine mögliche Trasse wegen der Baugebiete etwas weiter südlich verlaufen als die alte. Auch geht es um eine Umleitung von Zügen, und nicht mehr um eine reine Verbindungslinie Sontheim – Gundelfingen. Die würde sich in keinem Fall lohnen", so Rief.

Außerdem führe die Trasse acht Kilometer über flaches Land, ohne Tunnel- oder nennenswerte Brückenbauwerke. Rief weiter: „Im Kern geht es um die Frage, ob die notwendige Anzahl an Personenkilometern zu Stande kommen könnte. In Bayern ist die Grenze von 1000 Reisende pro Tag härter definiert als in Baden-Württemberg. Kein Land plant und realisiert mehr Reaktivierungen als Baden-Württemberg und keines weniger als Bayern.“

Von den 8,7 Kilometern einstiger Bahnstrecke befinden sich 2,7 Kilometer auf württembergischem Gebiet. Im Bereich Bächingen ist ein Teil des einstigen Bahndamms noch vorhanden. Deutlich schwieriger würde sich die Wiederanbindung der Bahn in Gundelfingen angesichts des aktuellen Gleisplans gestalten.

Diese Argumente bringen Gegner vor

Kritiker der Rückkehr des "Gähsmetzgers" bringen verschiedene Argumente vor. Im Sontheimer Baugebiet Braike wurden wesentliche Abschnitte des Bahndamms überbaut, weshalb eine neue Trasse gefunden werden müsste. Zum anderen wurde die Bahnstrecke einst aufgegeben, weil das Passagieraufkommen deutlich abgenommen hatte. Sontheim sei eben mehr gen Ulm oder Günzburg orientiert. Außerdem gebe es in Gundelfingen keine Übergänge, auf die dort nicht haltenden Fernzüge der Bahn zum Beispiel Richtung Augsburg oder München. Polta und Rief halten es dennoch für sinnvoll zu klären, ob es sich lohnt, die Rückkehr der Bayrischen Bahn anzustreben.

Brauchtumsverein nutzt Schienen

Die vorhandenen 800 Meter Gleis sind heute in der Obhut der Interessengemeinschaft Sontheim/Brenz für Brauchtum und Technik (IGS), die sich der Bewahrung von Brauchtum, altem landwirtschaftlichen Gerät und eben der Eisenbahn verschrieben hat. Auf den Schienen stehen zwei kleine Rangierlokomotiven und ein dreiachsiger Waggon, der einst im Plandienst Passagiere beförderte und zuletzt im Bahnbetriebswerk Augsburg Aufenthaltswagen war, der von Gleisbautrupps genutzt wurde.