Kinderbetreuung

Mit Spielplatz im Wald: Naturkindergarten in Sontheim feierlich eingeweiht

Mit einem Tag der offenen Tür wurde am Mittwoch der neue Naturkindergarten an der Bergstraße in Sontheim an der Brenz feierlich eingeweiht. Der Weg der Vorbereitung und Planung war lang, der Weg ins Abenteuer ist nun kurz.

Mit Spielplatz im Wald: Naturkindergarten in Sontheim feierlich eingeweiht

„Es war schon spannend“: Mit diesen Worten begrüßte der geschäftsführende Pfarrer der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Sontheim-Niederstotzingen, Ulrich Ehrhardt, die Gäste der Einweihungsfeier. Seine Gemeinde ist der Träger des neuen Kindergartens. Und „spannend“ war die Entstehungsgeschichte der Kita ja tatsächlich: Die erste Ausschreibung für die Errichtung des Baus wurde vom Gemeinderat im vergangenen Jahr wegen ausufernder Kosten wieder kassiert. Nachdem man für den zweiten Anlauf das bauliche Konzept geändert hatte, fand sich dann auch ein Gebot, dass zu den Preisvorstellungen der Gemeinde passte.

Dann aber ging es Schlag auf Schlag: Nur 88 Tage nach dem ersten Spatenstich im Februar konnte man Anfang Mai Richtfest feiern. Möglich geworden war dies vor allem durch den Umstand, dass letztendlich ein Konsortium aus Sontheimer Handwerksbetrieben bei der Ausschreibung des gesamten Projektes den Zuschlag erhalten hatte. Die daraus resultierenden kurzen Wege und schnellen Absprachen trugen nicht unwesentlich dazu bei, dass die Einrichtung doch noch zum Start des aktuellen Kindergartenjahres im August in Betrieb genommen werden konnte. Zudem hatte die Gemeindeverwaltung - unter Zeitdruck stehend - extra einen festen Ansprechpartner für dieses Projekt bestimmt.

Der "eigene" Wald liegt gleich hinterm Zaun

Fakt ist nun: Das Haus steht termingerecht und es scheint gelungen zu sein. „Traumhaft, es ist eigentlich genauso, wie wir es uns vorgestellt haben“, sagt Rhena Emperle, die Leiterin des neuen Naturkindergartens. Am meisten freut sie sich über den Platz, den das neue Haus den Kindern und ihren Kolleginnen bietet. „Schon allein die Garderoben! Die Kinder kommen an und haben ihren Platz und müssen sich den nicht mit drei anderen Kindern teilen. Und dann natürlich der kurze Weg nach hinten." Mit „hinten“ ist der Bereich gemeint, in dem eine der beiden Gruppen - die „Waldkinder“ - den Großteil ihrer Zeit verbringen wird.

Dort im gerade Wald, befindet sich der Spielplatz für die Kinder, die nach dem Konzept „Waldkindergarten“ betreut werden. In den vergangenen Monaten mussten sie jeden Morgen vom Ausweichquartier im Vereinsheim des Zimmerstutzenvereins bis zu diesem Abenteuerspielplatz etwa eine halbe Stunde hin und am Mittag wieder zurück laufen. Notwendig geworden war dieses Ausweichquartier aufgrund der Verzögerung beim Planungsprozess des Neubaus.

„Traumhaft, es ist eigentlich genauso, wie wir es uns vorgestellt haben“

Rhena Emperle

Für Bürgermeister Tobias Rief ist die neue Kita „ein Ort zum Staunen“. Denn das, was an der Bergstraße vollbracht worden sei, wäre jetzt zwar nicht „direkt ein Wunder, aber zu mindestens etwas sehr Bemerkenswertes“. Rief ist offenbar selbst davon überrascht, dass man das Projekt nach all den Startschwierigkeiten doch noch rechtzeitig abschließen konnte. Der Bürgermeister verwies als Begründung auf das gute Teamwork. Matthias Schauz, Sozialdezernent des Landkreises Heidenheim, sagte in seiner kurzen Rede: „Kinder brauchen ihre Eltern, aber auch die Gemeinschaft und andere soziale Kontakte, um gut aufwachsen zu können. Genau das ist es, was ein Kindergarten bieten muss“.

Keine Lücken beim Personal

Zurzeit besuchen bereits 28 Kinder die neue Kindertagesstätte, „aber es kommen jetzt jeden Monat ein paar weitere hinzu“, so Emperle, sodass die Einrichtung am Ende ihres ersten Kindergartenjahres 47 kleine Tagesgäste beherbergen wird. Ebenso bemerkenswert: Das größte Problem, mit dem viele Kindertagesstätten deutschlandweit momentan zu kämpfen haben - dem akuten Personalmangel -, stellt sich für die Einrichtung an der Bergstraße nicht. „Aktuell suchen wir tatsächlich niemanden, da sind wir einer der wenigen Kindergärten“.

Die Kolleginnen - männliche Betreuer sind immer noch „Mangelware“ - im neuen Naturkindergarten kämen eigentlich alle aus anderen Sontheimer Häusern oder aus Niederstotzingen, erläutert Rhena Emperle die Personalgewinnung. Man müsse sich auch keine Sorgen darüber machen, dass es in diesen Einrichtungen jetzt ein Betreuungsproblem gibt. „Nein, das hat sich alles sehr gut ergeben. Wir hatten relativ viele Bewerbungen“, so die Leiterin. Für jede Lücke, die sich in den anderen Einrichtungen der evangelischen Gesamtkirchengemeinde aufgetan habe, konnte Ersatz gefunden werden.

Steigender Betreuungsbedarf im Landkreis

Matthias Schauz hatte zur Einweihungsfeier nicht nur die Grüße des Landrats Peter Polta mitgebracht, sondern auch einige Zahlen zur Entwicklung der Kinderbetreuung im Landkreis Heidenheim. Durch die Änderung der Familienstrukturen und der Arbeitssituation der Mütter und Väter sei die Nachfrage nach Betreuung in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Stand jetzt gibt es im Landkreis 124 Betreuungseinrichtungen in 329 Gruppen mit 6500 genehmigten Betreuungsplätzen. Das sind sieben Einrichtungen und 360 Plätze mehr als vor zwei Jahren. In diesen Einrichtungen arbeiten ungefähr 1000 Betreuerinnen und Betreuer. Seit 2015 gab es in diesem Bereich einen Zuwachs um 215 Erzieherinnen und Erzieher, ein Plus von etwa 30 Prozent. Zudem werden etwa 250 Kinder auf Tagespflegeplätzen betreut.

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