Galluskirche ist eingerüstet

Langwierig und kostspielig: Sanierung für ein architektonisches Schmuckstück in Brenz

Die spätromanische Galluskirche in Brenz bekommt endlich ihre dringend notwendige Außenrenovierung. Das Gerüst im Turmbereich ist aufgebaut. Wie lange die drei Bauabschnitte dauern und was sie kosten werden.

Unter den Kirchenbauten im Landkreis Heidenheim ragt die evangelische Galluskirche in Brenz als historisches Architektur-Schmuckstück heraus. Aber auch weit über die Region hinaus stellt die weitgehend unverändert erhaltene, spätromanische Basilika, die diverse Vorgängerbauten hatte, mit ihrem Alter von fast 850 Jahren und ihren außergewöhnlichen Relieffriesen eine bedeutende Sehenswürdigkeit dar.

Weil jedoch gerade das Äußere der hauptsächlich aus Sandstein und Suevit errichteten Kirche im Laufe der Zeit stark gelitten hat, wird schon seit längerem eine Außensanierung des denkmalgeschützten Bauwerks angestrebt. Mit Beginn des Jahres 2025 geht die Kirchengemeinde Sontheim-Niederstotzingen diese umfangreiche und kostspielige Aufgabe jetzt an.

Sanierung der Galluskirche dauert mindestens bis Ende 2027

Auf drei Bauabschnitte teilen sich die Arbeiten auf: zunächst die Türme auf der Westseite des Bauwerks sowie danach zum einen die Außenwandseite im Süden und zum anderen die im Norden mit ihren berühmten Rundbogenfriesen mit Tier-, Menschen-, Pflanzen- und Fabelwesendarstellungen. Auch das Kirchendach gehört zu den Bauabschnitten zwei und drei.

Im Idealfall könnten die drei Teile jeweils in aufeinander folgenden Jahren – also bis Ende 2027 – instandgesetzt werden, doch der zuständige Pfarrer Steffen Palmer zweifelt daran: „Ganz realistisch sind die drei Jahre Sanierungsdauer nicht. Ich gehe eher von vier oder fünf Jahren aus.“

Der Brenzer Pfarrer Steffen Palmer und die Mitarbeiter des zuständigen Architekturbüros, Restauratorin Jeannie Moses und Projektleiter Reiner Halbeck (von rechts), freuen sich, dass es mit der Sanierung der Galluskirche losgeht. Foto: Rudi Penk

Ein Grund für diese Einschätzung ist, dass es zwar eine Grobplanung für das gesamte Vorhaben gibt, jedoch jeder Abschnitt einer eigenen Feinplanung mit Kostenberechnung, darauf basierenden Genehmigungen von Oberkirchenrat und Landesdenkmalamt sowie bewilligter Förderanträge bedarf. Und eine seriöse Kostenermittlung für die folgenden Teile sei aufgrund der langen Dauer zum jetzigen Zeitpunkt nicht machbar, da sich die Kosten mit fortschreitender Zeit verändern würden, so der Pfarrer.

Somit lässt sich auch nicht sagen, ob es 2026 direkt mit dem nächsten Bauabschnitt weitergehen kann. Das hänge von den Gremien und Behörden ab, schildert Palmer. Der Auftrag für die Planung des zweiten Bauabschnitts sei jedenfalls kürzlich vom Oberkirchenrat Stuttgart an das mit der Sanierung betraute Architekturbüro Weber (Langenau) erteilt worden.

In jedem Fall wird die notwendige Sanierung der in heutiger Gestalt weitgehend aus staufischer Zeit um 1200 stammenden Säulenbasilika ein teures Unterfangen. Bei einer mündlich geäußerten Kostenschätzung seitens des Büros Weber sei von insgesamt etwa drei Millionen Euro die Rede gewesen. Steffen Palmer: „Zwei bis drei Millionen Euro ist sicher realistisch.“

Erster Bauabschnitt umfasst den Bereich der drei Türme

Angefangen hat die Instandsetzung nun mit dem sogenannten Westwerk, das aus dem 37 Meter hohen Glockenturm und den beiden ihn flankierenden Treppentürmen besteht und in seiner jetzigen Erscheinung aber dem Frühbarock des 17. Jahrhunderts entstammt. Am 7. Januar sei es mit dem Aufbau des Gerüsts an den Türmen losgegangen, mittlerweile ist dieser gesamte Bereich bis zur Spitze eingerüstet.

Dass die weiteren Sanierungsarbeiten nun trotzdem zwei Monate bis Anfang April warten müssen, ist neben den winterlichen Temperaturen vor allem den seit zwei Jahren regelmäßig wiederkehrenden Gästen auf dem Kirchendach geschuldet: Wie auf dem benachbarten Brenzer Schloss nisten auf dem östlichen Ende des Dachfirsts der Galluskirche Störche, die Schutz genießen.

Sie sind der Grund dafür, dass das Gerüst schon jetzt aufgebaut wurde, denn es muss vor dem Eintreffen der Vögel ein fest montiertes und engmaschiges Netz quer über das Dach als Sichtschutz angebracht werden. Und Baulärm gilt es so gut wie möglich zu begrenzen, um die Tiere nicht zu erschrecken.

Die an der Sanierung Beteiligten werden in den nächsten Wochen dennoch nicht untätig bleiben. Wie Restauratorin Jeannie Moses vom Büro Weber erläutert, wird der Gerüstzugang die zwei Monate über genutzt, um Detailuntersuchungen unter anderem mit dem Denkmalamt und beauftragten Handwerkern vornehmen zu können.

Deutlich erkennbar sind die vorrangig auf Verwitterung zurückgehenden Schäden an den Friesen und den Maskenkonsolen der Brenzer Basilika. Foto: Rudi Penk

Die wesentlichen Schäden, die es in diesem Jahr an den Türmen zu beheben gilt, seien von unten oft gar nicht zu erkennen, berichtet der Pfarrer. Sie betreffen unter anderem die Fugen zwischen den Steinen, deren Füllmaterial aufgrund von Verwitterung nicht mehr in ausreichendem Maß vorhanden ist, was wiederum auch Instabilität als Folge haben könnte.

Ebenfalls Verwitterung und Umwelteinflüsse sind schuld an den Schäden an den umlaufenden Friesen mit ihren Darstellungen. Eine weitere Ursache ist schlichtweg die Alterung von Stein, Verfugungen und Putz, der an diversen Stellen abblättert. Darüber hinaus gibt es im Inneren der Treppenturm-Hauben grünen Algenbefall durch zu viel Feuchtigkeit und zu wenig Durchlüftung.

„Schäden am Suevitfries mit Verlustpotenzial“

Dass diese Probleme vorhanden sind, ist schon länger bekannt. „Das erste Gutachten stammt schon von 1992“, sagt Palmer. „Ausgeprägte Schäden am Suevitfries mit Verlustpotenzial“ habe das Ergebnis damals unter anderem gelautet. In der Zeit davor erfolgten wesentliche Eingriffe in das Bauwerk bei einer historisierenden Renovierung 1893 bis 1896 sowie bei einer diese in vielen Bereichen wieder rückgängig machenden Umgestaltung von 1964 bis 1966, die sich allerdings vorrangig auf den Innenraum erstreckte. Und zu kleineren Arbeiten kam es auch noch Anfang der achtziger Jahre.

Jetzt aber sollen die Schäden am Äußeren der Galluskirche aus denkmalpflegerischen Überlegungen so original und dauerhaft wie möglich behoben werden. Das betrifft im Rahmen der geplanten Sanierung der Natursteinfassade auch das zu verwendende Material, etwa beim Ausbessern der Fugen. Hinzu kommen in diesem ersten Bauabschnitt Metallarbeiten für Blitzschutz, neue Vergoldungen an der Turmuhr und Arbeiten an der Glockenaufhängung. Und auch an den Fenstern soll es zu Ausbesserungen kommen. Der Abschluss und Gerüstabbau ist für Mitte Oktober 2025 vorgesehen.

Die Türme auf der Westseite der Galluskirche stehen 2025 im Fokus der Sanierung. Das Langschiff mit seinen teils originalen (oben) und teils erneuerten (unten) Figurenfriesen soll in den Folgejahren restauriert werden. Foto: Rudi Penk

Bei den kostbaren und teilweise deutlich zerbröselten, steinernen Figurenfriesen, von denen der Großteil noch original ist, einige aber bei der Renovierung Ende des 19. Jahrhunderts ersetzt wurden, geht es dagegen um den Substanzerhalt. Hier soll mittels spezifischer Chemikalien nur konserviert, aber nicht wiederhergestellt werden, so der Pfarrer. Doch dieser Teil der umfangreichen Sanierung erfolgt erst in den beiden folgenden Bauabschnitten.

Was die Kosten für den gerade begonnenen ersten Sanierungsteil – den Turmbereich – angeht, so sei dieser mit einer Summe von 770.000 Euro durchgeplant, erläutert Pfarrer Palmer. Die Aufträge seien vergeben und es könne sein, dass der Betrag etwas niedriger ausfällt: „700.000 Euro plusminus ist eine realistische Zahl.“

Die Finanzierung der Außensanierung der Brenzer Kirche

Das Landesdenkmalamt habe einen Zuschuss von 102.000 Euro für die Finanzierung zugesagt, ein zweiter Förderantrag sei bei der Deutschen Stiftung Denkmalschutz gestellt. „Und wir werden sicher auch noch mit der Gemeinde über einen möglichen Zuschuss sprechen“, so Palmer. Alles andere seien kirchliche Gelder: Die Übernahme von 35 Prozent der Kosten erwartet er von der evangelischen Landeskirche, 15 Prozent vom Kirchenbezirk Heidenheim. Möglicherweise komme noch etwas aus einem Sonderförderprogramm des Oberkirchenrats hinzu.

Für die Gesamtkirchengemeinde Sontheim-Niederstotzingen mit ihren rund 4000 Mitgliedern und vier Kirchen bedeutet das als Auftraggeber, dass für den ersten Bauabschnitt etwa 200.000 Euro selbst aufgebracht werden müssen. Dieses Geld müsse aus dem Haushalt und über Spenden finanziert werden. „Es gibt jetzt schon einige Spender“, schildert Steffen Palmer. Und das, obwohl die eigentliche Spendenaktion erst demnächst beginnen soll.

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