Kommunale Trägerschaft

So geht man in Sontheim neue Wege in der Kinderbetreuung

Sontheim leidet wie viele Gemeinden an einem Mangel an Kita-Plätzen. Nun hat obendrein auch noch ein Träger seinen Vertrag gekündigt. Eine Entscheidung, die die Gemeindeverwaltung unter Zugzwang setzt.

Als Sontheim Ende letzten Jahres beschloss, die bis zu neun Kinder in der Kindertagespflege „Tigerle“ nicht wie üblich von Selbstständigen betreuen zu lassen, sondern die vier Erzieherinnen direkt bei der Gemeinde anzustellen, konnte man bereits erahnen, wohin die Reise führen könnte: Das früher oder später auch die Betreuung in Kindertagesstätten eine kommunale Aufgabe wird.

Sontheims Bürgermeister hat das nun auf Anfrage bestätigt, „das werden wir tun“, so Tobias Rief. Konkret geht es um den Franziskus-Kindergarten an der Bergstraße, der sich zurzeit noch in katholischer Trägerschaft befindet. Die Kirchengemeinde habe das Trägerschaftsverhältnis gekündigt, so der Bürgermeister. Ab dem Kindergartenjahr 2025/26 sollen die in drei Gruppen untergebrachten insgesamt 60 Kinder dann in kommunaler Trägerschaft betreut werden.

Trägervielfalt vorgeschrieben

Die Kita von einem bereits vorhandenen Träger übernehmen zu lassen, erachtet Rief als „nicht optimal“. Denn die gesetzlichen Vorgaben sähen eine Trägervielfalt vor. „Wenn wir jetzt alles in die Hände der evangelischen Kirche geben würden, dann hätten wir alles, aber keine Trägervielfalt mehr“. Schon zwei Träger wären eigentlich zu wenig, für eine Gemeinde von der Größe Sontheims aber noch akzeptabel. Auf das Szenario der Übernahme bereite man sich derzeit vor, die entsprechenden Strukturen in der Verwaltung dafür müssten erst noch geschaffen werden.

„Wir sind in engem und partnerschaftlichen Austausch mit der katholischen Kirche“, sagt Rief. Man strebe einen geordneten Übergang an. „Wir wollen das Personal übernehmen, wir wollen, dass alles so weitergeführt werden kann. Diese Konstanz brauchen die Eltern und die Kinder“. Nach Ansicht Riefs sei es auch denkbar, dass dies nicht die einzige kommunale Trägerschaft bleiben könnte. Er wolle hier aber nicht vorweg greifen, denn „das ist eine Entscheidung, die im Gemeinderat zu treffen wäre“.

„Es werden aber übers Jahr immer noch ein paar Plätze frei, da ist eine gewisse Dynamik drin.“

Tobias Rief, Bürgermeister

Im jetzt beginnenden Kindergartenjahr 2024/25 sei die Lage „im Moment noch relativ angespannt“, so Rief. Die Nachfrage liege ungefähr auf dem Niveau des Vorjahres. Insgesamt gibt es momentan 313 Betreuungsplätze, 263 im Ü3-Bereich, 50 im U3-Bereich. Im Krippenbereich befänden sich momentan noch acht Kinder auf der Warteliste, von denen aber vier noch nicht in Sontheim leben würden. Den Eltern von vier weiteren Kindern sei ein Alternativangebot unterbreitet worden, dass von denen allerdings abgelehnt wurde, so Rief. „Es werden aber übers Jahr immer noch ein paar Plätze frei, da ist eine gewisse Dynamik drin“.

Auch im Ü3-Bereich sei die Warteliste „nicht ganz stetig“, momentan stünden 30 Kinder auf der Warteliste, „davon sechs Auswärtige“, so der Bürgermeister. Auch hier will die Gemeinde versuchen, alternative Angebote zu unterbreiten. Wenn man die Wechsel zwischen den Betreuungseinrichtungen berücksichtige, dann seien effektiv 23 Kinder noch auf der Warteliste. „Von diesen 23 haben zehn Kinder einen Platz in einer Einrichtung wie beispielsweise der Tagespflege, wollen aber in eine andere Einrichtung wechseln“.

Kurzfristige keine Entspannung zu erwarten

Sieben Kinder warteten auf einen Ganztagesplatz, diese seien in Sontheim aber rar. Fünf Kindern hätten noch gar kein Angebot bekommen, weder der gewünschte Platz noch ein Alternativangebot. „Zweien davon werden wir aber in den nächsten Wochen noch ein Angebot unterbreiten können“, ist der Bürgermeister optimistisch. Man könne zwar immer ein bisschen hin- und herschieben, diese Flexibilität ändere aber nichts daran, dass die Situation angespannt ist.

Zwar habe man so dem Rechtsanspruch der meisten Eltern Genüge getan. Was die nahe Zukunft anbelangt, wird der Bedarf aber auch erst einmal nicht zurückgehen, so Rief. Sontheim sei eine wachsende Gemeinde, auch aufgrund von Zuzug. „Die müssen ja auch versorgt werden, auch wenn sie noch nicht da sind“. Aus seiner Sicht führe deshalb kein Weg daran vorbei, noch eine neue Ü3-Gruppe mit 25 Plätzen zu schaffen. Das soll zeitnah Gegenstand der ersten Beratungen des neuen Gemeinderates werden, kündigte Rief an.

Betreuung auch qualitativ verbessern

Mittelfristig könnte sich die Lage in Sontheim allerdings auch wieder etwas entspannen. „Die Geburtenraten sind wieder ein bisschen gesunken“, so Tobias Rief. So ist der Jahrgang 2023 „relativ schwach“ gewesen. „Das sollte uns aber nicht zu der Annahme verleiten, dass es so bleibt“. Selbst wenn die Zahlen zukünftig einmal rückläufig seien, könnte ein größeres Betreuungsangebot richtig sein, „denn dann können wir etwas für die Qualität tun. Sprachförderung oder der Umgang mit Entwicklungsrückständen können Sie nur dann machen, wenn sie nicht mit wenig Personal in einer Überbelegung versuchen müssen, alles irgendwie abzudecken“.

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