„Ich gebe zu: Das ist jetzt eine etwas unrühmliche Geschichte“, sagte Sontheims Bürgermeister Tobias Rief in der jüngsten Gemeinderatssitzung zu der seit dem Jahr 2020 laufenden Planung zur Verbesserung der Radverkehrsinfrastruktur und zur Steigerung des Anteils von Fahrradverkehr innerhalb der Gemeinde. Er hätte sich bereits 2023 etwas mehr Bewegung in dieser Sache gewünscht, „deswegen auch Asche aufs Haupt“.
Grund für die Verzögerungen im vergangenen Jahr war laut Aussage des Bürgermeisters die angespannte Personalsituation im Bauamt. Die Beauftragung für die Erstellung eines Radwegekonzepts an ein Ingenieurbüro war bereits im Dezember 2020 erfolgt. Knapp zwei Jahre später wurde ein solches Konzept dann im Technischen Ausschuss des Gemeinderats präsentiert. Für 2024 wolle er deshalb jetzt noch einmal Anlauf nehmen, so Tobias Rief.
Neubau und Sanierung
Das Konzept stellte der Geschäftsführer des beauftragten Ingenieurbüros, Ralf Goy, den Mitgliedern des Sontheimer Gemeinderates vor. Goy, selbst Mitglied des Gremiums (Freie Wählergemeinschaft), erläuterte, dass man untersucht habe, wo in Sontheim Schwerpunkte für den Radfahrverkehr seien. „Wo kaufen die Leute ein, wo sind Schulen, wo sind Anknüpfungspunkte für den öffentlichen Nahverkehr oder wo befinden sich sonstige öffentliche Plätze?“ Ebenso berücksichtigt werde die Anbindung der seitens des Landkreises geplanten Radwege Richtung Hermaringen und Niederstotzingen.
Basis sei das bestehende Radverkehrsnetz gewesen, das verdichtet und ergänzt werden soll, erläuterte Goy. So sei beispielsweise eine mehr als 300 Meter lange Verbindung über die Brenz zwischen Württembergstraße und Badstraße denkbar. Zudem sei ein etwa 200 Meter langer Radweg links vom Rathaus vorstellbar, der die Brenzer Straße mit dem Schießmauerweg verbindet. Das Landratsamt plant außerdem entlang der Niederstotzinger Straße, beginnend ab dem Bahnübergang, einen Radweg. Und im Ortsteil Brenz soll eine Verbindung entlang der Hermaringerstraße bis zur Auffahrt auf die B492 entstehen.
„Schutzstreifen sind leider nur einseitig möglich. Mehr geben die Fahrbahnbreiten nicht her.“
Ralf Goy
Natürlich könnten noch viel mehr Wege als Radwege ausgewiesen werden, sagte Ralf Goy. Man habe die Planung für das Haupt- und Nebennetz aber als ausreichend für die jetzige Konzeption erachtet. Im Rahmen der öffentlichen Auslegung des Entwurfes besteht für die Bürgerinnen und Bürger Sontheims allerdings die Möglichkeit, „zu sagen, hier fehlt noch ein Radweg oder dort sind Änderungen notwendig“, ergänzte Goy. Er präsentierte in der Sitzung auch gleich mögliche bauliche Maßnahmen zur Entwicklung der Sontheimer Radwegeinfrastruktur.
So sei beispielsweise die Ausweisung markierter Schutzstreifen möglich. „Leider nur einseitig. Mehr geben die Fahrbahnbreiten nicht her“, so Goy. Auch eine Kombination von Geh- und Radwegen sei denkbar, spezielle Radfahrstraßen seien für eine ländliche Kommune wie Sontheim aber wohl eher keine Option. Auch wenn der von ihm anschließend präsentierte Maßnahmenplan eine solche Fahrradstraße in der Friedhofsstraße zwischen Neustraße und Friedhof vorsieht. Auf der Wiesenstraße und dem Schießmauerweg könnten die jetzigen Schotteroberflächen asphaltiert werden. Bordsteinabsenkungen an einzelnen Punkten seien ebenso möglich.
Auch auf einzelne Gefahrenpunkte innerhalb Sontheims geht der nun vorgelegte Entwurf für das Radwegekonzept ein. So gebe es im Bereich Friedhofsstraße/Gartenstraße einen gefährlichen Kreuzungsbereich mit sechs aufeinanderstoßenden Straßen und zusätzlich alten Eisenbahnschienen, „was für Fahrradfahrer natürlich immer schwierig ist“, wie Goy sagte. Zudem fehle die Anbindung des Radwegs entlang der Straße „Am Meilenstein“ zur Gundelfinger Straße. Und an der Eichendorffstraße gebe es aufgrund einer hohen Mauer und der damit einhergehenden eingeschränkten Sicht einen weiteren Gefahrenpunkt.
Nicht aufgeführt als Gefahrenpunkt ist bemerkenswerterweise das Brenzer Nadelöhr entlang der Sontheimer Straße in Höhe der Galluskirche. Dieser Streckenabschnitt ist laut integrierter Netzkonzeption sogar Teil des Hauptradwegenetzes. Er sehe da „nicht viele Möglichkeiten, etwas zu ändern“, sagte Goy im Nachgang der Gemeinderatssitzung. Eventuell könne man den Radfahrer berghoch verkehrlich extra führen. „Das heißt, dass der Kfz-Verkehr dem Radweg folgen muss“ und Radfahrer nicht einfach nur an die Seite drängen kann, „wie es jetzt vielleicht ohne Markierung gemacht wird“. Noch allerdings bestehe die Möglichkeit, dass der Radweg gar nicht erst durch dieses Nadelöhr führe, sondern beispielsweise in Höhe Frießinger Mühle um das Brenzer Schloss herum. Entsprechende Beratungen im Landratsamt fänden noch im April statt, sagte Ralf Goy.
Bürgerbeteiligung möglich
Die vorgeschlagene Netzkonzeption und der Maßnahmenplan liegen bis Ende April im Sontheimer Rathaus für die Öffentlichkeit zur Einsichtnahme aus. Während dieser Beteiligungsphase können sich Bürger und Träger öffentlicher Belange zu dem geplanten Vorhaben äußern. Auf der Homepage der Gemeinde soll zusätzlich ein Formular für eine Bürgerbefragung zum Download bereitgestellt werden.
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