Sanierung in Sontheim: eine Frage des Geschmacks
Laut Gutachten der Stadtentwicklung GmbH (Steg) gibt es in dem Sanierungsgebiet „städtebauliche Missstände“ wie hohe Leerstände, eine geringe Aufenthaltsqualität, stellenweise schlecht zugeschnittene Flurstücke, einen hohen Versiegelungsgrad sowie generell zu wenig Grün und zu wenig Bäume. Die bestehende Bausubstanz müsse häufig energetisch saniert werden. Und „schön“ sei das Ortsbild obendrein auch nicht.
Wieviel Förderung in Sontheim bei einer Sanierung möglich ist
Das Land bietet für solche Vorhaben Fördergelder an und die Gemeinde Sontheim hat Anfang vorigen Jahres auch einen entsprechenden Satzungsbeschluss dafür gefasst. In den darin festgelegten Förderrichtlinien steht, dass Hauseigentümer mit 30 Prozent bei Sanierungskosten gefördert werden können, bei einer Obergrenze von 40.000 Euro pro Maßnahme. Der Abbruch alter Bausubstanz wird sogar bis zu 100 Prozent gefördert, auch hier gilt eine Obergrenze von 40.000 Euro. Das Ziel der Abrissförderung ist ein Neubau, natürlich im Einklang mit dem Ortsbild.
Einen Rechtsanspruch darauf habe aber keiner, ergänzte Silvia Fichtner von der Steg, die den Gemeinderäten den aktuellen Zwischenstand beim Vorhaben „Südliche Hauptstraße“ erläuterte. So habe man bislang mit acht Interessenten Gespräche geführt, vier Modernisierungsmaßnahmen und zwei Abbrüche seien bereits abgeschlossen. Eine weitere Modernisierungsmaßnahme sei momentan in Vorbereitung. Insgesamt seien bislang 139.000 Euro an Fördergeldern bewilligt worden.
Was bei der Ortsbildgestaltung in Sontheim für wichtig gehalten wird
Wirklich kontrovers wurde es in der Gemeinderatssitzung, als Fichtner über das Sanierungsziel „Ortsbildgestaltung“ sprach. Denn das Förderprogramm hat nicht nur einen energetischen Aspekt, sondern auch einen ästhetischen. Das betrifft die Beschaffenheit des Baukörpers und seiner Fassade, die Gestaltung des Dachs sowie der Oberflächen und geht hinunter bis in solche Einzelheiten wie die Verdunkelung an Fenstern – also Klappläden versus Rollläden – und Werbetafeln. Denn die entsprechenden Areale sollen hinterher ja schöner aussehen als vorher.
Schönheit ist aber vor allem eine Frage des Geschmacks. SPD-Fraktionschef Reiner Lindenmayer hakte hier nach und wollte wissen, wie denn die Steg solche ästhetischen Kategorien definiere. Woraufhin Silvia Fichtner entgegnete, dass es dabei auch um das gehe, „was typisch für Sontheim ist“. Nach Ansicht der Steg sei das zum Beispiel die rote oder rotbraune Farbe der Dachziegel, stellenweise eine traufständige Bebauung, steile und ebene Satteldächer sowie eher hohe als breite Fenster.
Man lege Wert auf eine Eindämmung der Materialvielfalt, Fensterläden sollten Vorrang haben, Scheunentore könnten zu Fenstern umgebaut, Gebäudesockel freigelegt werden. Grelle Fassadenfarben und selbstleuchtende Werbung seien unerwünscht. Zudem sollten vor allem Materialien wie Holz, Putz oder Stahl zum Einsatz kommen.
Ein „Konglomerat“ von Bauten besteht in Sontheim
An dieser Stelle äußerte dann Armin Schweigardt von der SPD Bedenken. Er sehe im Sanierungsbereich ein „ziemliches Konglomerat“ verschiedenster Bauten. Zwar gebe es vereinzelt noch typische Sontheimer Bauernhäuser, aber das seien dann häufig auch Bauten, die baufällig seien. Es bringe nichts, wenn man versuche, etwas „künstlich alt zu machen“. Fichtner fragte nach, ob man nicht versuchen solle, eine Verbesserung des Ortsbilds zu erreichen – „immerhin gibt es Fördergelder, da kann man dann auch schon mal eine Gegenleistung verlangen“.
Walter Unseld von der FWV wandte ein, dass von den Eigentümern nicht erwartet werden könne, ein Haus aus den fünfziger Jahren so umzubauen, „dass es aussieht, als wäre es ein altes“. In der südlichen Hauptstraße gebe es auch gar nicht mehr viele alte Häuser. Bei nur acht Projektbeteiligungen sei der Zuspruch offensichtlich nicht gut.
Wenn ein Haus bislang keine Fensterläden gehabt habe, werde man das auch nicht fordern, erklärte Fichtner. Sie schlug vor, dass die Steg einen „Gestaltungsleitfaden“ für die Eigentümer entwickeln könne. Die Steg möchte frühzeitig mit den Eigentümern ins Gespräch zu kommen, um „die größten Unglücke“ aus gestalterischer Sicht vermeiden zu können.
FWV-Fraktionschef Jonas Pürckhauer wies darauf hin, dass im Sanierungsgebiet gelte, dass man sich „ohnehin der örtlichen Umgebung anpassen“ müsse. „Unser Ziel muss sein, dass wir Erneuerung bekommen.“ Angesichts der maximalen Förderhöhe von 40.000 Euro glaube er zudem nicht, dass es viele gibt, die deswegen von ihren eigentlichen Wünschen abweichen. Die Steg solle befördern und nicht verhindern.