Ausstellung in Sontheim/Brenz: So nutzt die Kölner Künstlerin Annette Wesseling die Kraft der Natur für ihre Kunst
In der Sontheimer Galerie Fetzer gibt es eine feine Auswahl von Werken zu entdecken, die man nicht alle Tage sieht. Die Kölner Künstlerin Annette Wesseling zeigt dort, im Anschluss an die Ausstellung „Alles Papier“, das Material, mit dem sie seit vielen Jahren arbeitet, experimentiert und dies auf einzigartige Weise zu faszinierenden Kunstwerken verarbeitet: Es geht um Stoff. Genauer gesagt, um gefärbte Baumwollstoffe, meist einfarbige, die Wesseling in einem speziellen von ihr entwickelten Verfahren knüllt, faltet und drapiert und – nun kommt der Clou, der wirklich sensationelle Effekte hervorbringt – monate-, manchmal jahrelang der Sonne und den Elementen aussetzt. Was einfach klingt, ist es natürlich bei Weitem nicht. Die 57-Jährige, die auf eine lange Liste von Ausstellungen, Stipendien und Preisen im In- und Ausland blickt, erläuterte bei der Vernissage in der vergangenen Woche dem gebannten Publikum, wie sie ihre Technik über die Jahre entwickelt hat. Sie arbeitet mit vielen Materialien und Techniken, aber in der Galerie Fetzer sind nun im Besonderen die Werke zu sehen, die mithilfe der Natur geformt wurden.
Werke von DIN-A4 bis wandfüllend
Wenn man die Bilder betrachtet und nicht weiß, wie sie entstanden sind, denkt man, man hat Fotografien vor sich, Projektionen und, in jedem Fall, ganze Landschaften, Erzählungen und Geschichten. Diese ausgestellten Werke, die ungefähr von Din-A4-Größe bis hin zu wandfüllenden Exemplaren reichen, von Tiefschwarz über Türkis zu leuchtendem Rot oder Pink, erzeugen eine Tiefe, einen Sog, und zwar sowohl von ganz nah wie von vielen Schritten weiter weg, dass man sich nur schwer davon lösen kann. Wesseling erläuterte charmant, wie sie vorgeht, wie lange manche Bilder brauchen, bis sie den entsprechenden Ausschnitt auswählt, und in wie vielen Schritten, mit verschiedenen Faltungen, Knoten, Knüllen – und immer wieder durch die Kraft der Natur, der Elemente – die Werke schließlich entstehen. Das Publikum bei der Vernissage war sichtlich fasziniert und es wurde den ganzen Abend über angeregt diskutiert, nachgefragt und gestaunt. Wesseling gab auch Einblicke in andere Techniken, die sie entwickelt hat. Sie verwendet auch Papier und Kupferplatten, die sie der Natur aussetzt, wo beeindruckende Werke durch Schnee oder Regen entstehen. Sie ist immer auf der Suche nach ganz besonderen Stoffen, und einige Werke, sie nennt sie Hologramme, sind entstanden auf Hologrammfolien, die sie mit Farbpigmenten und -verläufen bearbeitet hat. Sie hatte Stoffmuster mitgebracht und erläuterte dem faszinierten Publikum, was daraus schließlich entstanden ist. Viele ihrer Bilder sind großformatig, und es ist ein besonderes Erlebnis, sie aufgehängt zu sehen – sowohl auf Rahmen aufgezogen wie in der Galerie, als auch, mit Fotos vermittelt, in großen Räumen, in riesigen Hallen, in Museumsgebäuden frei schwebend, fließend, am Boden aufliegend oder an Wänden mit nur wenigen Befestigungspunkten aufgehängt. Wesseling und dem Galerieteam ebenso wie den Gästen war die Freude in den Gesprächen und dem regen Interesse anzumerken. Es wurde viel gelacht und gestaunt in dieser rundum sehenswerten Ausstellung.
Ausstellung ist noch bis zum 15. Dezember zu sehen
Die Werke Annette Wesselings sind noch bis zum 15. Dezember in der Galerie Fetzer, Sontheimer Straße 18, zu sehen, mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr und jederzeit nach Vereinbarung unter Tel. 07325.6125.