Undichte Kanalisation

Sontheim guckt in die Röhre - mit Erfolg

Der Gemeinde Sontheim bereitet ihr löchriges Abwassernetz gehörigen Verdruss: Zu viel Grundwasser erzeugt zu hohe Kosten und Strafgebühren. Es gibt allerdings auch positive Neuigkeiten.

Sontheim guckt in die Röhre - mit Erfolg

Das Problem ist in Sontheim seit vielen Jahren bekannt: Aus Kanalbefahrungen im eigenen Abwassernetz weiß man, dass an vielen Stellen im Gemeindegebiet zu viel Grundwasser ins Kanalnetz eindringt. In der Gemeinde kommen sozusagen zwei Probleme zusammen: Ein ohnehin erhöhter Grundwasserspiegel trifft auf ein Kanalnetz, das an zu vielen Stellen größere Undichtigkeiten aufweist.

Dieses „fremde“ Wasser fließt dann zusammen mit dem eigentlichen Abwasser in die Kläranlage und verursacht dort aufgrund des erhöhten Eintrags unnötige Kosten. Sontheim ist Mitglied im Abwasserverband Untere Brenz, dessen Kläranlage jenseits der Landesgrenze im bayerischen Bächingen steht. Die bayerischen Behörden tolerieren zwar einen gewissen Fremdwasseranteil, allerdings nur bis zu einem Grenzwert. Diesen überschreitet Sontheim seit Jahren massiv und muss deshalb regelmäßig Strafe zahlen, eine sogenannte „Fremdwasserabgabe“.

Bayern macht Auflagen an Sontheim

Neben dieser Strafzahlung haben die bayerischen Aufsichtsbehörden der Gemeinde Sontheim eine zusätzliche Auflage erteilt: Das Landratsamt Dillingen hat Ende Dezember vorigen Jahres dem Abwasserverband die Erstellung eines konkreten Sanierungsplans einschließlich eines genauen Zeitplans der vorzunehmenden Maßnahmen auferlegt. Abgabefrist: 30. Juni 2023. Außerdem sei ein Nachweis über die bereits getätigten und beauftragten Maßnahmen vorzulegen.

Einsicht in diesen Maßnahmenplan für das Landratsamt Dillingen möchte die Sontheimer Verwaltung allerdings Stand jetzt nicht gewähren. Auf eine entsprechende HZ-Anfrage hin teilte Bürgermeister Tobias Rief mit, dass es derzeit nicht möglich sei, dieses Dokument der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, „da es sich um ein internes Verwaltungsdokument handelt“. Man beabsichtige jedoch, die „Maßnahmen dem Gemeinderat vorzustellen und dementsprechend nach der Sommerpause einen Tagesordnungspunkt zur öffentlichen Beratung darüber zu erstellen. Ab diesem Moment ist die Weitergabe möglich, der Gemeinderat hat derweil allerdings das Recht, zuerst in Kenntnis gesetzt zu werden“, so Rief.

Der Forderung des Dillinger Landratsamts hat sich das Heidenheimer Landratsamt mittlerweile angeschlossen. Auch an der Felsenstraße möchte man jetzt wissen, wie Sontheim mit seinem löchrigen Abwassernetz umzugehen gedenkt: Man fordert ein Kanalsanierungskonzept zur Reduzierung des Fremdwassereintrags mit Vorhabenplan und dazugehöriger Kostenschätzung inklusive eines Zeitplans zur Umsetzung der geplanten Maßnahmen.

Den ersten Schritt ist die Sontheimer Gemeindeverwaltung in dieser Sache auch bereits gegangen: Bei einem Ingenieurbüro hat man ein Angebot angefordert, was die Erstellung eines solchen Maßnahmenplans kosten würde. Gleiches gilt für den Allgemeinen Kanalisationsplan für den Ortsteil Bergenweiler, da die Genehmigung für den letzten Kanalisationsplan des Ortsteils bereits abgelaufen ist. Der Gemeinderat hatte in seiner vorigen Sitzung die entsprechenden Mittel von insgesamt knapp 26.000 Euro für das Ingenieurbüro einstimmig freigegeben.

Glück im Unglück bei den Sanierungskosten in Sontheim

Doch Sontheim hat auch ein bisschen Glück gehabt rund um das Problem mit den löchrigen Röhren. Denn bei der Ende Mai im Gemeinderat beschlossenen Sanierung der undichten Verrohrung im Bereich Kanalgasse/Grabenstraße zeichnet sich die bereits damals erhoffte Kostenminderung ab: Bei einer weiteren Untersuchung dieses Abschnitts in den vergangenen Wochen wurde festgestellt, dass nicht alle Rohre ausgetauscht werden müssen.

Im Bereich der Kanalgasse hat eine neuerliche Videountersuchung ergeben, dass das 1,20 Meter dicke Rohr selbst intakt ist, es müssen nur die jeweiligen Kanalanschlussstücke saniert werden. „Wir erhoffen durch die Änderung der Sanierungsweise deutlich geringere finanzielle Belastungen“, so Hauptamtsleiter Martin Hofmann. Denn einerseits spart man sich natürlich die Ausgaben für die Rohrstücke selbst, andererseits muss man die Straße nicht öffnen. Es entfällt also ein wesentlicher Teil der teuren Fahrbahnsanierung.

Im Bereich der Grabenstraße hat die neuerliche Untersuchung allerdings ergeben, dass die Schäden tatsächlich so gravierend sind, dass die Sanierung nur in offener Bauweise erfolgen kann. Bei der Neuverlegung des Abwasserrohrs wird dabei eine neue Streckenführung gewählt. Zukünftig liegt der Verlauf dieses Teils des Rohrnetzes vollständig im öffentlichen Bereich. Bislang verlief das Netz hier an einer Stelle auch über privaten Grund. Der Baubeginn fällt voraussichtlich in die 37. oder 38. Kalenderwoche dieses Jahres.

Jedes Jahr hohe Strafgelder fällig

Die Höhe der jährlichen „Fremdwasserabgabe“, die Sontheim für zu viel Grundwasser im Abwasser an die bayerischen Behörden zahlen muss, schwankte in den vergangenen fünf Jahren zwischen 59.000 Euro im Jahr 2020 und 98.000 Euro im Jahr 2021. Durchschnittlich kostete das eigene löchrige Netz die Gemeinde Strafgebühren in Höhe von durchschnittlich 79.000 Euro pro Jahr.