Sanierung oder Neubau?

Kann aus der alten Brenzer Schule eine Kita werden?

Ein Gutachten sollte ermitteln, ob das alte Schulhaus in Brenz als Kita genutzt werden kann und ob ein Abriss samt Neubau oder eine Sanierung kostengünstiger ist. Nun herrscht zwar Klarheit, wirklich leichter wird die Entscheidungsfindung trotzdem nicht.

Sontheim braucht weitere Kinderbetreuungsplätze, sowohl im U3- als auch im Ü3-Bereich. Zwar hat der im Sommer 2023 noch rechtzeitig vor Start des Kindergartenjahres eröffnete Naturkindergarten etwas Druck aus dem Kessel genommen. Allerdings hatten bereits zuvor Bedarfsschätzungen gezeigt, dass auch mit dieser Einrichtung die Betreuungssituation nicht dauerhaft gelöst werden kann. Die Nachfrage ist nach wie vor größer als das Angebot.

Vonseiten der evangelischen Gesamtkirchengemeinde – dem mit weitem Abstand größten Anbieter von Betreuungsplätzen in Sontheim – wurde zudem bereits signalisiert, dass sich mit weiteren „kleinen“ Einrichtungen wie beispielsweise dem Naturkindergarten die Situation nicht lösen lassen werde. Das Problem sei der Mangel an Betreuungspersonal, dem man in einer großen zentralen Einrichtung besser begegnen könne als in mehreren kleinen, hieß es. Im Zuge der Überlegungen ist dann im vergangenen Jahr das ungenutzte alte Schulhaus im Sontheimer Ortsteil Brenz in den Blick gerückt.

Ein Gutachten sollte klären, ob die Struktur des Gebäudes für eine Umwandlung in eine Kita geeignet und eine kindgerechte Umgebung machbar ist. Auch die Möglichkeit einer energetischen Ertüchtigung und die Fragen, ob schwere Schäden am Gebäude vorliegen und in welchem Umfang Bestandsflächen nutzbar wären, sollte geklärt werden. Und es sollte vor allem die Kardinalfrage beantworten: Was belastet den kommunalen Haushalt finanziell stärker, ein Abriss mit anschließendem Neubau oder eine Sanierung samt Erweiterungsbau?

„Über das Geld kann man es nicht entscheiden.“

Architekt Martin Maslowski

„Ich mache es Ihnen nicht leicht“, eröffnete Gutachter Martin Maslowski dem Gemeinderat das Fazit seiner Begutachtung bei einer Sitzung im vergangenen Monat. Sollte man in Sontheim die Hoffnung gehegt haben, dass das Gutachten ein klares Preissignal pro oder kontra Neubau respektive Sanierung enthält, so hat sich diese zerschlagen. Seine Grobkostenschätzung hat ergeben, dass die Kosten für eine Sanierung plus neuem Erweiterungsbau bei etwa 4,85 Millionen Euro und die für einen Komplettneubau inklusive der Abbruchkosten für die alte Schule bei 4,8 Millionen Euro liegen würden. „Über das Geld kann man es also nicht entscheiden“, resümierte Maslowski.

Das Erste, was das Gutachten untersucht hat, war die Frage, ob das Gebäude in seinem jetzigen Zustand irreparable Schäden aufzuweisen hat: „Nein, das ist nicht der Fall“, so Architekt Maslowski. Es gebe zwar im Gebäude an einer Stelle einen Setzungsriss, „aber der ist jetzt nicht unbedingt dramatisch“. Ansonsten befinde sich die alte Schule in einem für Gebäude dieses Alters „üblichen Zustand“. Konkret bezog er sich beispielsweise auf die Bindigkeit des Zementes im Putz oder die asbesthaltigen Bodenplatten. Aber solche Probleme ließen sich umweltverträglich und kindgetreu lösen.

Neuwertige Sanierung möglich

Der Grundriss der alten Schule lasse eine Umwidmung in eine Kita zu. Das hätte seiner Meinung nach sogar einen „gewissen Charme“, denn die daraus resultierenden Raumgrößen – knapp 20 Quadratmeter zusätzlich – würde man bei einem Neubau nicht mehr so realisieren. Die Fassade und das Dach der Schule seien nachträglich dämmbar. Zudem müssten die gesamte Elektrik, die Heizung und die sanitären Anlagen ausgetauscht werden.

Nachteil einer Sanierungslösung wäre allerdings, dass sich drei Betreuungsräume im Obergeschoss befinden würden, sie hätten also keinen direkten Gartenzugang. Auch bodentiefe Fenster seien ausgeschlossen, diesbezüglich habe Maslowski „statische Bedenken“. Der Dachraum werde nach einer Sanierung nur noch eingeschränkt nutzbar sein. Zudem weist sein Gutachten auf ein mögliches Baukostenrisiko aufgrund der Mehrgröße der vorhandenen Räume hin. Ein weiteres Risiko bei einer Sanierungslösung sei möglicherweise eine etwas geringere Gesamtlebensdauer. Allerdings fügte der Architekt hier an, dass alle seine bisherigen vergleichbaren Schulsanierungen so ausgeführt worden seien, dass sie einem „Neubau gleichwertig“ seien.

Hinsichtlich der Nachhaltigkeit einer Sanierung weist das Gutachten darauf hin, dass der CO₂-Fußabdruck des verbauten Betons bereits „abgeschrieben“ sei. Wenn man das Gebäude neu bauen würde, würde man einen wesentlich schlechteren Fußabdruck hinterlassen, so Maslowski. Eine Sanierung sei obendrein ressourcenschonender als ein Neubau, weil man „viele Sachen bereits habe“. Durch die vorhandenen zwei Geschosse erfordert das Gebäude – bei vergleichbarer Belegung – außerdem eine geringere Oberflächenversiegelung gegenüber einem eingeschossigen Flachbau.

Neubau modular erweiterbar

Martin Maslowski wies bei der Präsentation des Entwurfs für einen eingeschossigen Neubau darauf hin, dass diese Version einer neuen Kindertagesstätte erweiterbar wäre, man habe „modular“ gedacht. Sollte also langfristig betrachtet der Betreuungsbedarf in Sontheim weiterhin wachsen, könnte diese Nachfrage durch den Anbau eines oder mehrerer weiterer Module abgefedert werden. Ein weiterer Vorteil eines Neubaus: Von jedem Gruppenraum aus hätten die Kinder einen direkten Gartenzugang, sagte der Architekt. Er gehe davon aus, dass so ein Neubau allein schon aus Nachhaltigkeitsgründen in Holzbauweise errichtet würde.

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