Wirtschaft

Weniger Aufträge: So reagiert der Sontheimer Spannzeughersteller Röhm darauf

Auch der Sontheimer Spannzeughersteller Röhm hat mit Auftragseinbußen zu kämpfen. Um Stellenabbau zu verhindern, wurde Kurzarbeit eingeführt.

Die Geschäfte sind auch bei Röhm rückläufig. Gerhard Glanz, Geschäftsführer der Röhm GmbH, spricht von 15 bis 20 Prozent der Aufträge, die in diesem Jahr weggebrochen seien. Man rechnet mit einem Umsatzrückgang von 20 Millionen Euro auf rund 110 Millionen. „In unserer Branche sind es bis zu 25 Prozent weniger Aufträge“, erklärt Glanz. „So viel ist es bei uns nicht, aber weniger Aufträge bedeutet natürlich eine Überkapazität bei Mitarbeitern, weil es einfach weniger Arbeit als geplant gibt.“ 80 Arbeitsplätze waren in Gefahr. „Aber wir bauen keine Stellen ab“, so Glanz. Gemeinsam mit den Gesellschaftern, der Unternehmensleitung, der Belegschaft und der IG Metall habe man bereits im Oktober entschieden, Kurzarbeit einzuführen – einzige Ausnahme ist die Vertriebsabteilung. 20 Prozent weniger arbeiten die Mitarbeiter im Durchschnitt.

80 Arbeitsplätze waren beim Sontheimer Spannzeughersteller in Gefahr

Natürlich habe man auch über das legitime Mittel des Stellenabbaus nachgedacht, so Glanz. „Da Experten von einer längeren Krise ausgehen, entscheiden sich viele Unternehmen für Mitarbeiterabbau, auch weil Kurzarbeit die Unternehmen durch die hohen Remanenzkosten belastet.“ Unter Remanenzkosten versteht man die Personalkosten eines Betriebs, die für Beschäftigte in Kurzarbeit anfallen – neben Sozialversicherungsbeiträgen sind das Sonderzahlungen wie Weihnachtsgeld oder betriebliche Altersvorsorge und bezahlte Freistellungen wie Urlaub. Dadurch sei Kurzarbeit auf längere Sicht die teurere Variante für Unternehmen. „Aber die Jobs zu halten, erscheint uns in der aktuellen Situation das Wichtigste, auch wenn wir so wahrscheinlich in die roten Zahlen rutschen“, so Glanz.

Verzicht auf Sonderzahlungen

Sollte man in die roten Zahlen kommen und einen Verlust verzeichnen, wurde zudem im Unternehmen vereinbart, dass die Mitarbeiter im kommenden Jahr auf einen Teil ihrer Sonderzahlungen, also Urlaubs- und Weihnachtsgeld, verzichten, erklärt Glanz. Etwa ein Drittel des möglichen Verlustes könnte man so abfedern. Die Gesellschafter – die Dr. Helmut Rothenberger Holding – hätten sich ihrerseits dazu bereit erklärt, den Differenzbetrag, also die übrigen zwei Drittel, aufzufangen. „Die Unternehmensleitung und die ganze Mannschaft kämpfen natürlich dafür, den Verlust zu minimieren oder ganz abzuwenden.“

Gerhard Glanz ist seit 2017 Geschäftsführer von Röhm. Röhm/Archiv

Wie hoch könnte der Verlust denn ausfallen? Glanz will keine Zahlen nennen, nur so viel: „Nicht existenziell bedrohlich. Wir haben eine hohe Eigenkapitalquote von fast 60 Prozent. Aber wer Verlust macht, kann nicht in die Zukunft investieren und das ist ein Problem.“ In den vergangen sechs Jahren habe man an die 25 Millionen Euro in die Standorte investiert, auch um neue Geschäftsfelder zu erschließen und wettbewerbsfähig zu bleiben. „Nächstes Jahr werden nur Reparaturinvestitionen möglich sein.“

Röhm hat zwei Hauptproduktionsbereiche: das Werkzeugmaschinengeschäft und das Bohrfuttergeschäft. „Vom Auftragseinbruch ist der Bereich Werkzeugmaschinen stark betroffen, das Bohrfuttergeschäft läuft normal, macht aber nur rund 20 Prozent unseres Geschäfts aus“, so Glanz.

Eine Krise jagt die nächste

Auch die vergangenen Jahre waren für Röhm nicht gerade einfach. Eine Krise drängte sich an die nächste. „2017/2018 herrschte bei uns absolute Hochkonjunktur“, so Glanz. Dann kam die Krise in der Automobilbranche, es folgten die Pandemie, der Ukraine-Krieg, die hohen Energiekosten und die Inflation. Im November 2022 hatte Röhm zuletzt für mehrere Monate Kurzarbeit für rund 70 Prozent der Beschäftigten angemeldet. „Dazu jetzt die Nahost-Konflikte, Gaza, Syrien. Die Welt ist sehr unruhig und aus der Geschichte lässt sich ablesen, dass nichts so sehr die Wirtschaft verunsichert wie Krieg.“

Zu schaffen macht Röhm auch die Konkurrenz aus Asien. „Wir haben mittlerweile ernstzunehmende chinesische, taiwanesische und südkoreanische Mitbewerber. Die haben in den vergangenen Jahrzehnten sehr viel gelernt und die Qualitätsunterschiede zwischen asiatischen und deutschen Produkten sind häufig nicht mehr so groß wie noch vor einigen Jahren“, sagt Glanz. „In Deutschland zu produzieren, kostet sehr viel Geld. Wenn man in Zukunft noch hier produzieren will, muss man immer einen oder zwei Schritte vor der Konkurrenz aus den Billiglohnländern sein, deren Produkte nur ein Drittel oder maximal die Hälfe kosten. Um das zu rechtfertigen, muss man deutlich besser sein. Innovationen sind die einzige Möglichkeit, um als Unternehmen zukunftssicher zu sein.“

550 Mitarbeiter in Sontheim

950 Mitarbeiter hat die Röhm GmbH weltweit, 800 in Deutschland, davon arbeiten rund 550 am Standort in Sontheim und 180 in Dillingen. 2017 war die Röhm-Unternehmensgruppe durch die Dr. Helmut Rothenberger Holding GmbH aus Salzburg übernommen worden. Gerhard Glanz (64) hat seitdem die Unternehmensführung inne.

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