"Wie lange ist das alles noch leistbar?"

Vor diesen Problemen stehen die Feuerwehren im Landkreis Heidenheim

Kreisbrandmeister Michael Zimmermann sieht bei den Feuerwehren im Landkreis Heidenheim eine ganze Reihe von Problemen und Herausforderungen - warum die Feuerwehren widerstandsfähiger und welche Defizite beseitigt werden müssen:

Vor diesen Problemen stehen die Feuerwehren im Landkreis Heidenheim

Schlimmer geht es immer, formulierte Kreisbrandmeister Michael Zimmermann in seinem Feuerwehr-Jahresbericht 2022 in der Kommandanten-Dienstversammlung in Sontheims Gemeindehalle und zielte damit auf die unterschiedlichsten Krisen, die Zeitenwende und auch auf die Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine: „Das hat zumindest die jungen Menschen vor nicht dagewesene Situationen und Herausforderungen gestellt.“

Unterkünfte für Geflüchtete mussten gesucht und aufgebaut werden. In Rekordzeit hatten die Verwaltungen die Registrierung der Personen zu organisieren. Noch unter Pandemie-Bedingungen wurde eine Sporthalle des Landkreises zum Notquartier umgerüstet. Notfall- und Krisenpläne waren als Sorge vor Gasknappheit, Stromausfall und andere Mangellagen zu überarbeiten. Eine zentrale Frage für Zimmermann und andere Verantwortungsträger hier: „Wo bekommen wir die notwendigen Notstromaggregate her?“

In vielen Bereichen seien Defizite erkannt worden: „Wir müssen wieder widerstandsfähig werden“, so Zimmermann. Nach dieser Devise wurde Personal für Verwaltungs- und Führungsstab rekrutiert. Erarbeitet wurde eine Schaden-Ausmaßanalyse für einen langanhaltenden Stromausfall und ein Konzept zur Warnung der Bevölkerung wurde erstellt. Entsprechende Flyer wurden gedruckt, mobile Sirenenanlagen beschafft. Zimmermann: „Es gibt weiter eine Menge zu tun. Im Bevölkerungsschutz werden wir wohl nie ganz fertig.“

Fahrsicherheitstraining für Feuerwehrauto-Fahrer im Kreis Heidenheim

Fortgeschrieben wurde der Katastrophen-Einsatzplan, das Personal der Stäbe fortgebildet. Außerdem wird die fundierte Feuerwehr-Ausbildung praxisorientiert erweitert, kündigte Zimmermann an. Im Zyklus von zwei Jahren werde ein Fahrsicherheitstraining für die Fahrer der Feuerwehrautos organisiert. Um bei Großschadenslagen noch besser handeln zu können, beschaffe der Landkreis zwei neue Einsatzleitfahrzeuge und stationiere sie in Giengen und Herbrechtingen. Großes Lob galt in dem Zusammenhang der Führungsgruppe, die mit diesen Fahrzeugen von Fall zu Fall örtliche Wehren unterstützt.

Die Digitalisierung gehe bei den Wehren weiter. Aktuell, so Zimmermann, seien die Wehren in acht Kommunen und drei Werksfeuerwehren bereits digital im Funk unterwegs. In den kommenden Jahren sei dann auch der Funkverkehr an den Einsatzstellen digital. Parallel dazu erfolge die entsprechende Ausbildung der Sprechfunker.

Noch jede Menge Baustellen im Feuerwehrwesen des Landkreises hat Kreisbrandmeister Michael Zimmermann vor sich. Klaus-Dieter Kirschner

Angesichts steigender Einsatzzahlen und zunehmender Aufgaben für die Feuerwehren hört Zimmermann „schon die Alarmglocken läuten“ und fügte hinzu: „Mit Blick auf Tagesverfügbarkeit, Qualifikation und Belastbarkeit, auch aus dem Berufsleben oder der gesellschaftlichen Entwicklung heraus, mache ich mir Sorgen, wie lange das alles noch leistbar ist. Das soll hier keine Schwarzmalerei sein, sondern – wie auch durch meinen Vorgänger Rainer Spahr - zum Nachdenken. Vielleicht bürden wir im Ehrenamt zu viel auf. Was muss denn eine Freiwillige Feuerwehr überhaupt leisten?“

Geld für Fahrzeugbeschaffung und Feuerwache-Umbau

„Schwarz sehen gilt nicht, wir lösen die Aufgaben“, rief Landrat Peter Polta den Feuerwehrleuten und ihren Führungskräften zu. Er beklagte allerdings auch, dass der Landkreis quasi leer ausging, als in Bonn die Schatulle zur Nachrüstung bzw. dem Wiederaufbau eines stationären Sirenennetzes zur Warnung der Bevölkerung geöffnet wurde. Polta freute sich, dass das Land bei einer Beschaffungssumme von 1,34 Millionen Euro immerhin 270 000 Euro an Zuschuss gewährt. So können für Gussenstadt und Nattheim je ein neues Löschfahrzeug bestellt und der Umbau der Feuerwache Heidenheim beginnen. Des Redners Dank galt allen Blaulicht-Organisationen bei der Vorbereitung und Unterbringung von 2000 Ukraine-Flüchtlingen. Jede Menge Arbeit bleibe noch zu tun, um für Großschadenslagen noch besser aufgestellt zu sein.

Der Landtagsabgeordnete Martin Grath (Grüne) sprach von atemberaubenden Veränderungen allenthalben, erwähnte die Pandemie und die Maskenpflicht, die nie dagewesene Erderwärmung und schließlich Flucht und Vertreibung wegen des Kriegs in der Ukraine. So erscheine die Feuerwehr wie ein Fels in der Brandung. Grath mahnte unter großem Beifall: „Wer die Feuerwehr stärkt, der stärkt auch das Land.“ Der Politiker lobte die Feuerwehren und ihren unermüdlichen Einsatz für die Bevölkerung: „Ihr Mut ist Vorbild für uns alle.“