Im März 2024 startete in Sontheim die Erstellung eines kommunalen Wärmeplans. Die Ausschreibung hatte damals der Zweckverband zur Gasversorgung des Brenztals (ZGV) gewonnen. Nach Abschluss der beiden ersten Projektphasen stellte der ZGV nun dem Sontheimer Gemeinderat die Ergebnisse der Bestands- und Potenzialanalyse vor.
Die kommunale Wärmeplanung ist ein informelles Planungsinstrument. Sie soll Gemeinden Informationen liefern, mittels derer Entscheidungen vor Ort gefällt werden können, wie zukünftig eine klimaneutrale Wärmeversorgung unter Berücksichtigung der spezifischen Bedingungen und Voraussetzungen jeder einzelnen Kommune aussehen könnte. Denn immerhin 50 Prozent der in Deutschland verbrauchten Energie entfällt auf den Bereich „Wärme“. Und nur 19 Prozent davon werden zurzeit mittels erneuerbarer Energien erzeugt.
Großes Einsparpotential in Sontheim
Die Analyse der vorhandenen Infrastruktur und der verbauten Technik in Sontheim hat nun ergeben, dass die Gemeinde von einer Klimaneutralität noch ziemlich weit entfernt ist. 2023 betrug der Gesamtwärmebedarf 51 Gigawattstunden pro Jahr. Dabei wurden in Sontheim und in den Ortsteilen Bergenweiler und Brenz im Jahr 2023 insgesamt 13.000 Tonnen Treibhausgase emittiert. Das Einsparpotenzial im Bereich Wohnen beträgt in Sontheim laut der Analyse 13 Gigawattstunden jährlich, also 31 Prozent.
56 Prozent aller in Sontheim verbauten Heizungen benötigen Erdgas zur Wärmeerzeugung, weitere 27 Prozent Erdöl. Dabei sind 27 Prozent der Erdgasheizungen älter als 30 Jahre und weitere 34 Prozent älter als 20 Jahre. Bei den Ölheizungen sind 38 Prozent der installierten Anlagen älter als 30 Jahre, nochmals 33 Prozent haben bereits mehr als 20 Jahre auf dem Buckel. Lediglich vier Prozent der Heizungsanlagen in Sontheim sind Wärmepumpen.
Nächste Phasen gestartet
Die Potenzialanalyse der Dachflächen hat ergeben, dass in Sontheim Stand August 2024 PV-Anlagen mit einer Leistung von knapp elf Megawatt installiert sind. Das entspricht einer Ausschöpfung des Potenzials von 26 Prozent. Im Freiflächenbereich sind bislang vier Megawatt installiert, möglich wären bis zu 34 Megawatt. Das Potenzial für Wasserkraft ist mit 322 Kilowatt nur sehr gering und ohnehin beinahe ausgeschöpft. Zudem hat die Analyse ergeben, dass bis zu 28 Prozent des kommunalen Wärmebedarfs durch lokale Biomasse abgedeckt werden könnten.
Mit einem Workshop vor wenigen Tagen mit Vertretern des Gemeinderats und der Gemeindeverwaltung startete Sontheim auch in die Phasen drei und vier der kommunalen Wärmeplanung. In diesen soll es darum gehen, welche konkreten Maßnahmen zur Erreichung der Klimaziele seitens der Gemeinde auch tatsächlich verfolgt werden könnten.
„Ob wir selbst hier Wärmenetze bauen, das hängt wirklich sehr davon ab, was jetzt herauskommt.“
Tobias Rief, Bürgermeister
Als eine Möglichkeit sieht Bürgermeister Tobias Rief dabei den Ausbau der Nutzung von Biogas, „wir sind ja eine ländliche Gegend“. Potenzielle Erzeuger seien dabei aufgerufen, der Gemeinde ihr Interesse zu signalisieren, „dazu soll es jetzt Voruntersuchungen geben“. Ein weiterer Punkt sei die Festlegung auf kommunale Gebäude, „bei denen wir den Vorreiter machen können“, so Rief. Hier könnte beispielsweise eine Umrüstung auf Wärmepumpe und eine Installation von Photovoltaik infrage kommen.
„Ob wir selbst hier Wärmenetze bauen, das hängt wirklich sehr davon ab, was jetzt herauskommt. In welchen Straßenzügen Bedarfe sind“, so der Bürgermeister und fügte sogleich einschränkend hinzu: „Wir haben keine sehr enge Bebauung, wir sind sehr ländlich geprägt. Da wird es wahrscheinlich weniger offensichtliche Potenziale geben.“ Wohl eher nur langfristig erschließbar sei zudem die technische Möglichkeit, aus dem Abwasser oder dem Grundwasser mittels Wärmetauschern Energie abzweigen zu können.
Beratung für die Bürgerschaft
In zwei oder drei Monaten sollen dem Gemeinderat erste Ergebnisse in einer Sitzung vorgestellt werden. „Daraufhin folgend gibt es auch eine öffentliche Veranstaltung, in der diese Ergebnisse präsentiert werden sollen“, so Bürgermeister Tobias Rief. Zum Abschluss der kommunalen Wärmeplanung sollen dann per Gemeinderatsbeschluss Maßnahmen verabschiedet werden, die innerhalb von fünf Jahren umsetzbar sind. Für Hausbesitzer möchte man Beratungsangebote schaffen, die dabei helfen sollen, eine Entscheidung zu treffen, welche Heiztechnik für welches Gebäude sinnvoll und wirtschaftlich ist.