Gründe für Kostensteigerung

Steinheimer Zehntstadel: Kosten für Sanierung und Umbau schon 200.000 Euro über der Planung

Dass die Sanierung eines rund 400 Jahre alten Gebäudes gänzlich reibungslos über die Bühne gehen würde, hätte wohl ohnehin niemand angenommen. Im Falle des Steinheimer Zehntstadels aber liegt man bereits jetzt rund 200.000 Euro über der Kostenschätzung. Warum?

Große Bauprojekte haben ihre Tücken, dass der vorgesehene Kostenrahmen exakt eingehalten wird, kommt nur selten vor. Das gilt gerade für Gebäude wie den Steinheimer Zehntstadel, der mit seinen mehr als 400 Jahren nicht nur uralt ist, sondern auch unter Denkmalschutz steht.

Seit einigen Monaten wird er saniert und im nördlichen Teil zum Veranstaltungszentrum umgebaut. Ausgiebige Voruntersuchungen der Bausubstanz hatten eigentlich dafür sorgen sollen, dass man während der Umsetzung auf möglichst wenige böse Überraschungen treffen würde. Und dennoch: „Wir mussten feststellen, dass es am Gebäude deutlich mehr Schäden gibt, als die Voruntersuchungen gezeigt haben“, erklärte Bauamtsleiter Sven Krauß in der jüngsten öffentlichen Gemeinderatssitzung.

Balken müssen repariert und ergänzt werden

Zum einen betreffen diese Schäden die Holzbalken, die von außen und auf den ersten Blick intakt aussahen, tatsächlich aber von innen heraus durch Pilzbefall über die Jahrhunderte stark angegriffen worden sind. Die Zerrbalken sind laut Architekt Wolfgang Sanwald teilweise unterbrochen: Statisch gesehen ein großes Problem. Die Balken müssen aufwändig von der zuständigen Baufirma repariert werden.

Die alten Balken sind teilweise stärker beschädigt als angenommen. Sie müssen aufwändig repariert und verstärkt werden. Dennis Straub

Bauamtsleiter Krauß betonte, dass diese Arbeiten aus statischen Gründen unbedingt notwendig seien, um das Gebäude zu erhalten. „Dazu wären wir aufgrund des Denkmalschutzes ohnehin verpflichtet – auch ohne die Neunutzung.“

Auch Ammoniak kann historisch bedeutend sein

Keine direkte Verpflichtung gilt für das Entfernen von Ammoniak-Anhaftungen, die durch die frühere Nutzung des Zehntstadels für die Tierhaltung zustande gekommen sind. Bürgermeister Holger Weise verwies allerdings darauf, dass dadurch Staub freigesetzt werden könnte, der problematisch für Allergiker sei. Um diese Anhaftungen zu entfernen, ist ein spezielles Sandstrahl-Verfahren vorgesehen. „Das Denkmalamt ist kein Fan davon“, gab Bauamtsleiter Krauß zu. „Sogar Ammoniak-Anhaftungen gelten als erhaltenswerter Teil der Geschichte.“ Mit einem sehr schonenden Verfahren konnte man sich aber auf einen Kompromiss einigen.

Alle zusätzlichen Maßnahmen für den Zehntstadel beschloss der Gemeinderat wohl oder übel. Insgesamt belaufen sich die Mehrkosten im Vergleich zur ursprünglichen Kostenschätzung mittlerweile auf etwa 200.000 Euro, die Gesamtkosten liegen bei mehr als 3,6 Millionen Euro.

Bleibt die Frage: Kommt da noch mehr? Laut Architekt Sanwald müssen absehbar die neuen Dachlatten aufgrund der Verformungen des Gebäudes größer werden. Ansonsten sollten keine weiteren größeren Schäden auftauchen. Zumindest „nach oben hin“.

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