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Geplanter Dorfladen: Die Söhnstetter versuchen es ohne „Tante M“

Wenn alles gut läuft, soll der neue Söhnstetter Dorfladen im Frühjahr eröffnen. Anders als ursprünglich vorgesehen, werden die Gesellschafter auf eine Zusammenarbeit mit dem Franchise-Unternehmen „Tante M“ verzichten: die Auflagen des Unternehmens waren ihnen zu hoch.

Der Schwabe lässt sich nicht allzu gern etwas vorschreiben. Insofern ist die Entscheidung der Söhnstetterinnen und Söhnstetter nur konsequent: Sie werden bei ihrem Projekt Dorfladen auf eine Zusammenarbeit mit dem Franchise-Unternehmen „Tante M“ verzichten. Diesen Entschluss habe man Anfang des Jahres gefasst, erklären Sabine Lang und Katrin Bayer-Neuber, die mit vier weiteren Gesellschafterinnen und Gesellschaftern das Führungsteam des künftigen Dorfladens bilden.

Mir hat das Schwarz noch nie so richtig gefallen.

Katrin Bayer-Neuber, Mitglied Dorfladenführungsteam

Die Gründe dafür sind vielfältig, wobei sie sich alle mit einem Gefühl zusammenfassen lassen: Man passte nicht mehr zusammen, das Korsett der Franchise-Vorgaben wurde den Söhnstettern zu eng. Alle Bedingungen auf einmal schriftlich zusammengefasst zu sehen, habe ihnen zu denken gegeben. Und dabei sei es nicht nur um die Gebühren gegangen, die das Unternehmen von den Franchise-Nehmern verlangt: „Wir wollten gerne einen Söhnstetter Schreiner beauftragen, der uns zu Metallregalen geraten hatte“, erklärt Katrin Bayer-Neuber. Die seien nicht nur hygienischer, sondern auch günstiger. „Tante M“ habe aber auf Holzregale bestanden, der Schreiner wäre von deutlich weiter weg gekommen. Auch was die Wandfarbe anbelangt, gibt es die Vorgaben des Unternehmens. „Mir hat das Schwarz noch nie so richtig gefallen“, sagt Bayer-Neuber. Vor-Ort-Kontrollen hätten ebenfalls jederzeit stattfinden können, so Sabine Lang.

Alles wie geplant, nur ohne Korsett

Der Kontakt, sagt Bayer-Neuber, sei irgendwann „einfach unschön“ geworden. Und so habe man im Einvernehmen mit allen sechs Gesellschafterinnen und Gesellschaftern beschlossen, eigene Wege zu gehen. Die Handwerker kommen jetzt aus dem Ort, der Lebensmittellieferant, der sie als „Tante M“-Laden beliefert hätte, will das auch weiterhin tun. Zudem wird der Söhnstetter Dorfladen dennoch die digitale Kasse bekommen, die einen Selbstbedienungs-Betrieb erlaubt. „So können wir die Öffnungszeiten so wie geplant anbieten, können sie aber auch wieder einschränken, wenn der Bedarf zu bestimmten Uhrzeiten nicht da ist“, erklärt Sabine Lang. Unter den Franchise-Bedingungen sei das nicht möglich gewesen.

So können wir die Öffnungszeiten so wie geplant anbieten, können sie aber auch wieder einschränken, wenn der Bedarf zu bestimmten Uhrzeiten nicht da ist.

Sabine Lang, MItglied Dorfladenführungsteam

Das Führungsteam des Söhnstetter Dorfladens: von links Tina Teichmann, Katrin Bayer-Neuber, Sabine Lang, Manfred Petzl, Jule Häberle und Vanessa Maurer. Foto: Vanessa Maurer

An zwei Tagen in der Woche soll Verkaufspersonal vor Ort sein – zu Beginn noch täglich. Lang und Bayer-Neuber wollen so jedem, der wie gewohnt, „bei echten Menschen“ einkaufen will, diese Möglichkeit auch bieten. Zumal klar sei, dass der Laden auch ein Ort der Begegnung, gerade auch für die älteren Söhnstetter, sein soll. „Deshalb werden wir auch eine kleine Café-Ecke einrichten“, sagt Lang.

Das Kassensystem hat allerdings auch eine Lieferzeit von acht bis zehn Wochen.

Sabine Lang, MItglied Dorfladenführungsteam

„Tante M“ ist nun also aus dem Rennen, dafür sind die Fördergelder aus dem Leader-Programm, mit denen die Einrichtung des Ladens finanziert werden soll, bereits bewilligt. Der Elektriker ist derzeit für erste Arbeiten im Laden. Noch gibt es Abstimmungen mit dem Regierungspräsidium in Stuttgart, um richtig loslegen zu können. Hier muss laut Bayer-Neuber ein neuer Antrag gestellt werden. Wie lange das noch dauern wird? Ungewiss. „Das Kassensystem hat allerdings auch eine Lieferzeit von acht bis zehn Wochen“, sagt Sabine Lang.

Produkte aus der Region

Bis dahin können die Gesellschafter noch mit weiteren regionalen Lieferanten Kontakt aufnehmen. Dass Eier, Honig, Linsenprodukte und Backwaren aus der Gemeinde und der näheren Umgebung kommen sollen, steht jedenfalls bereits fest. Zudem haben sich bislang rund 200 stille Teilhaberinnen und Teilhaber bereit erklärt, sich an der Unternehmergesellschaft zu beteiligen, die hinter dem Dorfladen steht. Über Wochen und Monate hatte das Dorfladen-Team dafür an Haustüren geklingelt und Werbung gemacht.

Von außen hat sich bislang wenig getan. Die Gesellschafter hoffen aber, dass sie im Frühjahr ihren Dorfladen an der Söhnstetter Ortsdurchfahrt eröffnen können. Rudi Penk

Alles ist also auf dem Weg und den beiden Gesellschafterinnen ist im Gespräch deutlich anzumerken, dass sie sich irgendwie befreit fühlen. Über die künftigen Wandfarben muss sich das sechsköpfige Führungsteam jetzt freilich selbst einig werden. Daran wird das Projekt aber sicherlich nicht scheitern.

Kein Erfolgsgarant: „Tante M“-Laden in Dischingen gab auf

Ein Franchise-Unternehmen im Rücken ist keine Garantie für den Erfolg eines Dorfladens. Im Januar musste der Dischinger Tante-M-Laden wieder schließen. Er hatte nur ein Dreivierteljahr lang geöffnet. Der Betreiber nannte mehrere Gründe, unter anderem eine fehlende Nachfrage, festgelegte Abnahmemengen beim Lieferanten und Diebstahl im Laden.

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